Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Simon.
    Lol saß ein paar Schritte von ihm entfernt auf einem alten Guild-Verstärker, den er im vergangenen Jahr in Hereford aufgegabelt hatte. «Stimmt.»
    «Das ist wirklich unheimlich.» Simon strich mit dem Bogen über die Saiten. Der Klang war tief und schaurig. Er zuckte ein bisschen zusammen. «Und nackt war sie noch dazu.»
    «Und sie hatte blutende Kratzer am Körper, als wäre sie gerade durch Dorngebüsch gelaufen oder als   …»
    «So entstehen Gespenstergeschichten», sagte Simon. «Gib mir noch mal den Akkord an. Es war b-Moll und Fis, oder?»
    «Und dann runter auf e-Moll , wenn der Gesang einsetzt.» Das war der Frome-Song, dessen Text immer noch nicht ganz fertig war.
    «Und du hast dich unauffällig zurückgezogen», sagte Simon. «Gute Entscheidung.»
    «Ich dachte an Drogen. Oder an Hexerei. Ich habe überlegt, ob ich die Polizei rufen soll, für den Fall, dass sie   … du weißt schon, oder? Aber sie hat   … gelächelt. Sie wirkte entspannt. Sag mal, kennst du Stephanie Stock?»
    Simon strich einen knarzenden Moll-Akkord an und lehnte sich zurück.
« Autsch
. Ich bin einfach unfähig zurzeit. Nein   … wenn er in den Gottesdienst kommt – und er war in letzter Zeit ein oder zwei Mal da, der durchtriebene Hund   –, dann kommt er allein. Sie ist eine graue Maus, erzählen die Leute – unauffällig,ruhig, fährt jeden Morgen mit ihrem kleinen Nissan zur Arbeit nach Hereford. Kommt nie mit, wenn er in den Pub geht.»
    «Was glaubst du, was ich da gesehen habe?»
    «Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich weiß nicht, was du gesehen hast. Warum rufst du sie nicht einfach mal abends an, wenn er weg ist, und fragst:
Sagen Sie mal, warum tanzen Sie eigentlich nackt in dem alten Hopfenfeld rum, Mrs.   Stock? »
Simon hob seinen Bogen. «Nein, das ist vielleicht doch keine so gute Idee. Auf jeden Fall ändert das nichts an meiner Einschätzung der Situation. Dieser Penner lügt.
‹Ich brauche einen Exorzismus, Simon, und zwar so schnell es geht.›
Kannst du dir so was vorstellen?»
    «Das wollte er also, als er hier vorbeikam? Und du hast abgelehnt.»
    «Ja, verdammt. Einen anglikanischen Exorzismus, abgesegnet vom Bischof von Hereford. Und wenn es zu einem Prozess kommt, werde ich als Zeuge aufgerufen. Der kann mich mal.»
    «Aber warum ist er dann zur Presse gegangen? Warum hat er sich in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht?»
    «Glaubst du vielleicht, das macht ihm etwas aus? Der Typ kommt aus der Werbung. Der weiß genau, wie kurzlebig das alles ist. Heute eine Sensation, morgen schon vergessen   … außer vielleicht in Knight’s Frome. Könnte sein, dass so etwas hier ein bisschen länger nachwirkt   … Trotzdem, was hat er schon zu verlieren?»
    Lol war nicht überzeugt. «Prof glaubt, dass Stock Druck auf Adam Lake machen will, damit er seine Scheunen abbaut und woandershin stellt. Aber damit erreicht er sein Ziel ja noch nicht, oder? Wenn er die Scheunen loswird, ist die Hopfendarre vielleicht ein paar Tausender mehr wert. Aber wenn man überlegt, dass kein Mensch in einem Haus wohnen möchte, in dem ein Mord stattgefunden hat, dann ist Lake unterm Strich vermutlich weiterhin der einzige Kaufinteressent.»
    «Na gut», Simon beugte sich vor und ließ die Arme neben seinem Cello herabhängen, «ich sag dir, warum ich glaube, dass Stock nicht mit Lakes Anwalt reden wollte, als sie mit dem Kaufangebot auf ihn zugekommen sind. Ich glaube, dass er unter normalen Umständen lieber heute als morgen verkaufen würde. Er ist ein Großstadtmensch – und zwar durch und durch. Er
hasst
das Landleben. Allerdings glaube ich nicht, dass er überhaupt verkaufen
kann
. Nicht an Lake, und auch nicht an irgendwen sonst. Was hat Stock dir denn über den Grund gesagt, aus dem Stewart Ash ihnen dieses Haus vererbt hat?»
    «Er meinte, Ash hätte nicht das Haus an Gerard Stock vererbt, sondern Gerard Stock an Adam Lake. Er wollte sicher sein, dass jemand das Haus bekommt, der Lake bestimmt keinen Gefallen tut.»
    «Ja, aber Stock tut überhaupt niemandem einen Gefallen. Und ganz besonders nicht jemandem, der tot ist und dumm genug war, ihm ein Haus zu hinterlassen.»
    «Aber er hat das Haus doch Stocks Frau hinterlassen.»
    «Seine Frau macht, was er ihr sagt. Sie ist eben ein Mäuschen. Was für ein Typ Frau würde Stock auch sonst heiraten. Ich glaube, dass Stewart Ash sein Haus niemals jemandem wie Stock überlassen hätte, weil er unbedingt verhindern will, dass Lake es in die Finger bekommt

Weitere Kostenlose Bücher