Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Mühe machte, sie mit widersprüchlichen Informationen zu versorgen, dann hätte sie gesagt, dass es ihm offenkundig Spaß machte, ein bisschen Ärger anzuzetteln, damit endlich mal Leben in die Bude kam.
    «Wahnsinn», sagte sie.
    «So, und jetzt sind Sie mit Erzählen dran.» Charlie warf einen Blick über die Schulter. «Alles klar: keine Zeugen.»
    «Also   … mh   … wo fange ich am besten an? Könnte gut sein, dass David Shelbone in Zukunft keine Weihnachtskarten mehr von Allan Henrys Firma bekommt.»
    Charlie schenkte sich Kaffee nach. «Sind Sie Allan Henry schon einmal persönlich begegnet, Merrily?»
    «Er geht nicht in meine Kirche.»
    «Henry ist ein sehr ehrgeiziger Mann, und er hat das Glück auf seiner Seite. Nachdem er einige Jahre lang als kleiner Bauunternehmer nur bescheidenen Erfolg hatte, hat sich seine Firma plötzlich entwickelt. Er hat Colin Connellys Werkstatt hinter Holmer übernommen, als Colin seinen Unfall hatte. Und ab da lief für Henry alles wie von selbst. Ein paar reichlich fragwürdige Bauprojekte in ausgewiesenen Landschaftsschutzgebieten, aber er hat sie durchgesetzt. Auf die eine oder andere Art.»
    «Mmh   … wollen Sie damit sagen, dass er auf eine Weise zu Erfolg gekommen ist, die Sie in Ihrem früheren Beruf vielleicht interessiert hätte?»
    Charlie Howe sagte sehr langsam: «Ich sage nichts, was einen meiner Kollegen vom Stadtrat belasten könnte.»
    «Ich verstehe», sagte Merrily.
    Charlie trank seine zweite Tasse Kaffee leer.
    «Also könnte sich David Shelbone ziemlich viele Feinde gemacht haben.»
    «Das habe ich ja schon gesagt.»
    «Warum erzählen Sie ausgerechnet mir das alles?»
    Er legte kurz das Gesicht in die Hände, massierte sich mit den Fingerspitzen die Stirn und sah sie dann an.
    «Ich habe niemanden sonst, dem ich es erzählen könnte», sagte er. «Das Letzte, was Annie will, ist, ihren Vater am Hals zu haben. Und die meisten Leute, mit denen ich sonst zu tun habe   … na ja, man weiß nie, wem man was sagen darf, verstehen Sie, was ich meine?»
    «Was ist mit Ihrer   … mit Annies Mutter?»
    «Oh, das war eine Polizistenehe. Durchschnittliche Lebenserwartung fünf Jahre. Jetzt, wo so viele Frauen berufstätig sind, istdas besser. Da kann man sich eine aussuchen, die Verständnis für Schichtdienste und Nachteinsätze hat und dafür, dass man seinen Jahresurlaub auf Ibiza absagen muss, weil man als Zeuge vor den Landesgerichtshof in Worcester gerufen wird. Damals gab es fast ausschließlich Vollzeit-Hausfrauen und Vollzeit-Mütter, die so etwas überhaupt nicht toleriert haben.»
    «Das tut mir leid.»
    Er grinste. «Das können Sie sich sparen, Frau Pfarrer. Ich hatte in den fünfundzwanzig Jahren ohne ehelichen Anhang viel mehr Spaß am Leben als in der Zeit mit ihr. Ist ja auch egal   …. Jedenfalls hat mir Ihre Art gefallen, als ich Sie dort in der Schule kennengelernt habe, und ich dachte, wir wären möglicherweise in manchen Dingen auf der gleichen Wellenlänge. Und dann noch das junge Mädchen, das sich umbringen wollte – das hat den Ausschlag gegeben.»
    «Tja   … danke.»
    «Ich mag diesen Henry nicht besonders», sagte er. «Weder als Geschäftsmann noch als   … Mann.»
    «Weil?»
    «Weil er skrupellos und nachtragend ist, um nur das Naheliegendste zu nennen. Über den Rest muss ich noch genauer nachdenken.»
    «Und Layla Riddock ist nicht seine Tochter.»
    «Er hat sie jedenfalls großgezogen», sagte Charlie, «oder nicht?»
    «Das weiß ich nicht.»
    «Genau weiß ich es auch nicht. Keine Ahnung, wie lange er und Shirley Riddock schon zusammen sind. Aber man macht sich so seine Gedanken, nicht wahr?»
    «Es muss ihn sehr enttäuscht haben, als gewisse Leute David Shelbone nicht vom vorzeitigen Ruhestand überzeugen konnten.» Merrily brach ein Stückchen von ihrem Scone ab undlegte es dann wieder auf den Teller. «Oh, das ist doch alles lächerlich.»
    «Nichts ist lächerlich», sagte Charlie Howe. «Hallo?»
    Merrily sah auf. Ein Mann kam von der Rezeption aus auf sie zu.
    «Wen haben wir denn da?», sagte Charlie.
    Es war DS Andy Mumford von der Hereforder Kripo. Am Ende seiner Karriere zum Detective Sergeant befördert worden zu sein, hatte ihm wohl neuen Auftrieb verliehen, denn er war schlanker geworden. Leider wirkte er dadurch nur noch melancholischer als ohnehin schon.
    «Andrew Mumford, so wahr ich hier sitze!» Charlie strahlte, stand aber nicht auf. «Ist das jetzt Ihr neues Stammlokal, mein Guter, nach Ihrer

Weitere Kostenlose Bücher