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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Janey? Bloß ich muss inn’ paar Minuten weg. Muss Nev helfen, ’ne Jauchewanne einsetzen, oben bei Pembridge.»
    «Wahrscheinlich essen wir hier nur kurz was, Gomer», sagte Jane.
    Echt, vielleicht hatten die ganzen Andeutungen, die sie seit Monaten hatte fallen lassen, ja etwas genützt.
Hast du in letzter Zeit mal was von Lol gehört? Macht Lol immer noch diese idiotische Ausbildung? Warum verschwendet er seine Zeit mit so einem Scheiß, wo er doch als Musiker so talentiert ist? Es sollte ihm wirklich mal jemand ins Gewissen reden, jemand, dem er vertraut und dem er glaubt und   … Warum lädst du Lol nicht irgendwann mal ein? Du weißt doch, dass er von selbst nie kommen würde. Denkst du eigentlich auch mal an die Zukunft, Mom? Wie soll es für dich werden, wenn ich mal weg bin?
    Im Moment allerdings war Jane leicht vergrätzt. Mom startete hinter ihrem Rücken einen kleinen Test in Lols Liebesnest in Bromyard, um festzustellen, ob es lief, und wenn es nicht lief, sollte Jane nie etwas davon erfahren. Wenn sie auf dem Handy anrief, konnte Mom so tun, als wäre sie zu Hause oder sonst wo. Verdammt raffiniert, echt. Und wenn man gerade glaubte, man wüsste, wie eine bestimmte Person reagiert, dann überraschte sie einen mit irgendwas – oder schockte einen sogar. Andererseits fühlte sich Jane nun nicht mehr ganz so schlecht, weil sie ihrer Mutter nicht gleich erzählt hatte, was in Steves Schuppen gelaufen war.
    «Sie ist immer noch ziemlich jung», sagte Eirion, während sie in der Küche saßen, nachdem Gomer gegangen war.
    «Klar», sagte Jane leichthin. «Stimmt.»
    «Es ist schwer, sich vorzustellen, dass Eltern immer noch   …»
    «Jetzt komm schon, das weiß ich doch alles. Sei nicht so herablassend, Irene.»
    «Lol ist ein guter Typ», sagte Eirion.
    «Auch das weiß ich. Und interessant. Und Künstler. Und verletzlich. Frauen stehen auf Männer, die verletzlich und ein bisschen   … schräg sind.»
    «Schräg?»
    «Du verstehst schon.»
    Eirion saß am Küchentisch und hatte das Kinn auf die Fäuste gestützt. Er sah sie unschuldig an, seine Augenbrauen verschwanden unter Ponysträhnen. «Was müsste ein Typ denn machen, um ein bisschen   … schräg zu erscheinen?»
    «Hmmm.» Jane traf eine Entscheidung. Die grässlichen walisischen Quälgeister Sioned und Lowri waren nicht da. Gomer war weg, um eine Jauchewanne einzusetzen. Mom war Richtung Osten aufgebrochen, um festzustellen, ob es nach all den Jahren noch funktionierte. Sogar Ethel streunte wieder draußen herum.
    «Irene», sagte Jane. «Hab ich dir schon mal von den Mondrian-Wänden erzählt?»
    Eirion hob das Kinn. «Die sind in deinem   … Apartment, oder? Im   …»
    «Obersten Stockwerk. Dem ehemaligen Speicher.»
    «Wo du die weißen Felder zwischen den Fachwerkbalken im Stil dieses holländischen Meisters der Abstraktion in unterschiedlichen Primärfarben angestrichen hast?»
    «Ganz recht.»
    «Es hat sehr   … experimentell geklungen.»
    Jane nickte. «Ich dachte, du könntest mir vielleicht deinen kritischen Expertenkommentar dazu geben.»
    «Also eigentlich   … bin ich gar kein Experte.»
    «Umso besser», sagte Jane.
     
    Janes Eindruck war richtig gewesen. Layla Riddock hatte etwas Abweisendes an sich. Sie war groß und hatte voll entwickelte, um nicht zu sagen üppige Formen und dichte schwarze Locken, diesich feucht ringelten, weil sie gerade im Pool gewesen war. Unter schweren Augenbrauen sah sie einen mit verschleiertem Blick aus braunen Augen an. Sie war siebzehn, sah aber beinahe aus, als ginge sie auf die achtunddreißig zu, und sie besaß eine dunkle Anziehungskraft. Und sie war zu Hause.
    Sie war
zu Hause
.
    Zu Hause, wie in: Also nicht mit Amy Shelbone im Black Country.
    «Layla, Liebes», sagte Allan Henry, «entschuldige, aber diese Damen möchten wissen, ob du regelmäßig mit dem Tod zu tun hast.»
    Layla Riddock wich in gespieltem Entsetzen einen Schritt zurück und verschränkte ihre Arme in den weiten Kimonoärmeln.
    «Geht es um Nekrophilie?» Sie legte den Kopf schräg. «Nekrophilie ist nichts für Frauen, das weiß man doch. Schließlich hält die Leichenstarre ja nicht, oder?»
    Allan Henry lachte zum ersten Mal seit mehreren Minuten wieder, als sei ein Lichtchen in sein Leben zurückgekehrt.
    «Nein, hör mal, Layla», sagte er, «diese Sache könnte noch sehr ernst werden. Für irgendjemanden. Das hier sind Mrs.   Hill und Mrs.   Watkins. Mrs.   Watkins ist anglikanische Pfarrerin, und

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