Der Turm von Zanid
soeben unsicher wankend wieder auf die Beine gekommen war.
»Spring auf!« rief Fallon ihm zu.
Wagner sprang mit soviel Schwung, dass er um ein Haar auf der anderen Seite des Wassertanks wieder hinuntergefallen wäre. Wieder knallte die Peitsche, und die Shaihans hielten in schaukelndem Trab auf den nächstliegenden Ausgang des Qarar-Platzes zu.
»He!« kreischte der rechtmäßige Kutscher hinter Fallon her. »Komm sofort mit meinem Wagen zurück!«
Er rannte neben ihnen her und machte Anstalten, sich an Bord zu schwingen. Fallon beugte sich vom Kutschbock herunter und versetzte ihm mit dem Peitschenstiel einen kräftigen Hieb auf den Kopf, worauf der Mann rücklings aufs Pflaster fiel. Ein Blick nach hinten zeigte Fallon, dass ein paar andere jetzt ebenfalls versuchten, auf das Fahrzeug zu klettern, doch mit Hilfe Fredros, der einem der Enterer einen Tritt ins Gesicht verpasste, und Wagners, der einem zweiten mit dem Absatz auf die Finger stampfte, als er sich an einem der Haltegriffe hochziehen wollte, schafften sie sich erst einmal Luft. Den dritten übernahm Fallon. Er beugte sich vor und ließ seine Peitsche auf den nackten Rücken des Mannes sausen, als dieser sich anschickte, einem der Shaihans in die Zügel zu fallen. Mit wütendem Schmerzgeheul sprang der Krishnaner aus dem Weg und fuhr sich mit den Händen an die brennenden Striemen.
. Als der Wagen ratternd in die nächste Seitenstraße bog, trieb Fallon die Shaihans zu größerer Geschwindigkeit an. Als er sich erneut umschaute, bekam er den Eindruck, als würde halb Zanid Jagd auf sein Gefährt machen. Aber jetzt, da der Wassertank zu zwei Dritteln leer war, erreichte das Gespann schon rasch ein beachtliches Tempo, so dass zufällig im Weg stehende Passanten sich nur noch durch einen raschen Seitwärtssprung in Sicherheit bringen konnten.
»Wo … wohin fahren wir?« fragte Gazi ängstlich.
»Erst mal weg von der Meute«, knurrte Fallon und wies mit ausgestrecktem Daumen nach hinten auf die Verfolgermeute. »Festhalten!«
Er bog so scharf um eine Ecke, dass der Wagen heftig schwankte und gefährlich ins Schleudern geriet. Gleich darauf nahm er ratternd und schlingernd die nächste Kurve, dann noch eine und noch eine, und so fuhr er im Zickzack weiter, bis er schließlich trotz seiner guten Ortskenntnisse selbst nicht mehr ganz sicher war, in welchem Teil der Stadt sie sich eigentlich befanden. Nach ein paar weiteren Straßenecken schienen sie indes die Meute fürs erste abgehängt zu haben, und er ließ das Gespann in einen lockeren sechsbeinigen Trab fallen – die normale Gangart der Shaihans.
Die Leute am Straßenrand starrten mit großen Augen herüber, als der Wasserwagen mit seiner seltsamen Besatzung an ihnen vorüberrumpelte: drei Erdenmenschen, zwei davon in ihren einheimischen Kostümen, der dritte, der Kutscher, nackt, dazu eine ebenfalls nackte Krishnanerin.
Wagner meldete sich: »Hören Sie, ich weiß zwar nicht, wer Sie sind, aber ich bin froh, dass Sie mich da rausgeholt haben. Ich glaube fast, ich hätte diese Heiden nicht so hart anfassen dürfen. Sie sind ziemlich leicht erregbar.«
»Mein Name ist Fallon«, stellte Fallon sich vor, »und das sind Gazi er – Doukh und Doktor Fredro.«
»Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte Wagner. »Doch sagen Sie, wollen Sie zwei sich nicht wieder anziehen?«
»Wenn wir wieder Zeit haben«, erwiderte Fallon.
»So machen wir uns verdächtig«, meinte Wagner.
Fallon war drauf und dran zu antworten, dass Wagner jederzeit aussteigen könne, wenn er wolle, als der Wagen in den Park rumpelte, der den Safq umgab. Fredro stieß ein aufgeregtes Krächzen aus.
Wagner schüttelte die Faust gegen das mächtige Bauwerk und schrie: »Wenn ich die Möglichkeit hätte, diese Bastion heidnischer Götzenanbetung in die Luft zu jagen, dann würde ich das auf der Stelle tun, selbst wenn ich dabei selbst mit drauf gehen würde!«
»Was?« schrie Fredro entsetzt. »Sind Sie verrickt? Eine unschätzbare archäologische Kostbarkeit in die Luft jagen?«
»Ich pfeife auf Ihre atheistische Wissenschaft!«
»Unwissender Wilder!« rief Fredro erbost.
»Unwissend, hä?« keifte Wagner hitzig. »Wissen Sie was, Mister? Ihre so genannte Wissenschaft ist einen Dreck wert! Wissen Sie, ich kenne die Wahrheit, die echte, einzige Wahrheit, und deshalb bin ich ihnen haushoch überlegen, und wenn Sie von mir aus zehn akademische Titel haben.«
»Wollt ihr zwei jetzt aufhören«, Fallon sprach ein Machtwort,
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