Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
«Keine Chance. Da sind Sie auf dem Holzweg, mein Bester. Kein Chief Constable – und der aktuelle schon gar nicht – würde je seinen Namen unter irgendwas setzen, das ihm Ärger mit der Kirche einbringen könnte. Er wird Anne sagen, wenn Sie mit so etwas an die Öffentlichkeit gehen will, dann soll sie es selber tun.»
    «Und glauben Sie, das würde sie nicht tun?»
    Charlie ließ sich in seinen Sessel fallen. «Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube, sie würde es tun. Und verdammt, jetzt haben Sie mich rumgekriegt. Muss mich wohl einschalten. Wollen Sie einen Drink?»
    «Nein danke. Ich war die ganze Nacht auf – laufe schon auf Reservebetrieb.»
    «Und wollen Sie noch was hören? Ich glaube, langfristig würde diese Aktion Anne genauso schaden wie Merrily. Ein Kripobeamter, der gerne große Reden schwingt, hat ziemlich eingeschränkte Karriereaussichten. Gut», er setzte sich auf. «Ich rede mit ihr.»
    «Danke.»
    «Glauben Sie nicht, dass Sie schon gewonnen haben. Ich weiß nicht, ob sie auf mich hört. Aber ich rede mit ihr.»
    Lol sagte: «Könnten Sie es vielleicht sofort machen?»
    «Ich stelle mal fest, ob sie heute Abend Zeit hat.» Charlie stand auf und ging zum Telefon. Er musste die Nummer nicht nachsehen. «Den DCI», sagte er in den Hörer. «Hier ist ihr Vater, falls Sie meine Stimme nicht erkennen.» Er wartete, dann sagte er: «Hallo Colin, wie geht’s so?
Wo
ist sie? Wirklich? Um wie viel Uhr? Ja,
das
weiß ich, mein Junge, aber wo ist sie
jetzt
?» Er atmete hörbar durch die Nase aus. «Ja, gut. Danke, mein Junge.»
    «Nicht da?»
    «Ist unterwegs, um die losen Enden im Fall Stock zu verbinden», sagte Charlie. «Wie auch zu erwarten war.»
    «Die losen Enden?»
    «Und es wird mindestens ein Filmteam von einem Nachrichtensender kommen. Sie hat heute für den frühen Nachmittag ein Interview in Knight’s Frome zugesagt.»
    «Das wird Sie als Gelegenheit nutzen, oder?»
    «Könnte sein», sagte Charlie. «Fahren Sie dorthin zurück?»
    Lol nickte.
    «Ich fahre Ihnen nach.»
     
    Sie fragte sich mit leiser Hoffnung, ob das Feld tagsüber – und ganz besonders an einem Tag wie diesem – harmlos, vielleicht sogar freundlich wirken würde. Sie hatte beinahe erwartet, sich bei der Ankunft ein bisschen dumm vorzukommen. Immerhin hatte man sie noch nie zuvor darum gebeten, ein Feld zu exorzieren.
    Deshalb traf sie die Atmosphäre des Todes und der Erstarrung beinahe wie ein Schock. Dieses gelbe Gras auf der schweren Lehmerde, die schwarzen Pfostenalleen mit ihren Querhölzern, bei denen man an ein Schlachtfeld aus dem Ersten Weltkrieg denken musste, sodass man beinahe erwartete, irgendwo Leichen, zerfetzte Uniformen und abgerissene Gliedmaßen zu entdecken.
    Aber da war nur Al.
    Sie bemerkte ihn nicht sofort. Er saß bewegungslos zwischen zwei Pfosten, eine weiße Erhebung wie ein Kalk-Megalith.
    «Bleiben Sie hier», sagte Simon. «Er ist vermutlich in einer Art Trance. Nicht, dass wir ihn stören würden – ein Schamane der Roma könnte sich auch zwischen irgendwelchen Supermarktkassen in Trance versetzen. Bei ihren spirituellen Heilbehandlungen herrscht ein Höllenlärm, alle Leute reden und lachen, es wird getrommelt und Geige gespielt – das ist eben ihre Art. Ich denke einfach, wir sollten uns besser von der Atmosphäre fernhalten, die er um sich herum aufgebaut hat.»
    «Also bleiben wir an diesem Ende des Feldes.»
    «Ich glaube, das wäre besser.»
    Merrily sah durch das Gewirr der Hopfendrähte zum Himmel hinauf. «Wie lange ist es noch bis zwölf Uhr?» Sie hatte keine Uhr dabei.
    Simon sah auf seine: «Einundfünfzig Minuten.»
    Er legte seine Uhr auf das vertrocknete Gras neben eine Hopfenstange. Dann stand er da, in seinem Priesterkragen und der abgewetzten Jeans, und sein blondes Haar wirkte beinahe ebenso farblos und tot wie das Gras.
    «Jetzt sind Sie dran», sagte er.
« Drukerimaskri .»

46   Was böser Geist und Trugbild ist
    Offensichtlich kannte Charlie Howe den Kameramann, einen grauhaarigen Typen, der vor dem Ortsschild von Knight’s Frome kauerte, um es zusammen mit dem Kirchturm aufs Bild zu bekommen. Howe stoppte seinen alten Jaguar neben ihm und lehnte sich aus dem Fenster. «Jim!», brüllte er.
    Lol hielt mit seinem Astra hinter dem Jaguar. Als der Kameramann sah, wer ihn gerufen hatte, grinste er und senkte seine Kamera. «Hab mir ja gleich gedacht, dass die das ohne Ihre Unterstützung nicht schaffen. Sind Sie rübergekommen, um die Ermittlungen zu

Weitere Kostenlose Bücher