Der Turm der Könige
umschreiben, die eine Feindschaft
per saecula saeculorum
einforderten, und bestimmte die Grenzen so, dass der Bereich der Sahara mit der Stadtgründung Santa Cruz de la Mar Pequeña auch weiterhin zum spanischen Königreich gehörte. So erreichte er, dass seine Berater ihn bei der Aushandlung eines Friedensvertrags unterstützten, der es den Spaniern ermöglichen sollte, jenseits der Meerenge frei zu reisen und zu handeln, ohne dass ihr Leben in Gefahr war.
Dem König standen die Haare zu Berge, wenn er nur daran dachte, dass sich Sultan Mohammed Ibn Abdallah womöglich von den großzügigen Gunstbezeugungen der englischen Armee beeindrucken lassen könnte oder in der britischen Gewohnheit, Tee zu trinken, eine Art Bruderschaft zwischen den beiden Völkern sähe. Karl III . konnte nicht zulassen, dass die Marokkaner im Falle einer Auseinandersetzung zwischen Spanien und England nicht auf seiner Seite standen.
Um die Freundschaft zu festigen, entsandte der König Pater Bartolomé Girón, bekannt für seine Diplomatie und seinen Charme, mit einer Liste von Bitten und einem Sack Kakao aus Westindien zum Hof des Sultans. Er wollte ihn auf seine Seite bringen und ihn davon überzeugen, dass es viel gesünder sei, ein Getränk aus diesen Früchten zu bereiten, als diesen bitteren Kräuteraufguss zu trinken. Von Letzterem war der Sultan nicht sehr überzeugt, doch schien er bereit, über Ersteres zu verhandeln. Daher schickte er Sidi Ahmet-el-Gazel, den marokkanischen Gesandten am Hof in Madrid, um Gespräche mit dem spanischen Herrscher zu führen. Dieser hatte ihn und sein großes Gefolge nach der Audienz eingeladen, die schönsten Gegenden Spaniens zu bereisen, und alle Städte nachdrücklich gebeten, ihm alle erdenkliche Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und ihn wie einen König zu behandeln.
Die Giralda wurde mit Fahnen, Bannern und Wimpeln geschmückt, die vom Glockenturm und den Balkonen herabhingen. Der Bürgermeister ordnete an, die Straßen, durch die das Gefolge ziehen würde, mit Seidenstoffen in den Nationalfarben beider Länder herauszuputzen. Vor dem Rathaus wurde ein Himmelstableau arrangiert, mit einem riesigen Globus, den Jahreszeiten, den Sternkreiszeichen und sämtlichen bekannten oder auch weniger bekannten Personen der griechischen und römischen Mythologie.
Die Händler nutzten das Ereignis, um zu demonstrieren, wie gut ihre Geschäfte liefen, und stellten ein lebendes Bild aus bukolischen Gestalten, die zwischen Blumen, Tieren und Grotten tanzten. Die Hutmacher warfen Hüte von einem provisorischen Bogen, den sie am Beginn der Calle Génova errichteten, und die Tuchhändler verteilten goldenes Seidenband vor dem Palast des Almirante de Castilla. Die Böttcher und Zimmerleute hatten sich damit begnügt, die Arkaden von Santa Marta und den erzbischöflichen Palast zu schmücken, weil sie befürchteten, dass es zu einem Unglück kommen könnte, wenn sie ihre Produkte in die Menge warfen.
Der marokkanische Botschafter wurde auf einer goldenen Sänfte von vier tiefschwarzen Sklaven mit glänzenden Oberkörpern getragen, die lediglich grünseidene Hosen mit dazu passenden Turbanen trugen. Neben ihnen gingen zwei Elefanten, eine Giraffe und ein mit Lederriemen gefesselter Löwe. Drei schöne junge Mädchen mit schwarzen Mandelaugen und verlockenden Kurven trugen auf roten Samtkissen faustgroße Rubine vor sich her, die der Botschafter als Gastgeschenk mitgebracht hatte. Durch die transparenten Vorhänge war die Gestalt Sidi Ahmet-el-Gazels zu erkennen. Auf Daunenkissen ruhend, verspeiste er Trauben, die er im Rhythmus der Musik des Orchesters, das ihm folgte, vornehm mit Daumen und Zeigefinger abpflückte.
Abel schlug sich irgendwie zu dem Brunnen auf der Plaza de San Francisco durch. Er war schrecklich durstig, und seine Unterlippe brannte. Er quetschte sich durch die Menschenmenge, die in einem fort »Hoch lebe der Botschafter!« rief, und kauerte sich hin, um die Wunde auszuwaschen.
»Verschwinde, Junge«, knurrte ein dickbäuchiger, rotnasiger Kerl, der mit einem Krug in der Hand auf ihn zukam. »Das ist nichts für Kinder.«
Der Mann hielt den Krug unter einen Strahl des Brunnens, füllte ihn bis zum Rand und setzte ihn an die Lippen. Er trank ihn in einem Zug aus und rülpste dann laut.
»Prost!«, brüllte er unter dem Gelächter der Umstehenden, die ihn nachzuäffen begannen.
Da merkte Abel, dass aus den vier Hähnen des Brunnens Rotwein, Weißwein und Most sprudelte. Nur aus einem
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