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Der Turm der Seelen

Der Turm der Seelen

Titel: Der Turm der Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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irgendetwas   … sagen?»
    «Ich bin kein Medium, Mr.   Stock.»
    «Was ist, wenn Stewarts   … Geist, oder wie man das nennen soll, keine Ruhe findet, weil er uns eine Botschaft übermitteln will? Zum Beispiel die Botschaft, dass sein Mörder immer noch frei herumläuft.»
    «Ah.» Merrily sah auf den Fliesenboden hinunter. Um ihre Schuhe herum glaubte sie nun einen Umriss wahrzunehmen, der ein alter Fleck hätte sein können.
Das bezweckt er also
. «Wer ist denn Ihrer Meinung nach der Mörder?»
    «Das kann ich nicht sagen.»
    «Weil Sie es nicht wissen. Oder haben Sie eine Vermutung?»
    «Allerdings habe ich gewisse Vermutungen. Aber man könnte mich vor Gericht bringen, wenn ich diese Vermutungen mit Ihnen teilen würde, Mrs.   Watkins.»
    «Na gut. Wie viel Uhr ist es jetzt? Ich glaube, ich habe meine Uhr vergessen.»
    Er hob sein Handgelenk ins Licht. «Ungefähr zehn vor zehn. Ich rufe jetzt meine Frau an», sagte er. Seine Laune schien sich gehoben zu haben. «Bei Tageslicht. Ja. Daran hätte ich denken sollen. Bei Tag ist es viel besser.»
    «Und ich gehe inzwischen in die Kirche, spreche mit dem Vikar und ziehe mich um. Wir treffen uns dann hier in einer knappen Stunde wieder, ja?»
    «Ja, gut. Danke.»
    Sie durchquerten das Wohnzimmer, in dem sich früher das Hopfenlager befunden hatte. Sämtliches Licht, das trotz der Scheunen noch hereinfiel, wurde von graubraunen Ledermöbeln absorbiert. An der Hintertür wandte sich Merrily noch einmal um und sah Stock an.
    «Dürfte ich Sie fragen, was Sie damit erreichen wollen? Ich meine, Sie persönlich?»
    Auf diese Frage war er nicht vorbereitet, und er wich ihrem Blick aus. Stattdessen hielt er die Tür für sie auf, und das Tageslicht fiel herein wie ein goldenes Engelsheer.
    «Ich will, dass alles normal ist», sagte er dann. «Mehr nicht.»
     
    Sie fuhr auf dem kleinen Sträßchen nach Knight’s Frome und war beinahe am Ende des Dorfes, als ihr klar wurde, dass
das hier
schon das Dorf gewesen war. Die Kirche stand auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses; das weiße Haus daneben musste das Pfarrhaus sein. In der Einfahrt stand kein Auto.
    Sie fuhr etwa fünfzig Meter vor der Kirche auf den Seitenstreifen, zog ihre Jacke aus, zündete sich eine Zigarette an und sah nach, ob ihr Handy eine Nachricht anzeigte.
    Nur eine:
Merrily. Ich fürchte, der Vikar ist nicht zu überzeugen, aber Bernhard sagt, dann sollen Sie es allein machen. Falls es deswegen Probleme gibt, wird er sich darum kümmern. Sophie.
    Also gut. Merrily schaltete das Handy ab und drückte ihre Zigarette aus. Als sie aus dem Volvo stieg, sah sie im Rückspiegel einen verrosteten weißen Astra etwa zwanzig Meter hinter sich auf die Straße einbiegen.
    Es war noch nicht einmal Viertel nach zehn und schon richtig heiß. Eine einsame Wolke stand über der Kirche am Himmel, auch sie würde sich bald in der Hitze auflösen. Tauben flatterten in einem wilden Gebüsch, das früher wohl eine gepflegte Hecke rund um das Pfarrhaus gewesen war.
    Merrily nahm ihre Kleidertasche aus dem Kofferraum und hängte sich die blaugoldene Airline-Tasche über die Schulter, in der sie das Weihwasser transportierte. Sie würde beim Pfarrhaus anklopfen, vielleicht war ja doch jemand zu Hause. Wenn nicht, wäre hoffentlich die Kirche offen, sodass sie sich dort umziehen konnte. Sie schloss das Auto ab. Als sie sich wieder aufrichtete, hörte sie Schritte hinter sich – ganz leise Schritte auf dem Gras. Sie wandte sich schnell um und wünschte dabei, sie hätte das Auto nicht abgeschlossen.
    Und dann erstarrte sie.
    Die Fata Morgana trug ein schwarzes T-Shirt , Jeans und eine kleine, runde Nickelbrille. Merrily registrierte Vogelgezwitscherund das Brummen eines Traktors in der Ferne, während sie sich zwei unendliche Sekunden lang anstarrten.
    Dann bewegte er ein bisschen die Schultern und nickte in Richtung ihres Radiohead- T-Shirts . «Und   … wie hat dir
Kid A
gefallen?»
    «Also   …» Perplex stellte sie die Tasche mit ihrem Messgewand ab und rückte den Schulterriemen der Umhängetasche zurecht. Sie schluckte. «Jane war von der Platte enttäuscht, aber mir hat sie ganz gut gefallen. Jedenfalls ein paar Songs.»
    «Mmhmm.» Er nickte. Dann sagte er: «Merrily, tut mir leid, dass ich einfach so hinter dir aufgetaucht bin. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich bin heute Morgen ziemlich früh bei dir im Pfarrhaus vorbeigefahren.»
    «Also warst du das, der da geklopft hat?»
    «Aber es hat niemand

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