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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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kann, ist, sie darauf aufmerksam zu machen, dass sie mit etwas spielen, was leicht außer Kontrolle geraten kann.»
    «In Ihrer Kultur. Das in
Ihrer
Kultur leicht außer Kontrolle geraten kann», sagte er. «Ich glaube, dass Sie Ihren Standpunkt sehr genau überdenken sollten, bevor Sie zu den Leuten gehen und jemanden, den Sie nicht kennen, beschuldigen, ein Kind in den Selbstmord getrieben zu haben, wie einer von diesen verrückten kalifornischen Sektenführern   … Das könnte nach hinten losgehen.»
    «Oh, Sie wissen genau, dass es darum nicht   …»
    «Wir sollten gehen, Merrily.» Sophie stand auf.
    Allan Henry rührte sich nicht. «Ich dränge Sie nicht zu gehen. Ich rate Ihnen nur, sehr, sehr genau darauf zu achten, nichts Falsches zu sagen. Das sind überaus schwerwiegende Behauptungen. Und sie könnten Reaktionen hervorrufen.»
    Merrily fühlte sich, als hätte er sie zu Boden geschlagen. Und dazu hatte er weder die Stimme erheben noch den Fußknöchel vom Knie nehmen müssen. Sie beschweren sich also über
Verfolgung
, wollte sie ausrufen. Und wie nennen Sie das bei David Shelbone? Doch wie sie wusste, würde sie damit höchstens erreichen,dass ihr mit der nächsten Post eine gerichtliche Verfügung oder eine Unterlassungsklage ins Haus flatterte. Er hätte sich bestimmt nicht so weit vorgewagt, wenn er nicht in der Lage wäre, Leute mit einem Fingerschnipsen umzuwerfen.
    Merrily glaubte, dass es tatsächlich Reaktionen auf diesen Besuch geben würde. In letzter Zeit hatte alles, was sie getan hatte, Reaktionen hervorgerufen.
    «Also gut. Es tut mir leid, wenn   …»
    Sie stand auf. Ihre Wangen glühten. Als sie sich erhob, fiel ihr Blick auf ein paar Gegenstände, die auf einem schmalen Sims in einer Nische des Kamins ausgelegt waren: Es waren ein paar Eicheln, zwei Würfel, ein Magnet und etwas, das nach einer Hasenpfote aussah.
    «Allan   …?»
    Eine Frau war durch einen engen Bogengang am anderen Ende des Raumes hereingekommen. Sie trug einen langen schwarzen Kimono offen über einem winzigen weißen Bikini. Ihre Augen wurden von einer Sonnenbrille verdeckt, und in der Hand hielt sie ein halbvolles Champagnerglas.
    «Allan», sagte sie. «Habe ich vielleicht mein Handy hier irgendwo   …»
    Allan Henry stand auf. «Layla», sagte er herzlich, «wir haben eben über dich gesprochen.»
    Merrily konnte beinahe spüren, wie sich Sophies Magen zusammenzog.
     
    Ethel kam ihnen in der Zufahrt entgegen, und Jane nahm sie auf und trug sie ums Haus herum nach hinten, wo sie Gomer Parry antraf, der bedächtig auf dem Gartenweg Unkraut jätete.
    «Die Waliserbrut hat dich wohl rausgeschmissen, was?», sagte Gomer.
    «Sie haben mein Waffenlager entdeckt, und dann gab’s eineVerfolgungsjagd mit dem Auto, aber wir haben es über die Grenze geschafft. Hi, Gomer. Wo ist Mom?»
    «Also», Gomer legte seinen Unkrautstecher auf den Weg, richtete sich auf und blinzelte ein paar Mal hinter seinen flaschendicken Brillengläsern. «Die Frau Pfarrer is nich hier, Janey. Musste weg.»
    «Wie lange ist sie denn schon weg?»
    «Na   … so ungefähr anderthalb Tage, schätzich.»
    «Was?» Jane drückte die Katze an ihre Brust. Mom hatte die Nacht außer Haus verbracht, ohne einen Pieps zu sagen? So etwas passierte nicht. So etwas passierte einfach nicht. «Irgendwas stimmt nicht, oder,
Gomer ?»
    «So würd ichs nich unbedingt nennen.»
    «Und   … wohin ist sie?»
    «Richtung Osten», sagte Gomer. «Wie gehts so, Eirion, mein Junge?»
    «Ganz gut, Gomer. Sie sehen   …»
    «Osten? Was soll das jetzt heißen? Norwich?
Bangkok ?»
    «Nein, mehr so Bromyard, glaub ich», sagte Gomer.
    «Ehrlich, Gomer», Jane atmete erleichtert aus, «also geht es bloß um einen von ihren Aufträgen, stimmt’s?»
    «Was in der Art. Hat dort übernachtet, macht sie vielleicht auch nochn paar Tage. Ich komm tagsüber hier rüber, geb der Katze was zu fressen und so weiter. Soll sie ab und zu anrufen.»
    «Noch ein paar Tage?
Nächte
? Das verstehe ich nicht. Wo ist sie? Bei wem ist sie?»
    «Du kannst sie ja aufm Handy anrufen. Sie is   …», Gomer kratzte sich am Ohr. «Sie is bei Lol Robinson, nich?»
    «Oh.» Jane beugte sich herunter, um Ethel auf den Boden zu setzen und ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu bringen.
Verdammt
nochmal. «Ich   … wusste nicht, dass Lol in Bromyard wohnt.»
    «Wohnen tut er da auch nich. Mehr so das Haus hüten, wie ich hier.» Gomer deutete auf das Pfarrhaus. «Bleibst dun bisschen,

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