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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sagte Moniwid nüchtern. »Das ist mir schon in der Kirche aufgefallen.«
    »Leichter, als Euch zur Zusammenarbeit zu bewegen«, keuchte ich.
    »Ihr sollt Euren Willen in dieser Sache haben«, erwiderte er nach einer kurzen Pause. »Fragt meine Leute, aber tut es so, daß nichts über die ganze Geschichte herauskommt. Ich habe das Verschwinden der Gräfin Jagiello damit erklärt, daß die Prinzessin sie sofort zu sich befohlen habe. Ich denke, mein Gefolge hat es mir abgekauft.«
    »Ihr setzt mich in Erstaunen, Herr Moniwid«, sagte ich nicht ohne Sarkasmus.
    Diesmal zuckte er nur mit den Schultern. »Schließt daraus nicht, daß ich mit Eurer Person oder Euren Landsleuten einverstanden bin. Ich mag es nur, wenn einer sich wacker schlägt.«
    »Ich habe schon verstanden«, sagte ich.
    Er musterte mich nochmals eindringlich, dann gab er sich einen Ruck.
    »Wollt Ihr sogleich anfangen?« fragte er.
    »Nein; ich muß mich noch mit Hanns Altdorfer und dem Richter besprechen. Ich komme nach dem Mittag wieder. Bis dahin solltet Ihr Eurem Gefolge erklären, daß ich ein Landshuter Kaufmann bin, der ein paar Handelsbande knüpfen will.«
    »Derlei ist verboten, bevor der Hochzeitstroß eintrifft«, erinnerte er mich. »Alle Pfeffersäcke in der Stadt halten sich daran.«
    »Ich weiß. Ich bin eben ein wenig ehrgeiziger als meine Zunftgenossen; zumindest könnt Ihr es so darlegen. Das würde auch erklären, warum ich Euch jetzt aufgesucht habe.«
    »Ihr hattet es Euch schon zurechtgelegt, nicht wahr?«
    Ich hob die Hände, und er grinste widerwillig.
    »Einverstanden«, brummte er.
    Ich nickte, und wir trennten uns wortlos. Ich war schon aus dem Schatten wieder hinaus in das Sonnenlicht getreten, als er mir nachrief: »He, Herr Kaufmann!«
    Ich drehte mich um. Er stand am Rand der Schattenfläche und hatte beide Fäuste in die Hüften gestemmt.
    »Der Termin bleibt, hört Ihr?« rief er fast fröhlich. »Der Termin bleibt.«
    Ich nickte nochmals und holte mein Pferd.
    »Um Gottes willen«, flüsterte Hanns Altdorfer, und seine schlaksige Gestalt, die er in seinen unbequemen Stuhl gefaltet hatte, sackte zusammen. »Bist du dir sicher, daß die Folgerung des jungen Mannes stimmt?«
    »Natürlich; ich habe alles selbst nachgeprüft«, knurrte ich. »Was für eine Frage, Hanns! Wie soll ich mir sicher sein? Habe ich in solchen Dingen Erfahrung? Ich glaube ihm einfach; warum sollte er mir eine solche Lüge erzählen?«
    Er zuckte mit den Schultern und machte ein unglückliches Gesicht.
    »Kannst du dir vorstellen, was das zu bedeuten hat?« flüsterte er.
    »Im Augenblick kann ich mir noch nicht einmal recht vorstellen, was der Täter für Gründe hatte.«
    »Aber warum diese … diese …«
    »Schlächterei?« vollendete ich für ihn. »Vielleicht war es nur ein Verrückter.«
    Ich konnte ihm ansehen, daß er innerlich erschauerte. Sein Gesicht war für ein paar Momente ein offenes Buch, als er sich vorzustellen versuchte, was den Täter getrieben haben mochte. Ich beschloß, ihm den Gedanken nahezubringen, mit dem ich heute morgen erwacht war.
    »Hast du dir schon einmal überlegt, daß es auch ein gezielter Versuch sein kann, die Hochzeit zum Scheitern zu bringen?« fragte ich. Er riß die Augen auf.
    »Denk nur an die Reaktion Moniwids; wer weiß, wie viele von den Polen so denken wie er. Und wie viele Landshuter.«
    »Aber eine solche Tat zu begehen, um die Hochzeit zu behindern …«
    »Es lohnt sich doch«, sagte ich gelassener, als ich mich fühlte. »Selbst wenn die Hochzeit dadurch nicht verhindert wird, dürfte es die Beziehungen zwischen Kasimir von Polen und Herzog Ludwig deutlich verschlechtern. Moniwid hat gesagt, die Tote sei äußerst beliebt bei Hofe gewesen. In der Politik muß man manchmal in kleinen Schritten planen.«
    »Es graust mich, wenn ich dich so reden höre«, warf er mir vor. Ich zuckte mit den Schultern. Er griff mit den Händen vor sich in die Luft, als müßte er den nächsten Gedanken einfangen.
    »Aber warum hat der Täter dann nicht selbst … Du weißt, was ich meine; warum hat er sie nicht selbst … berührt?« brachte er hervor. Ich kehrte die Handflächen nach oben. Ich wußte es nicht.
    »Und wie brachte er die Gräfin dazu, des Nachts in die Kirche zu kommen? Woher wußte er überhaupt, wer sie war?« ergänzte ich.
    »Das ist einfach«, sagte Altdorfer, ohne lange nachzudenken. »Er kannte sie.« Dann verstummte er und sah mich betroffen an.
    »Und sie ihn«, sagte ich. »Was darauf

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