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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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freizuräumen. Der Wachführer der Torwache feuerte sie mit phantasievollen Beschimpfungen an, die der gaffenden Menge ab und zu ein schadenfrohes Gelächter entlockten.
    Es war klar, daß die Räumungsarbeiten noch eine Weile in Anspruch nehmen würden. Ich trieb mein Pferd an den Stadeln und Malztennen vor der Heilig-Geist-Kirche vorbei in die Neustadt hinüber und verließ die Stadt durch das Kapuzinertor, das nur eine Viertelmeile weiter flußabwärts lag. Es war ein Umweg, denn das kleine Wehr über die Isar, das hinter dem Kapuzinertor lag, führte nur zu den Bleichmühlen auf der Flußinsel und war für alle Passanten außer den Tuchmachern und Färbern gesperrt; ich mußte daher an der Stadtmauer entlang wieder flußaufwärts reiten, um zum Inneren Isartor und der ersten der beiden Brücken zu gelangen. Aber ich hatte den Eindruck, daß ich auf diese Weise immer noch schneller war, als wenn ich auf die Erledigung der Sisyphusarbeit am Spitaler Tor gewartet hätte.
    Das Wehr, das einen Teil des Isarwassers aus dem südlichen Flußarm durch den Bleichgraben in den nördlichen Flußarm umleitete, war wie der Graben selbst auf Anforderung der Tuchmachergilde erstellt worden. Das Wasser, das durch den Graben lief, betrieb die Bleichmühlen, deren Klopfen man an den Tagen vor einem Wetterumschwung bis zu meinem Hof hinaus hören konnte. Im allgemeinen war das diesseitige Flußufer immer mit ein paar johlenden jungen Burschen besetzt; nicht wenige Frauen arbeiteten als Bleicherinnen in den Mühlen, und an warmen Tagen schlugen und drehten sie die Tuche in großen Zubern am jenseitigen Flußufer, während ihre triefend nassen Schürzen eng an ihren Körpern klebten und mehr enthüllten als verbargen. Ich hatte aufgrund der schlechten Witterung nicht erwartet, daß sich jemand am Flußufer aufhalten würde; um so erstaunter war ich, wenigstens zwei Dutzend Menschen vorzufinden, die sich am Wasser drängten und die Hälse ausrenkten; selbst ein paar von den Torwachen waren darunter. Sie wichen auseinander, als sie die Hufe meines Pferdes hörten, und mein Gaul betrat von selbst die Gasse, die sie bildeten. Auf seinem Rücken hatte ich einen Ehrenplatz, um das Geschehen zu beobachten.
    Das Wehr war im wesentlichen eine gerade Reihe aus mächtigen Holzpfählen, die in Abständen in den Flußboden getrieben waren. An ihnen waren Bohlen befestigt, die das Wasser in den Bleichgraben umleiteten, und ein wackliger Steg, der über die Wehrkrone zur Flußinsel hinüber führte. Je nach Wasserstand mußten Bohlen hinzugefügt oder weggenommen werden, um die Menge des abgeleiteten Wassers zu kontrollieren. Es war eine Aufgabe, die einige Erfahrung verlangte: Besonders im Frühjahr konnten sich die Wassermengen, die der Fluß transportierte, rasch ändern, und wenn man die Änderungen nicht im Ansatz erkannte und so schnell wie möglich handelte, konnte von einem katastrophalen Rückstau, einem Bruch des Wehrs bis zu einem kurzfristigen dramatischen Sinken des Wasserspiegels hinter dem Wehr alles passieren. Im Wasser treibende Aste und sonstiges Bruchholz waren eine weitere Gefahr, die sofort beseitigt werden mußte, wollte man nicht Schäden an der Konstruktion des Wehrs riskieren. Die Tuchmacher hatten aus diesen Gründen eine ständige Wache auf dem Wehr postiert, ein kleines Häuflein kräftiger Männer, die mit ihrem Hiersein ganz nebenbei auch noch verhinderten, daß Unbefugte das Wehr benutzten, um auf die Insel zu gelangen.
    Zwei dieser Männer waren im Augenblick damit beschäftigt, eine Schlinge um einen Gegenstand zu werfen, den der Wasserdruck gegen das Wehr preßte. Sie stießen mit langen Stangen hinab, um die Schlinge fachgerecht befestigen zu können; man konnte es dumpf poltern hören, wenn das Treibgut sich herumdrehte und wieder gegen die Bohlen schlug. Plötzlich kam der Gegenstand einen Augenblick an die Wasseroberfläche und rollte herum, und ich erkannte, daß es ein menschlicher Körper war. Während ich noch schockiert den Bemühungen zusah, die Wasserleiche zu bergen, wurde mir klar, daß sich die Zuschauer ihretwegen hier eingefunden hatten – die Beseitigung eines ausgerissenen Baumstammes hätte sicherlich keinen Hund hinter dem Ofen hervorgelockt.
    Schließlich gelang es, die Schlinge so festzumachen, daß ihr Sitz den Anforderungen der beiden Wehrhüter entsprach. Sie packten das Hanfseil zu zweit und zogen die Leiche am Wehr entlang auf das diesseitige Ufer zu. Das Wasser wurde rasch seichter, je

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