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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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reizenden
Drukerimaskri

    Ich werde nicht fragen, was das Wort bedeutet
, nahm sich Merrily vor.
    «Oder denkst du, die
Drukerimaskri
könnte es falsch finden, für den Mond zu spielen? Noch dazu – sieh sie dir an: Sie hat es eilig, keine Zeit, sitzt wie auf Kohlen, braucht die Informationen. Und deshalb könnte sie dich   … für unwichtig halten.» Al ging noch näher zu Lol und sah ihm direkt in die Augen. «Und das geht
ganz und gar nicht

    «Al, also wirklich!» Die schöne, zarte Frau mit dem Silberhaar und dem langen Rock kam mit einem Gläsertablett die Stufen des Wagens herunter. «Er ist manchmal wirklich das schrecklichste wandelnde Klischee», sagte sie zu Merrily. «Außer natürlich, wenn andere Roma dabei sind, da benimmt er sich nämlich beinahe zurückhaltend.»
    «Du bist heute Abend ein echtes Biest!», jammerte Al Boswell. Er nahm Lol beiseite. «Und? Hast du was von Levin gehört?»
    Der Esel war zu Merrily getrottet, und sie ließ ihre Finger durch sein struppiges Fell gleiten und sah ihm in seine Billardkugel-Augen. Dieser Abend hatte etwas Irreales, oder vielleicht war es auch etwas Hyperreales, eine sinnliche Intensität, auf die sie nicht vorbereitet war. Lol hatte sie hierhergebracht, und mit einem Mal wünschte sie sich, dass Lol sie wieder wegbrächte. Sie wollte mit ihm allein sein. Dinge mussten ausgesprochen, herausgefunden werden, wenn das möglich war.
    «Sie sind unheimlich angespannt, oder?» Mrs.   Boswell stand neben ihr. «Und erschöpft? Ich bringe Ihnen etwas, das vielleicht hilft.»
    «Nein, ehrlich, es ist   …» Merrily ließ den Esel an ihrem Jackenärmel knabbern. «Wie heißt er?»
    «Stanley.»
    «Bedeutet das etwas auf Romani?»
    «Ich hoffe nicht.»
    Merrily lächelte. Eine Woge der Müdigkeit erfasste sie, und die Lichter von Malvern verschwammen.
    «Was Stock angeht.» Mrs.   Boswell wirkte in dem dämmrigen Licht beinahe unkörperlich – wie Dampf, wie ein Geist. Wenn die Brille nicht gewesen wäre, die sie an einer Kette um den Hals trug, hätte man gedacht, man könne durch sie hindurchgreifen. «Es gibt nichts, was Sie hätten tun können. Es hätte nicht passieren dürfen, aber
Sie
hätten es nicht verhindern können. Sie konnten es ja nicht wissen.»
    «Was?»
    Mrs.   Boswell antwortete nicht. Merrily ließ es dabei bewenden. Das würde vermutlich ohnehin zu nichts führen. Diese Frau sah zwar überhaupt nicht wie eine Zigeunerin aus, aber sie war seit vielen Jahren mit einem verheiratet.
    «Was ist eine
Drukerimaskri
?», fragte Merrily.
    «Hat Al Sie so genannt? Ursprünglich bedeutete es Wahrsager, soweit ich weiß. Dann wurde es auf christliche Priester angewendet, die Geister der ewigen Ruhe zuführen konnten. Die maskuline Form
Drukerimaskro
ist verbreiteter: ein Exorzist, ein Seelenheiler.»
    Merrily hielt sich an dem Esel fest und sah sich nach Lol um.
    Seelenheiler.
     
    Das mit dem Song war passiert, als sie kurz nach sieben Uhr abends nach Knight’s Frome zurückkam.
    Sie hatte darauf bestanden, mit ihrem eigenen Auto zurückzufahren – das bedeutete, dass sie zuerst ins Büro musste, wo ihr Sophie zwei Tassen Tee, ein paar Kekse, eine Aspirintablette und einen Vortrag über die Grenzen der Verantwortung aufdrängte.
    «Der Bischof kommt morgen zurück», hatte Sophie ihr insGedächtnis gerufen, als sie endlich zu ihrem Auto gehen durfte. «Ich werde ihm raten, das unvermeidliche offizielle Treffen mit Ihnen auf nächste Woche zu verschieben.»
    «Ich hätte es lieber so schnell wie möglich hinter mir.»
    «Damit Sie die Verantwortung für Dinge übernehmen können, an denen Sie nicht schuld sind?» Sophie hielt ihr die Fahrertür des Volvos auf. «Das halte ich für eine weniger gute Idee.»
    «Wenn ich den Job verliere, dann verliere ich eben den Job. Es
gab
Dinge, die ich falsch gemacht habe. Ich werde auf keinen Fall alles leugnen, um mir meine   … dubiose Stellung zu erhalten.»
    «Merrily», sagte Sophie nachdrücklich. «Ich muss Ihnen sagen, dass ich überaus erfreut wäre, wenn Sie zu Ihrem eigenen Besten – denn sonst hätte niemand etwas davon – ein für alle Mal mit dem Exorzismus Schluss machen.» Merrily starrte sie erschrocken an. «Aber ganz bestimmt nicht unter den aktuellen Umständen. Ich würde es mir nie verzeihen, wenn Sie an Gerard Stock oder Allan Henry und Layla Riddock scheitern. Und jetzt fahren Sie los und gehen Sie früh schlafen. Ich melde mich morgen Vormittag.»
    Sophie drückte die Autotür

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