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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Sie da nicht mit hineinziehen sollen. Ich weiß nicht, wie er gegen uns vorgehen wird, aber er wird es bestimmt versuchen. Ich hatte ihm da drin überhaupt nichts entgegenzusetzen, ich habe zugelassen, dass er mit mir umspringt, wie er will. Ein korrupter Bauunternehmer, ein Betrüger   … ich habe zugelassen, dass sie alle beide mit
uns
umgesprungen sind, wie sie wollten.»
    Sophie bog rechts Richtung Hereford ab und beschleunigte. Nach etwa einem Kilometer sagte sie milde: «Sie sind ein Paar, oder?»
    Der Himmel war wolkenlos blau. Hinter der Stadt sah man bis zur Hakennase von The Skirrid, dem heiligen Berg oberhalb von Avergavenny.
    «Ich bin froh, dass Sie es zuerst gesagt haben», sagte Merrily.
    «Ob Sandra wohl wirklich auf einer Kreuzfahrt ist?»
    «Vielleicht hat er sie ja irgendwo im Garten verscharrt. Der kommt doch mit allem durch. Er hat jeden in der Tasche, und noch dazu schläft er mit seiner Stieftochter!» Leicht entsetzt registrierte Merrily, wie schrill ihre Stimme klang.
    «Er segelt ziemlich hart am Wind», sagte Sophie. «Aber er ist nicht dumm. Vermutlich ist Sandra tatsächlich auf einer Kreuzfahrt. Auf einer sehr, sehr langen Kreuzfahrt.»
    «Also glauben Sie, Sandra weiß darüber Bescheid?»
    «Würden Sie so etwas nicht mitbekommen?»
    «Ich frage mich, wie lange das schon geht.»
    «Die interessantere Frage ist, wer von den beiden dafür gesorgt hat, dass es überhaupt anfängt, finde ich», sagte Sophie.
    Er hat das Glück auf seiner Seite
, hatte Charlie Howe festgestellt. Die Gelegenheiten waren ihm zugefallen, und die Leute waren ihm aus dem Weg gegangen.
    Sophie sagte: «Das Mädchen hat sehr geschickt gelogen, finden Sie nicht?»
    «Bewundernswert geschickt. Die anderen Kinkerlitzchen kann man vergessen, das ist der beste Beweis für eine echte Roma-Abstammung.»
    «Wie meinen Sie das?»
    «Angeblich betrachten sie es als Kunstform.»
    «Das Lügen?»
    «Mmm.»
    «Und was wissen Sie sonst noch über sie?»
    «Nicht genug. Jedenfalls noch nicht.»
    «Am besten vergessen Sie das Ganze für heute», sagte Sophie. «Und sorgen Sie dafür, dass Sie genug Schlaf kriegen. Wenn Inspector Howe oder sonst wer anruft, um Sie zu sprechen, wimmle ich sie ab.»
    «Nein, ich muss mich der Sache stellen.»
    «Sie fühlen sich persönlich betroffen. Das hilft überhaupt niemandem.»
    «Ich
bin
persönlich betroffen. Und jetzt wird auch noch ein Kind vermisst.»
    Es lagen nur zwei oder drei Jahre zwischen Amy Shelbone und Layla Riddock, doch die eine war ein Kind, und die andere war eine Frau. Merrily konnte die Hände kaum noch stillhalten und faltete sie auf dem Schoß. Und diese Reaktion hatte ein Schulmädchen ausgelöst. Merrily schloss die Augen und atmete tief ein.
    «Sophie», sagte sie. «Stört es Sie, wenn ich rauche?»

34   Seelenheilerin
    «Ha», sagte er. «Die
Drukerimaskri

    Er schien im letzten Licht der Abenddämmerung zu tanzen wie ein irrlichterndes Trugbild. An diesem späten Abend herrschte eine warme, intime Atmosphäre, und in der Luft lagen die Gerüche von Wiesenkräutern. Später würde der Vollmond am Himmel stehen.
    Merrily sagte:
«Drukeri   …?»
    «…  
maskri
. Das ist ein Romani-Begriff.» Al Boswells weißes Haar flatterte, als er tanzend eine kleine Verbeugung andeutete. Sie vermutete, dass er sich über sie lustig machte.
    Eine Laterne, in der eine dicke Kerze flackerte, hing an dem gebogenen Dach des
Vardo
. Auf der Wiese vor dem Wagen waren ein grober Holztisch und Bugholzstühle aufgestellt worden. Ein zotteliger Esel graste in der Nähe. Weiter entfernt, hinter dem Gebäude, in dem das Hopfenmuseum untergebracht war, glitzerten die Lichterketten von Malvern.
    Al Boswell blieb vor Lol stehen und legte die Hände auf den Rücken. «Wo ist deine Gitarre? Warum hast du sie nicht mitgebracht? Wir hätten ein Konzert für den Mond geben können.»
    Lol erklärte ihm, dass Prof beharrlich wiederholte, die Gitarre sei eine kurzfristige Leihgabe. «Außerdem scheint es mir nicht   …»
    «…   richtig?» Al Boswell streckte den Rücken wie eine magere weiße Katze. «Passend? Angemessen?»
    «Ja, all das», sagte Lol, «und außerdem   …»
    «Du wirst ja wohl keine Angst davor haben, mit einem alten Mann zu spielen, dessen arthritische Finger sich nur noch im Schneckentempo übers Griffbrett bewegen können.»
    «Heute Abend würde ich mich eigentlich lieber nicht blamieren», gab Lol zu.
    «Ja. Und schon gar nicht in Gegenwart dieser

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