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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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im Verlauf der Hochzeit am Spieß«, sagte ich.
    »Wahrscheinlich. Wenngleich ihn die Fürsten und Herrschaften zu zäh finden würden; für sie sind zartere Bissen gerichtet. Er kommt aus dem Volk und wird wohl zum Volk zurückkehren.«
    »Welches sein zähes Fleisch mit Schwarzbrot verzehren und mit billigem bayrischen Wein hinunterspülen wird, während die edlen Damen und Herren süßes Weißbrot essen und ihre Gaumen mit Muskateller und Malvasier benetzen«, vollendete ich boshaft. Altdorfer erlaubte sich ein Grinsen. Nach einem kurzen Moment wurde er wieder ernst.
    »Laß uns weiterarbeiten«, sagte er. »Du siehst ja, was hier los ist. Irgend jemand muß sich auch noch um die Holzversorgung kümmern. Der Kanzler hat schon zwei Holzmeister bestellen lassen, und ich muß mit ihnen über einen geeigneten Stapelplatz sprechen. Sie möchten das Holz in der Freyung aufschichten; ich fürchte, der Platz dort wird nicht ausreichen. Aber zuerst möchte ich mich noch mit dir beraten.«
    »Du hast recht, Hanns«, seufzte ich. »Wir können uns keinen Fehler erlauben. Wenn wir versagen, sind hier eindeutig zu viele Gänse angeliefert worden.«
    Bis wir das Rathaus betraten, hatte sich Hanns Altdorfers Freude über den reibungslosen Beginn der Hochzeitsvorbereitungen wieder gelegt. Er war zugleich aufgebracht und mutlos, als wir uns in sein Zimmer begaben.
    »Der Kanzler und der Richter haben uns im Stich gelassen, findest du nicht auch?« brummte er, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Wir stehen mit dem Fall ganz allein da.«
    »Wir brauchen sie nicht«, sagte ich. »Wenn sie nicht in Landshut sind, kann ihnen auch nichts zustoßen. Betrachte es einmal von der Seite.«
    Er lachte freudlos auf.
    »Wenn das so ist, sollte ich mir auch irgendwo anders etwas Dringendes zu tun suchen«, keuchte er. »Am besten in Ägypten.«
    Ich erwiderte nichts, und er sah mich ernst an und erklärte: »Das war nur so dahingesagt. Ich lasse dich nicht hängen; schließlich habe ich dich in die ganze Sache verwickelt.«
    Ich hätte gerne abgewinkt und geprahlt, daß ich ihn nicht brauche und daß es das Beste sei, wenn er die Stadt ebenfalls verließe. Aber ich schwieg; ich wußte, daß ich seine Hilfe noch benötigen würde.
    »Was geschieht nun?« fragte er schließlich.
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Ich denke darüber nach, was ich vor fünfzehn Jahren getan hätte.«
    »Und was ist das?«
    »Wir verfolgen die Spur weiter, die wir bisher haben «, erklärte ich, ohne mir meiner Sache ganz sicher zu sein. »Wir haben Gäste aus der Umgebung des polnischen Hofes in der herzoglichen Stadtresidenz; der Täter kann sich darunter befinden. Wir haben weiterhin den polnischen Botschafter mit seinem Gefolge im Haus Walthers vom Feld, den wir nicht außer acht lassen dürfen. Befinden sich sonst in irgendeinem Quartier in der Stadt Polen?«
    Altdorfer bückte sich unter seinen Tisch, ohne mir zu antworten. Er kam mit einer großen pergamentenen Rolle wieder zum Vorschein und hielt sie in die Höhe.
    »Der Häuserplan«, sagte er. »Ich habe alle Quartiernehmer eingezeichnet, um den Überblick zu behalten.« Er wischte die Federn und den Sandstreuer auf dem Tisch beiseite und breitete den Plan aus.
    Es war ein Stadtplan, in dem alle Häuser und Anwesen in der Stadt in Parzellen eingezeichnet waren; die offiziellen Behausungen außerhalb der Stadtmauern, die nicht von Pfahlbürgern errichtet worden waren, fanden sich ebenfalls darin. Jemand hatte mit schwarzer Tusche in jede Parzelle den Namen des Besitzers geschrieben; ich fand Hanns Altdorfers Namen dort, wo sein Haus stand, und ich entdeckte ebenfalls die Namen Löw und Oberndorf er und etliche andere, die mir bekannt waren. Der Stadtkämmerer schien die Beschriftung ständig zu erneuern: Bei einigen der Namen konnte man erkennen, daß sie über einer Stelle standen, an der man einen anderen Namen ausgekratzt hatte. Ich sah wieder hoch und stellte fest, daß Hanns Altdorfer ein selbstzufriedenes Gesicht machte.
    »Ich nehme an, der Plan ist auf dem neuesten Stand«, sagte ich, um ihm eine Freude zu machen. Er nickte mit Nachdruck.
    »Er stammt noch aus den Zeiten des Stadtkämmerers Pätzinger, vor mehr als zehn Jahren. Ich habe damals schon als einer seiner Schreiber mit diesem Plan gearbeitet.«
    »Was bedeuten die in rot eingetragenen Namen neben denen der eigentlichen Besitzer?«
    »Das«, erklärte er stolz, »sind die Namen der Gäste oder Delegationen, die für die

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