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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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legte Stephanies Kopf auf den Tisch.

Teil drei
    Wenn in der Region ein schreckliches Verbrechen verübt worden ist – und ganz besonders, wenn anschließend der Gerechtigkeit nicht Genüge getan wurde   –, können höchst unerfreuliche Belästigungen auftreten. Die Wesenheit ist aufgrund der erlittenen Ungerechtigkeit aufgestachelt, ängstlich und wütend zugleich. Wenn eine Person glaubt, sie sei besonders schlecht behandelt worden, könnte sie das dazu verführen, über denjenigen, der an dieser Ungerechtigkeit schuld ist, oder aber über den Ort, an dem das Unrecht geschah, einen Fluch zu verhängen.
     
    Martin Israel: Exorzismus –
Die Vertreibung böser Einflüss e

24   Verirrt
    Auf den Straßen und in den Geschäften war es ruhig geworden. Die Bäume warfen lange Abendschatten auf den Rasenvorplatz der Kathedrale.
    Im Torhaus nippte Merrily an ihrem Tee, dessen Farbe an Maschinenöl erinnerte. Sophie sah sie besorgt an.
    «Was
wollte
diese Frau denn überhaupt von Ihnen?»
    «Ist doch egal.» Durch das Fenster beobachtete Merrily einen Mann, der eine Videokamera auf das Torhaus gerichtet hielt. Er war allein, und es war eine sehr kleine Kamera – also ein Tourist. Bald würden die Reporter mit den richtig großen Kameras auftauchen wie ein Rudel Wölfe. «Sie hat unter diesen Umständen vermutlich genau das Richtige getan. Ich hätte das alles wahrscheinlich einfach nicht geglaubt, wenn sie uns nicht gezwungen hätte, dieses Video anzusehen. Hätte gedacht, sie will mir eine Falle stellen – oder dass Stock ihnen einfach nur erzählt hat, er hätte sie umgebracht, es aber nicht getan hat   … in
Wirklichkeit
. Es war wahrscheinlich richtig, uns den Film vorzuspielen.»
    «Ich hätte nicht mitkommen sollen», sagte Lol. «Meine Anwesenheit in diesem Darrenhaus hat rein gar nichts genutzt.»
    Sie standen zu dritt am Fenster und hatten noch kein Licht angeschaltet, als ob sie keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten. Schon jetzt herrschte bei ihnen Belagerungsmentalität.
    Sophie sah Lol an. «Mr.   Robinson, haben Sie denn in dieser Hopfendarre nur
so getan
, als wären Sie ein ausgebildeter Psychotherapeut?»
    Merrily lächelte schwach. «Er ist nicht besonders gut im So-tun-als-ob. Sogar wenn er seinen Abschluss schon hätte, würde er niemals damit hausieren gehen.»
    «Na also», sagte Sophie. «Also haben Sie sich nichts vorzuwerfen, oder? A – keiner von Ihnen hat behauptet, dass Mr.   Robinson in irgendeiner psychiatrischen oder psychologischen Funktion dabei war. B – wenn überhaupt, hätte es ohnehin nur um einen Kleinen Exorzismus eines Hauses gehen sollen, nicht um einen Menschen, und dazu muss unter normalen Umständen kein Psychiater herangezogen werden.»
    «Aber so wird es wohl kaum in der Zeitung stehen», sagte Lol.
    «Trotzdem ist es eine Tatsache», erklärte Sophie, «dass Detective Chief Inspector Howe die Ereignisse aus welchen Gründen auch immer – Vorurteile, Kirchenfeindlichkeit, was weiß ich – in einem verdächtigen Licht erscheinen lässt.»
    «Das ist
unwichtig
.» Merrily hatte beinahe geschrien. «Ein Mann hat seine Frau ermordet. Wäre das auch passiert, wenn ich nicht dort gewesen wäre? Vielleicht. Aber vielleicht auch nicht. Und
vielleicht nicht
reicht aus, um mich fertigzumachen. Außerdem   …»
    «Aber mach dich selbst nicht als Erste fertig», sagte Lol. «Du weißt genau, dass du keine andere Wahl hattest, als hinzugehen.»
    «…   außerdem muss ich jetzt damit leben, dass ich möglicherweise etwas mit dem Tod einer jungen Frau zu tun hatte. Und die
Störung
… die immer stärker werdende Störung   … es funktioniert nicht. Besser gesagt, wenn
ich
es mache, funktioniert es nicht.»
    «Das ist doch dummes Zeug», sagte Sophie.
    «Was glauben
Sie
denn, was mir Gott damit sagen will?»
    «Hören Sie.» Sophie hob den Zeigefinger. «Wenn   …
wenn
man in diesem Fall überhaupt jemanden beschuldigen sollte – was meiner Meinung nach falsch wäre   –, dann ist es Hochwürden Simon St.   John. Ganz gleich, was St.   John dazu gebracht hat, Stocks Bitte abzulehnen, er hat es für sich behalten.»
    «Sie verstehen nicht   …» Merrily zündete sich eine Zigarette an, was von Sophie ausnahmsweise nicht mit einem Stirnrunzeln quittiert wurde. «Vorher war ja auch noch die Sache mit Amy Shelbone.»
    «Oh, Merrily, das ist doch   …»
    «Nein, sehen Sie   …» Merrily warf Lol einen entschuldigenden Blick zu. «Ich erkläre dir das

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