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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Merrily tonlos. «Und was Jane angeht   …»
    «Amy hat die Sache mit dem Ouija-Brett erst nach Mrs.   Watkins’ letztem Besuch erzählt», sagte Dennis Beckett.
    «Wissen wir, wann Amys Mutter gestorben ist?», fragte Bernie Dunmore.
    «Nein.»
    «Aber vermutlich nicht schon bei der Geburt.»
    «Das weiß ich leider nicht.»
    «Möchten die Shelbones immer noch, dass ein Exorzismus durchgeführt wird?»
    «Ich konnte das Mädchen dazu bringen, mit mir zu beten», sagte Dennis.
    Merrily spürte den tadelnden Blick des Bischofs auf sich.
Das ist mehr, als Sie vorzuweisen haben.
    «Ich glaube, das Gebet war zunächst ausreichend», sagte Dennis, «aber ich bin darauf eingestellt, noch einmal zu ihr zu gehen.»
    «Sehen Sie   …» Merrily suchte nach den richtigen Worten. «Ich   … ich sehe ein, dass ich die Sache möglicherweise von Anfang an falsch angegangen bin. Und vielleicht hätte ich nicht versuchen sollen, mit Amy zu sprechen, ohne dass ihre Eltern im Haus waren. Aber ich kann nicht glauben, dass Jane irgendetwas mit dieser Sache zu tun haben soll.»
    «Merrily», sagte der Bischof sanft, «irre ich mich, oder wäre das nicht das erste Mal, dass Jane eine besondere Neugier für Dinge zeigt   …»
    « So etwas
würde sie niemals tun.»
    Danach herrschte Schweigen, und die beiden Männer sahen überallhin, nur nicht zu Merrily. Die Tür stand offen. Sophie,die vermutlich im Büro nebenan war, hatte bestimmt jedes Wort gehört.
    «Sie ist meine Tochter», sagte Merrily. «So etwas wüsste ich.»
    Bernie Dunmore zog ein Taschentuch heraus und wischte sich die Stirn ab. «Sie erzählen besser auch noch den Rest, Dennis.»
    «Amy   …» Dennis Beckett hatte sich dem Bischof zugewandt. «Ich fürchte, Amy behauptet, dass Mrs.   Watkins über die Rolle, die ihre Tochter gespielt hat, genau   …
genau
Bescheid wusste.»
    Kopfschüttelnd schloss Merrily die Augen.
    «Und als Mrs.   Watkins am Samstagnachmittag bei Amy war, während die Shelbones in Hereford einkauften, hat sie das Kind eindringlich davor gewarnt   …»
    «Wie bitte?»
Als sie die Augen wieder öffnete, sah Dennis Beckett sie endlich direkt an, vielleicht um sie merken zu lassen, wie unangenehm ihm dies alles war.
    «…   irgendjemandem etwas über Jane Watkins zu erzählen   …»
    Merrily sprang auf. «Das ist kompletter   …»
    «…   wenn sie wüsste, was gut für sie ist», endete Dennis.
    «Das ist eine Lüge», sagte Merrily.
    Bernie Dunmore atmete hörbar durch die Nase aus. «Setzen Sie sich, Merrily», sagte er. «Bitte.»

Teil zwei
    Wenn ich gegen das Böse arbeite, bin ich mir meiner Unwissenheit vollkommen bewusst   …
     
    Martin Israel: Exorzismus –
Die Vertreibung böser Einflüsse

12   Jeder lügt
    «Die Hopfenfrau höchstpersönlich?» Hochwürden Simon St.   John hing wie ein müder Chorknabe auf einem harten Stuhl, den er in die Mitte des Studios gezogen hatte. Sein Cellokasten stand offen neben ihm. «Ist ja gruselig.»
    Er wuchtete das Cello aus dem Kasten. Es war genauso zerschrammt und verkratzt wie eine vielbenutzte Gitarre. Simon umfasste mit der Linken den Griffsteg und zog mit der Rechten den Bogen über die Saiten. Der Klang schien durch Lols Rückgrat zu schießen wie Elektrizität durch ein Kabel.
    «Ja, es war wirklich ziemlich gruselig.» Er hatte beschlossen, dass er mit jemandem darüber reden musste. Es war noch gar nicht so lange her, da wäre ein Vikar der letzte Mensch gewesen, dem er sich anvertraut hätte, aber Simon St.   John hatte etwas an sich – oder vielleicht fehlte es ihm auch   –, das ihn nicht wie einen durchschnittlichen Geistlichen erscheinen ließ.
    Lol hatte die Nacht wie üblich allein in den Stallungen verbracht. Prof hatte gesagt, er solle ins Cottage umziehen, doch Lol fühlte sich auf dem Heuboden über dem Studio wohler. Den gesamten Vorabend hatte er irgendwie erwartet, dass Stock auftauchen würde, um diesen Zeitungsartikel zu erklären, aber Stock war nicht gekommen. Und als dann morgens Schritte im Hof hörbar wurden, war es Simon St.   John gewesen, der mit seinen Jeans,den Turnschuhen und dem Cellokasten aussah wie eine Edelversion von Tom Petty.
    Prof hatte erwähnt, dass Simon montags öfter vorbeikam, um sich von den Sonntagen voll höflicher Gespräche mit seinen Gemeindemitgliedern zu erholen.
    «Aber ich irre mich doch nicht, oder? – Du kanntest die Geschichte von der Hopfenfrau noch gar nicht, als du diese Frau gesehen hast», sagte

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