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Der Tuchhändler (German Edition)

Der Tuchhändler (German Edition)

Titel: Der Tuchhändler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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näher sie dem Ufer kamen; bald lief der aufgeschwemmte Körper auf Grund und widersetzte sich allen Bemühungen, dem Zug des Seils zu folgen. Die beiden Männer fluchten und machten Anstalten, in das Wasser hineinzuwaten; zögernd folgten ihnen ein paar jüngere Zuschauer, und gemeinsam gelang es ihnen, die Leiche bald schleifend, bald rollend über den Kies an Land zu bringen. Die Menschen wichen zurück, als sie völlig im Freien lag, nur um gleich darauf einen noch dichteren Ring darum zu schließen. Ich auf meinem Gaul behielt trotzdem mühelos den Überblick, wenn ich auch nicht besonders begierig darauf war.
    Es handelte sich um einen Mann, wenngleich nur die Kleidung diesen Umstand verriet und nicht sein Gesicht; soweit man ein Gesicht nennen konnte, was sich zwischen einem nassen Schopf dunkler Haare und dem Kragen seines Kittels befand. Er mußte schon seit mehreren Tagen im Wasser gelegen haben, und die Fische hatten sich an dem gütlich getan, wozu ihnen die Kleider den Zugang nicht verwehrten. Die Wehrhüter hatten ihn auf den Rücken gelegt, und seine Arme standen steif und halb abgewinkelt in die Höhe, als wolle er sein Erstaunen darüber ausdrücken, daß man ihn aus dem Wasser gezogen hatte. Das Wasser rann in kleinen Bächen an ihm herab.
    Die Empfindsameren unter den Zuschauern wandten die Köpfe ab oder machten das Kreuzzeichen; die jungen Männer, die den Wehrhütern geholfen hatten, wischten sich die Hände an ihren Hosenbeinen ab und versuchten, ihren Ekel vor dem aufgedunsenen Leib zu verbergen. Alle standen tatenlos um die Leiche herum und starrten auf sie hinab; wenn die Fische seine Augen nicht schon aufgefressen hätten und der Tote wundersamerweise wieder zum Leben erwacht wäre, hätten ihn die vielen Gesichter vermutlich sofort wieder zu Tode erschreckt.
    Die Torwachen erinnerten sich ihrer Pflicht und drängten nach vorne, um die Zuschauer zurückzuschieben. Einer lief zum Tor zurück und kam gleich darauf in Begleitung seines Wachführers wieder zum Ufer.
    »Den hier haben sie eben aus dem Wasser gezogen«, hörte ich ihn sagen.
    Der Wachführer betrachtete die Leiche mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Weiß jemand, wer es ist?« fragte er leise.
    »So würde ihn doch nicht einmal seine eigene Mutter wiedererkennen. «
    »Durchsucht ihn«, befahl der Wachführer.
    Seine Männer sahen sich unangenehm berührt an. Es war klar, daß sich keiner darum riß, dem Toten in die Taschen zu fassen. Schließlich ermannte sich einer von ihnen, legte seinen Spieß nieder und kniete sich neben der Leiche auf den Boden. Er starrte einen Moment lang in das zerstörte Gesicht, und ich war froh, daß ich weit genug entfernt war, um von den Details verschont zu bleiben. Er schluckte und tastete den Körper vorsichtig ab. Ich hatte fast erwartet, daß das aufgeschwemmte Fleisch nachgeben und einen fauligen Geruch verströmen würde, der in Sekundenschnelle alle Gaffer vertriebe, aber es geschah nichts dergleichen. Die tastenden Hände des Wappners erreichten den Rock, der von den aufgequollenen Schenkeln zurückgeschlagen war, und strichen ihn glatt. Sie fanden zwei Taschen und fuhren hinein, aber die Taschen waren leer. Sichtlich erleichtert, erhob sich der Wappner und trat so rasch zurück, daß niemand auf den Gedanken kommen konnte, ihn zu gründlicherer Suche anzuspornen.
    »Nichts«, meldete er.
    »Dreht ihn um«, befahl der Wachführer ungerührt.
    Nach einigem Hin und Her bohrten sie ihre Spieße unter dem Toten in den Kies und benutzten sie als Hebel, um den Körper herumzuwuchten. Die Männer, die als Wache auf dem Wehr arbeiteten, beobachteten sie amüsiert. Sichtlich waren sie den Umgang mit Wasserleichen gewöhnt, aber da niemand sie zur Hilfe aufforderte, hielten sie sich im Hintergrund und hatten ihren Spaß an den bleichen Gesichtern der Wappner. Der Tote drehte sich steif und widerwillig auf die Seite, zögerte einen Moment und plumpste dann auf den Bauch, die Arme eingestemmt, als würde er im nächsten Moment einen Liegestütz machen. Die Sehnen und Muskeln gaben unter dem Gewicht des Körpers nach, und die Arme bogen sich zur Seite, bis er flach auf dem Gesicht lag. Eine Lache breitete sich unter ihm aus und versickerte rasch zwischen den Steinen.
    Einer der Zuschauer deutete auf den Hinterkopf des Toten. Das Haar war naß und lag eng am Schädel an. Man konnte deutlich die große Delle knapp über der Stelle sehen, an der der Kopf in das Genick überging.
    Der Wachführer trat selbst

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