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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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die ausgetrockneten Lippen.
    «Sogar einzigartig, aus unserer Sicht. Als ob man ein Geschenk mit einer hübschen Schleife überreicht bekäme.» Howe stand aufund sah auf Merrily hinunter. «Wir wissen sogar, dass das Ereignis sechzehn Minuten vor Gerard Stocks Anruf hier stattgefunden hatte, bei dem er sich zur Mordkommission durchstellen ließ und DC Little darüber informierte, dass er gerade seine Frau abgeschlachtet hatte.»
     
    Es war ein Verhörraum für Verdächtige, das machte es nicht unbedingt besser. DI Bliss war ungefähr so alt wie Lol, hatte rotes Haar und eine redselige Art, und auch das machte es nicht besser.
    «Ich bringe Ihnen noch eine Tasse Tee», sagte DI Bliss.
    «Nein danke, es geht schon.»
    «Das stimmt nicht, und das wissen Sie auch. Sie stehen unter Schock. Da würde jeder einen Schock kriegen.» Bliss saß auf der Tischkante. «Tut mir leid, dass wir diesen Raum nehmen müssen, aber ich bin nicht hier stationiert, also habe ich hier auch kein Büro. Kennen Sie Merrily schon lange?»
    «Etwas über ein Jahr.»
    «Und Sie haben sich heute Vormittag ganz zufällig in diesem Dorf getroffen, nachdem Sie sich ein paar Monate nicht gesehen hatten, und da hat sie Ihnen erzählt, was sie vorhat, und Sie einfach gefragt, ob Sie mitkommen, ja?»
    «Ich weiß, das klingt   …»
    Bliss hob beschwichtigend die Hände. «Ich versuche nicht, Sie aufs Kreuz zu legen, ich versuche nur, mir ein Bild von der Situation zu machen.»
    «Ich wollte nicht, dass sie es macht», sagte Lol.
    «Weil Sie die Geschichten über Mr.   Stock gehört hatten.»
    Lol nickte.
    «Das ist verständlich. Ich wäre selbst ein bisschen beunruhigt gewesen, nach dem ganzen Zeug, das in der Zeitung gestanden hat   … und nachdem der Dorfpfarrer schon nichts mit ihm zu tun haben wollte.»
    «Es war ja auch der Pfarrer, der mir gesagt hat, ich soll versuchen, ihr das auszureden. Er hatte Zweifel an Stocks Motiven. Aber Merrily kann es nicht leiden, wenn jemand vorverurteilt wird.»
    «Sie ist sehr nett», sagte Bliss überzeugt. «Ich war vor Weihnachten dabei, als diese Sache in der Kirche von   … wie hieß das Kaff nochmal? Egal. Sie sollte jedenfalls so eine Art geistliches Großreinemachen veranstalten, nachdem diese Typen eingebrochen waren und eine Krähe über dem Altar zerstückelt hatten. An dem Abend ging’s ihr allerdings nicht besonders gut.»
    «Ich war nicht dort.»
    «Sie war mit diesem Pfarrer zusammen, der wie ein alter Hippie aussieht. Hugh Irgendwie. Am Schluss hat er die Sache übernommen, weil es ihr dafür zu schlecht ging.» Bliss trank einen Schluck aus seiner Dose Diät-Pepsi. «Verstehen Sie, ich bin nicht so wie die Schneekönigin da drin, ich habe überhaupt keine Vorurteile, wenn’s um so was geht. Kommt daher, dass ich als Katholik in einer großen katholischen Stadt aufgewachsen bin. Sie sind doch anscheinend selber Christ, oder?»
    «Ich bin nicht sicher, ob man das so sagen kann», gab Lol zurück.
    «Dann sind Sie eben bloß ein guter Freund von Merrily.» Bliss stellte die Dose ab. «Hören Sie, ich weiß ein bisschen was darüber, was früher mit Ihnen los war, und es ist mir klar, dass Sie damals keine besonders guten Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben   … aber ich kann Merrily sehr gut leiden, und ich verstehe vollkommen, was für ein Problem sie mit diesem Typen hatte. Und ich weiß, dass so was ihr Job ist und dass sie sich nicht weigern konnte, nachdem all dieses Zeug in der Zeitung gestanden hat.»
    «Ja.»
    «Also glauben Sie mir einfach, wenn ich sage, dass ich Merrily nicht linken will, okay? Und Sie übrigens auch nicht – wir habeneinfach nur diesen Kerl in der Zelle sitzen, und bevor wir mit ihm reden, wollen wir so viel wie möglich über die Hintergründe wissen. Verstehen Sie das?»
    Lol nickte. Er entschied, dass es vielleicht ein Vorteil für Merrily wäre, wenn er mit diesem Beamten offen sprach. Bis zu einem gewissen Punkt natürlich nur, und der lag weit vor der Hopfenfrau.
    «Sorry», sagte er. «Ich habe nur   …»
    «Schon in Ordnung. Lassen Sie sich Zeit.»
    «Ehrlich gesagt, habe ich mich in diesem Darrenhaus vom ersten Moment an unwohl gefühlt. Das soll natürlich nicht heißen, dass ich mir auch nur im Entferntesten hätte vorstellen können, was dieser Kerl tun wird   …»
    «So etwas kann sich ja auch niemand vorstellen.»
    «Aber jeder, der irgendwann mit Stock zu tun hatte, wusste, was für ein Irrer er ist, er manipuliert die Leute, legt

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