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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Zigeuner reden Sie eigentlich auch nicht.»
    «Wurde damals in dem Brennofen nach   … Knochenresten oder so etwas gesucht? Wurde die Spurensicherung überhaupt eingeschaltet?»
    «Das war überflüssig, nachdem die Suche noch in derselben Nacht abgeblasen wurde. – Inzwischen frage ich mich, ob Sie einfach jemand sind, der den Lakes etwas anhängen will.»
    «Der Zeuge ist am Ende nicht bei seiner Aussage geblieben. Auf einmal meinte der Mann, er wäre doch nicht ganz sicher. Oder hat vielleicht irgendwer dafür gesorgt, dass es sich für ihn lohnte, die Aussage fallenzulassen?»
    «Möglicherweise wollen Sie ja auch von mir was. Möglicherweise sind Sie oder ein Bekannter von Ihnen auf einen Posten im Stadtrat aus. Allerdings hätte es dann wenig Sinn, mir hier so eine halbgare Geschichte aufzutischen. Es sei denn, Sie hätten ein kleines Aufnahmegerät dabei. Aber Sie tragen ja nicht mal ein Jackett. Nein.» Charlie runzelte die Stirn. «Das Ganze ist mir ein Rätsel. Aber, nur damit das klar ist, dieses Mädchen ist vermutlich einfach ausgerissen, wie es viele junge Zigeunerinnen getan haben, weil sie dieses Leben in Armut und das ständige Umherziehen satthatten. Und die Zigeuner haben die Gelegenheit natürlich ergriffen, um zu behaupten, dass sie vermisst wird, womöglich sogartot ist, weil sie sich an Lake dafür rächen wollten, dass er sie nicht mehr auf seinem Land haben wollte. Rebekah Smith wohnt inzwischen vermutlich als Großmutter in irgendeiner Vorstadt und wird sich hüten, über ihre Herkunft zu reden.»
    «Ron Welfare hat diese Geschichte trotzdem nie vergessen. Und Karriere hat er auch nicht gemacht. Seine Karriere scheint damals aus irgendeinem Grund   … zum Stillstand gekommen zu sein. Der Constable allerdings», sagte Lol, «der gemeinsam mit ihm Lake befragte, hat eine sehr beachtliche Karriere gemacht. Schon am Ende desselben Jahres war er Sergeant, und er hat nie wieder an diese Sache gedacht, oder?»
    Das leutselige Lächeln war wie weggewischt. «Also», Charlie Howe beugte sich vor und sah Lol mit hartem Blick in die Augen, «könnte es sein, Kumpel, dass Sie zufällig andeuten wollen, dieser Polizist wäre korrupt gewesen?»
    Nun gab es kein Zurück mehr. Lol zwang sich, Charlie Howes drohendem Blick standzuhalten.
    «Lake war in dieser Gegend eine sehr mächtige Figur. Einflussreich.»
    «Also hat Conrad die Zeugen gekauft und Polizisten bestochen, damit sie nicht so genau hinsehen?»
    «Ist es damals etwa nicht so gelaufen? Zwischen einem tonangebenden Großgrundbesitzer und ranghohen Polizisten, deren Beitritt zu den Freimauern
erwartet
wurde?»
    «Ich frage Sie nochmal, mein Junge, wollen Sie andeuten, dass dieser spezielle Polizist gekauft wurde?»
    «Das weiß ich nicht.»
    «Jetzt ist mir nämlich noch eine Möglichkeit eingefallen: Es könnte ja sein, dass Sie mich erpressen wollen. Natürlich würde nur ein kompletter Dummkopf versuchen, einen Ex-Polizisten zu erpressen. Aber man glaubt ja kaum, wie dumm manche von diesen Schmalspur-Erpressern sind.»
    Lol schüttelte den Kopf.
    «Und schüchtern», sagte Charlie Howe. «Sie sind oft auch ein bisschen schüchtern. Und zögerlich, ängstlich. Ein richtiger Krimineller macht einen verdammten Überfall, aber so ein Schmalspur-Erpresser ist dafür viel zu feige. Hat oft Pech gehabt, mit der Karriere und auch sonst, ist meistens klein und schmächtig, ein Außenseiter, sozial isoliert, mit einer Persönlichkeitsstörung. Trifft das auf Sie zu, Robinson?» Charlie grinste. «Ja, das trifft sogar
sehr genau
auf Sie zu.»
    Zwei ältere Damen brachten ihre Tabletts an den Nebentisch, und Charlie unterbrach sich, um ihnen freundlich lächelnd zuzuwinken. «Also verzieh dich besser, mein Junge», murmelte er dann. «Versuch’s mit deiner vierzig Jahre alten Unsinnsgeschichte woanders, aber nicht bei einem Profi.»
    Lol hielt sich an der Sitzfläche seines Stuhls fest, und für einen Moment wirkte es so, als gäbe er auf. Auf das wettergegerbte Gesicht von Charlie Howe kehrte das Lächeln zurück.
    «Also gut, jetzt haben Sie es geschafft,
Kumpel .»
Lol war selbst davon überrascht, wie ruhig er klang. «Ich erzähle Ihnen jetzt ganz genau, warum ich hier bin   … nur damit Sie wissen, dass es nichts mit Geld zu tun hat – eigentlich sogar im Gegenteil – und dass Sie absolut nichts tun können, um mich abzuschrecken.»
    Charlie Howe blinzelte. Es war das erste Mal, dass Lol ihn blinzeln sah.
    «Und sollte ich jemals», fuhr er

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