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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Schmerz dieser Seele zu erleben, um so den Fluch oder Zauber zu ‹fangen›, der den toten Menschen aus seinem Grab heraustreibt.
     
    Patrick Jasper Lee:
We Borrow The Earth
     
    Der Geist eines verstorbenen Menschen wird liebevoll und tröstend angesprochen, um die ewige Vergebung Gottes zu betonen.
     
    Martin Israel:
Exorzismus

43   Strafe
    Als sie endlich nach Hause kamen, dämmerte über Ledwardine der Morgen. Und weniger als eine halbe Stunde nachdem sie ins Bett gegangen war, tauchte Jane wieder bei Merrily im Schlafzimmer auf.
    Es war acht Minuten nach sechs. Die Sonne war aufgegangen und die Luft schon jetzt feucht und drückend.
    «Kalt», sagte Jane und schlüpfte neben ihrer Mutter ins Bett.
    Schließlich schlief Merrily beinahe eine Stunde lang, auch wenn es ihr danach so vorkam, als wären es nur vier Minuten gewesen. Die ganze Zeit über klingelte unten das Telefon. So schien es ihr jedenfalls.
    Um kurz nach sieben stand sie leise auf. Jane schlief noch.
    Merrily betete ein bisschen unkonzentriert und ging kurz unter die lauwarme Dusche. Der ganze Vorrat aus dem Heißwasserspeicher war nach ihrer Rückkehr über Jane niedergegangen. Jane hatte nicht aus der Dusche kommen wollen. Nie mehr.
    In Bademantel und Hausschuhen ging Merrily hinunter in die Küche und stellte das Wasser auf. Wieder klingelte das Telefon. Merrily reagierte nicht darauf.
    Sie füllte die Fressschälchen von Ethel der Katze. Sie machte sich Tee. Draußen war es genauso sonnig wie an den letzten beiden Tagen. Jetzt käme das Ende dieser Mini-Hitzewelle, hattejemand gesagt. Noch mehr kleine gelbgrünliche Äpfel waren auf den ausgetrockneten Rasen gefallen. Merrily hatte das Gefühl, die Welt wäre ein Farbfilm, und nur sie selbst wäre schwarzweiß.
    Sie fühlte sich wie ein Geist.
     
    Sie setzte sich in ihr Spülküchenbüro. Die Sonne fiel auf den Schreibtisch, und das Telefon klingelte immer noch. Der Anrufbeantworter zeigte fünfundzwanzig Nachrichten an, was bedeutete, dass der Speicherplatz voll war.
    Merrily zog den Telefonstecker aus der Dose und zwang sich, sämtliche Nachrichten anzuhören.
    Es waren Anrufe von Zeitungen und Radiosendern darunter, von denen sie noch nicht einmal die Namen kannte. Eine Anruferin, die sogar sagte, sie hieße Mrs.   Fry, beschimpfte Merrily als arrogante, karrieresüchtige Zicke, die es verdiente, die Suppe auszulöffeln, die sie sich eingebrockt hatte. Merrily erkannte die Stimme nicht. Ein Anrufer hatte einfach nur boshaft gekichert und wieder aufgelegt. Die Nachricht von Stocks Tod war zu spät freigegeben worden, um noch in die Zeitungen zu kommen. Also hatten sich der Kicherer und Mrs.   Fry vermutlich vom Radio oder dem Frühstücksfernsehen inspirieren lassen. Aber was spielte das jetzt noch für eine Rolle?
    Ein Anruf von Dafydd Sion Lewis, Pembrokeshire. «Mrs.   Watkins, ich halte mich für einen sehr toleranten Vater, und was mein Sohn in seiner Freizeit tut, darf er in den allermeisten Fällen allein entscheiden. Aber   …»
    Merrily hatte schon mit Dafydd Sion Lewis gesprochen und ihn um halb vier Uhr morgens geweckt, weil sie nicht wollte, dass er zuerst von der Polizei von der Sache hörte.
    Der einzige sinnvolle Anruf stammte von DS Andy Mumford von der Polizei Hereford. «Mrs.   Watkins, dachte, Sie wollen vermutlichgerne wissen, dass wir Amy Shelbone in der Nähe von Clehonger aufgegriffen haben, das ist ein paar Kilometer von Barnchurch entfernt. Wir werden im Laufe des Tages ausführlich mit ihr sprechen. Und es wäre gut, wenn wir auch nochmal mit Jane reden könnten   …. Das Messer haben wir immer noch nicht gefunden, aber wir suchen weiter.»
    Merrily musste einige Telefonate führen. Also stöpselte sie das Kabel wieder ein und nahm den Hörer in die Hand.
    Eine Männerstimme sagte: «Hallo?»
    Verdammt, wie konnte so etwas passieren?
    «Ist dort Merrily Watkins?»
    Ja, sagte sie. Doch es war nichts zu hören. Sie räusperte sich. «Ja.»
    Sie beschloss in diesem Augenblick, dass sie, ganz gleich, von welcher Zeitung dieser Anruf kam, jede Frage offen und ehrlich beantworten würde. Das würde eine Menge Zeit sparen und ihre Verurteilung in keiner Hinsicht beeinflussen.
    «Hier spricht Simon St.   John aus Knight’s Frome.»
    «Oh.»
    «Es tut mir sehr leid, Sie so früh zu stören. Eigentlich wollte ich Ihnen eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Ich habe von Lol gehört, dass Sie eine ziemlich aufreibende Nacht hinter sich haben,

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