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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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hat der Bankier ihn in drei Teile zerrissen und jedem von uns einen Teil gegeben. Wenn einer alle drei Teile hat, kann er das Geld entweder hier oder in Majbur abheben.«
    »Wie aufregend!« Gazi tauchte aus der Küche auf. »Darf ich mal sehen?«
    Fallon zeigte ihr sein Drittel des Dokuments, dann steckte er es rasch wieder weg. »Und dass du niemandem gegenüber ein Wort darüber verlierst!«
    »Ganz bestimmt nicht!«
    »Und sag mir nicht noch einmal, ich würde dir nicht vertrauen. So, wie lange dauert’s noch mit dem Essen?«

 
8
     
    F allon hatte am darauf folgenden Morgen gerade seine zweite Tasse Shurab zur Hälfte geleert, als der kleine Messinggong an der Wohnungstür ertönte. Der Besucher war ein kleiner Zanidu mit einer Botschaft. Nachdem er den Jungen mit einem Trinkgeld von fünf Arzu weggeschickt hatte, las Fallon:
     
    Lieber Fallon!
    Fredro unterrichtete mich gestern Abend von ihrer Absicht, heute Abend zu Kastambangs Party zu gehen. Könnten Sie es einrichten, heute im Laufe des Tages bei mir vorbeizukommen und Ihre Einladung mitzubringen? Es ist sehr dringend.
    P. Mjipa, Konsul
     
    Fallon runzelte die Stirn. Hatte Mjipa vielleicht die Absicht, seine Pläne zu durchkreuzen, womöglich unter irgendeinem an den Haaren herbeigezogenen Vorwand – etwa, dass er, Fallon, durch seine Anwesenheit bei der Party das Ansehen der menschlichen Rasse in den Augen der ›Eingeborenen‹ herabsetzen würde? Nein, das war kaum zu befürchten. Schließlich konnte Mjipa Fallon schlecht brüskieren und ihn gleichzeitig drängen, mit der Safq-Geschichte weiterzumachen. Und Fallon musste zugeben, dass der Konsul ein aufrechter und ehrlicher Vertreter der menschlichen Gattung war.
    Also ging er am besten hin und hörte sich an, was Percy Mjipa sich ausgedacht hatte, zumal er an diesem Morgen ohnehin nichts Besonderes zu tun hatte. Er ging ins Haus zurück, um seine Sachen zusammenzusuchen.
    »Was war los?« fragte Gazi, die gerade den Frühstückstisch abräumte.
    »Percy möchte mich sehen.«
    »Und worum geht’s?«
    »Das hat er nicht gesagt.«
    Ohne weitere Erklärung machte Fallon sich auf den Weg, die Einladungskarte in der Brieftasche, die an seinem Gürtel baumelte. Im Vorgefühl des künftigen Geldsegens leistete er sich den Luxus, von der Asadastraße aus den von zwei schweren Last-Ayas gezogenen Omnibus zu nehmen, der ihn hinüber in den Kharju-Bezirk trug, wo gegenüber dem Regierungsgebäude das Terranische Konsulat stand. Dort musste er einige Zeit warten, da Mjipa gerade eine längere Konsultation mit einem Krishnaner aus der Präfektur hatte.
    Als der Beamte des Präfekten gegangen war, rief Mjipa Fallon in sein Büro und sagte in seinem schnarrenden, rhythmischen Tonfall: »Fredro hat mir erzählt, dass Sie Gazi zu dieser Fete bei Kastambang mitnehmen wollen. Stimmt das?«
    »Absolut. Und was geht das Konsulat das an, wenn ich fragen darf?«
    »Haben Sie Ihre Einladung mitgebracht, wie ich Sie gebeten habe?«
    »Ja.«
    »Dürfte ich sie bitte mal sehen?«
    »Hören Sie, Percy, Sie haben doch nicht irgendwelchen Blödsinn vor – etwa, sie zu zerreißen, oder? Vergessen Sie nicht, dass ich an Ihrem verdammten Projekt arbeite. Keine Fete, kein Safq – dass das klar ist!«
    Mjipa schüttelte den Kopf. »Sie haben wirklich eine blühende Phantasie.« Er studierte die Karte. »Hab ich’s mir doch gedacht!«
    »Was haben Sie sich gedacht?«
    »Haben Sie sich die Karte genau durchgelesen?«
    »Nein. Ich spreche zwar einigermaßen fließend Balhibou, aber mit dem Lesen klappt es nicht so besonders.«
    »Dann haben Sie also folgende Zeile auch nicht gelesen: ›Gültig nur für eine Person‹.«
    »Was?«
    Mjipa zeigte ihm die fragliche Zeile. Fallons Stimmung sank beträchtlich, als er sie las. »Fointsaq!« stieß er wütend hervor.
    »Sehen Sie«, erklärte Mjipa, »ich kenne Kastambang recht gut. Er entstammt aus einer dieser entmachteten Adelsfamilien. Ein schrecklicher Snob – sieht sogar auf uns Terraner herab, stellen Sie sich diese Unverschämtheit vor. Ich habe schon mal eine seiner ›Gültig-nur-für-eine-Person-Karte‹ gesehen, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass er jemand wie Gazi – eine bruderlose Frau aus den unteren Schichten – in sein Haus lässt. Also dachte ich mir, ich warne Sie lieber rechtzeitig, um Ihnen die peinliche Situation zu ersparen, dass Gazi vor seiner Tür von einem Lakaien abgewimmelt wird.«
    Fallon starrte Mjipa verblüfft an. Er konnte in seinem Gesicht

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