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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Hauptattraktion für die Besucher abgeben, und ich dachte daran, daß nur ein glücklicher Zufall es verhindert hatte, daß heute morgen ein Gaffer über die Leiche stolperte und Gott und die Welt alarmierte. Im selben Moment fiel mir ein, daß niemand von uns den Domkapitular davon in Kenntnis gesetzt hatte, was geschehen war. Ein neuerlicher Fehler, der uns unterlaufen war; Doktor Federkiel, der Kapitular, würde nicht vorbeihören, wenn der Tratsch seine Ohren erreichte, daß des Nachts in der Kirche der Teufel los gewesen war. Und er würde keine Ruhe geben, bis er herausgefunden hatte, was den Grund dafür darstellte. Ich erschrak, als mir das Ausmaß unseres Versäumnisses bewußt wurde; schon nahm ich mir vor, Federkiel schnellstens aufzusuchen. Aber was sollte ich ihm erzählen? Unser Märchen vom wundersam aufgetauchten Kirchenschatz wohl kaum. Während ich noch an diesem neuerlichen Problem arbeitete, stockte mein Schritt unwillkürlich, und ich geriet in die Bahn eines der Ochsengefährte. Sein Lenker pfiff mir schrill zu, und ich sprang erschrocken zur Seite. Er neigte sich zu mir herab, als er seine Tiere an mir vorbeisteuerte, und rief: »Nichts für ungut, Herr. Ich wollte vermeiden, daß Euch die Ochsen auf die Zehen treten.«
    Ich blieb ein paar Augenblicke neben der Straße stehen und ließ ihn passieren, dann wanderte ich nachdenklich weiter. Es machte nicht viel Sinn, wenn ich den Domkapitular aufsuchte; er kannte mich kaum. Bestenfalls wußte er, daß ich im Unfrieden aus dem Dienst des Bischofs von Augsburg geschieden war, und dieser Umstand sprach nicht gerade für mich. Wenn ich ihm die Geschichte unterbreitete, klang sie noch verdächtiger, als wenn es einer der anderen getan hätte. Es war Hanns Altdorfers Aufgabe, Doktor Federkiel zu benachrichtigen. Ich nahm mir vor, den Stadtkämmerer so schnell wie möglich aufzusuchen und ihm unser neues Problem zu schildern. Zuerst stand jedoch Sebastian Löw auf der Liste. Ich stöhnte innerlich: Schon begann die Zeit zu drängen. Ich schritt ein wenig schneller aus.
    Wie mein Verwalter gesagt hatte, fand sich die Apotheke des Sebastian Löw schräg gegenüber des Rathauses. Es war nicht die einzige am Platz; zwei weitere befanden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Löws Haus bildete den Anfang des kleinen Gäßchens, das direkt zur Lände am Isarufer hinunterführte; der Eingang zu seinem Laden lag in der Gasse. Entlang der Hauptstraße grenzten ein schön geschmücktes Bürgerhaus und der mächtige Kasten des herzoglichen Zollhauses an seine Fassade; weitere prunkvolle Patrizierhäuser schlossen sich daran an. In der Gasse selbst war nicht zu erkennen, ob das Haus des Apothekers deren gesamte Länge einnahm oder ob sich ein weiteres Haus daran anschloß; die Mauer mit wenigen, schmalen Fenstern war einheitlich. Vielleicht verbarg sich ein kleiner Innenhof mit einem Kräutergarten dahinter.
    Ich bog in die enge Gasse ein; ihre rechte Seite lag im diffusen Sonnenlicht, das vom Nebel gestreut wurde, die linke im ebenso unscharf abgegrenzten Schatten. Löws Eingangstüre war ein dunklerer Umriß darin, in dem die metallenen Türbeschläge ein mattes Funkeln von sich gaben. Ich drückte den Riegel hinunter und stand in einem kurzen, düsteren Gang. Als ich die Tür hinter mir schloß, wurde er fast vollkommen dunkel. Ich zögerte einen Moment, bis sich meine Augen an das schlechte Licht gewöhnt hatten.
    Ich hörte kein Geräusch aus dem Inneren des Hauses. Unangenehm wurde ich mir der Möglichkeit bewußt, daß seine Bewohner vielleicht noch schliefen. Immerhin war es ein Feiertag. Ich blieb unschlüssig in dem schmalen Gang stehen.
    Dann hörte ich ein paar schnelle Schritte, und zu meiner Linken öffnete sich eine Tür und ließ durch ihre Öffnung das ungewisse Licht des Nebelmorgens in den Gang. Ich kniff die Augen zusammen und erspähte eine hochgewachsene Figur im Gegenlicht.
    »Guten Morgen«, sagte die Gestalt mit heller Stimme. »Was können wir für Euch tun?«
    Ich erkannte einen jungen Mann; er mochte vielleicht Daniels Alter haben. Ich fragte überrascht: »Seid Ihr Sebastian Löw?«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er fröhlich. »Ich bin sein Sohn. Wollt Ihr meinen Vater sprechen?«
    »Ich bitte darum.«
    »Wenn es sich um eine Arznei handelt, die Ihr kaufen wollt …« Er wies mit dem Kopf hinter sich in die Stube, auf deren Schwelle er stand. Ich hatte schon den scharfen Geruch der Tinkturen und Wässerchen

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