Der Turm der Seelen

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Autoren: Phil Rickman

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Stadträtin versucht hat, die Sache gemeinsam mit der Dienststelle unter der Hand zu regeln, ist was an die Presse durchgesickert. Betretene Gesichter auf allen Seiten. Das ist David Shelbone: ein unerschütterlicher Christ und absolut unbestechlich.»
    «Und was ist daran schlecht?»
    Charlie grinste. «Oh, das ist überhaupt nicht schlecht. Es ist gut, es ist außergewöhnlich – und genau das ist der springende Punkt. In der Kommunalverwaltung ist ein hochreligiöser Mann, der keine Lüge über die Lippen bringt und nicht über Unehrlichkeiten gleich welcher Art hinwegsehen kann, sogar
äußerst
außergewöhnlich.»
    «Sie meinen, er geht einem so richtig auf die Nerven.»
    «Ganz recht. Alle haben gedacht, dass er im Zuge der Verwaltungsreform,mh, nennen wir es mal
versetzt
würde, aber er hat überlebt.»
    «Er kümmert sich um historische Gebäude, sorgt dafür, dass sie nicht abgerissen oder ohne Genehmigung umgebaut werden
»
, hatte Hazel Shelbone in der Kirche gesagt.
«Vergangenes Jahr haben sie ihm die Frühpensionierung angeboten, aber er meinte, er wüsste nicht, was er dann mit sich anfangen soll.»
    Merrily leckte sich ein bisschen Marmelade vom Finger. «Seine Frau hat angedeutet, dass er unter Druck gestanden hat.» Er hatte unter Migräneanfällen gelitten, hatte Hazel erklärt. «Möglicherweise gibt es bei den Shelbones schon länger Probleme.»
    Eigentlich war alles, was Mrs. Shelbone ihr gesagt hatte, vertraulich gewesen, aber Charlie Howe erwartete bestimmt eine Gegenleistung für seine Informationen.
    «Unter Druck», sagte er. «Tja, das kann man wohl sagen. Bruder Shelbone steht unter erheblichem Druck. Da muss man nur an Barnchurch denken.»
    «Das neue Gewerbegebiet hinter Belmont?»
    «Die Leute machen einen Riesenaufstand deswegen», sagte Charlie.
    «Es sieht aber auch wirklich grässlich aus», sagte Merrily. «Es ist noch gar nicht lange her, da war Hereford noch eine ländliche Kleinstadt. Ich meine, brauchen wir wirklich alle paar hundert Meter einen Supermarkt? Einen Baumarkt? Einen Elektro-Megastore? Das kommt mir vor wie eine Art Einkaufsfegefeuer zwischen dem ländlichen Naturparadies und der Hölle des Straßenverkehrs.»
    «Sieh an, sieh an», sagte Charlie.
    «Ist nicht persönlich gemeint.» Er faltete die Hände hinter dem Kopf und lehnte sich zurück. «Was wissen Sie über die Ursprünge von Barnchurch?»
    «Feld, Wald und Wiesen, in denen Vögel und Tiere ihren Lebensraum hatten.»
    «Und haben Sie schon mal was von Gethyn Bonner gehört?»
    «Nein, noch nie.»
    «Ich dachte, Sie wissen über ihn Bescheid. War ein Wanderprediger. Ist in den 1890ern oder so hier heraufgekommen.»
    «Solche gab’s damals wie Sand am Meer.»
    «Das erzählen Sie mal gewissen Kollegen von mir. Oder dem Denkmalsamt.»
    «Ich verstehe nicht ganz.»
    «Gethyn Bonner hat aufwieglerische Predigten gehalten und eine enorm große Anhängerschaft. Die meisten stammten aus Merthyr Tydfil und sahen in Hereford den Ort, an dem Milch und Honig fließen.»
    «So wie Sie auch.»
    Charlie trank einen Schluck Kaffee. «Er hatte keine Kapelle, aber ein Bauer namens Leathem Baxter, ein guter Christ, hatte eine leerstehende Scheune. Also haben sich ein paar Biedermänner aus dem Ort, zu denen auch ein Bauunternehmer gehörte, zum Einsatz verabredet und ein großes pseudogotisches Spitzbogenfenster in die Rückwand eingesetzt, und so wurde aus Leatham Baxters Scheune im null Komma nichts eine richtig schöne Kirche.»
    «Barnchurch.»
    «Genau. Tja, mit der Zeit fällt Gethyn Bonner dann in Ungnade, wie es diesen Kerlen ja schnell mal passiert, und zieht weiter nach Birmingham oder sonst wohin. Dann stirbt Leathem Baxter, und aus der Kirche wird wieder eine Scheune, und das gotische Fenster wird zugemauert … und die ganze Geschichte wird bis zum Anbruch des dritten Jahrtausends vollständig vergessen.»
    «Und, sehet, es kamen die Bauinvestoren …», sagte Merrily.
    «Barnchurch Gewerbegebiet Bauabschnitt eins. Alles soll rechtzeitig für die nächsten Weihnachtseinkäufe fertig sein. Bauabschnitt zwei allerdings … der macht Probleme. Und was ist daseinzige Hindernis? Ein heruntergekommenes Landwirtschaftsgebäude, nicht mal besonders alt – viktorianischer Backstein –, das sowieso kurz vorm Einsturz steht.»
    «Ich verstehe», sagte Merrily.
    «Und noch bevor überhaupt mit dem Bauabschnitt eins begonnen wurde, war den Investoren von den Stadtplanern in Hereford versichert worden,