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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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da die Kunst des Schreibens noch so selten war, dass die Soldaten gezwungen waren, alles Nötige im Kopf zu tragen.«
    »Wer wird über die Stadt wachen, wenn die ganze Garde einberufen wird?«
    »Die Rekruten, die Untauglichen und die Veteranen werden hier bleiben und die Pflichten jener übernehmen, die ins Feld ziehen. Wir Hauptmänner der Wachkompanien liegen betreffs dieser Frage im Streit mit dem Minister, der unbedingt junge, kräftige Gardisten hier behalten möchte, für Sonderwachdienste im …«
    »Im Safq?« fragte Fallon, als Kordaq zögerte.
    Der Hauptmann rülpste. »Das, mein Bester, habe ich nicht gesagt. Aber wie ich sehe, seid Ihr über diesen Umstand bereits informiert. Wie habt Ihr das erfahren?«
    »Ach, Ihr wisst ja. Gerüchte! Aber sagt, was ist denn nun eigentlich in dem Ding?«
    »Das, mein Teuerster, darf ich wirklich nicht verraten. Ich will nur soviel sagen: Dieser uralte Steinhaufen birgt in seinen Mauern etwas so Neuartiges und Tödliches, dass die Pfeile von Ghuurs Bogenschützen dagegen so harmlos anmuten wie ein Regenschauer im Frühling.«
    »Die Yeshtiten haben in der Tat eine bemerkenswerte Leistung vollbracht, indem sie das Innere des Safq bis heute geheim gehalten haben. Meines Wissens existiert kein einziger Plan von dem Gebäude.«
    Kordaq lächelte und wackelte leicht mit einer seiner Antennen, was in etwa gleichbedeutend war mit dem verschmitzten Augenzwinkern eines Terraners. »Nicht so geheim, wie sie gern glauben. Dieses Geheimnis hat ein kleines Leck, wie es bei einem solchen Mummenschanz häufig der Fall ist.«
    »Ihr wollt damit andeuten, dass irgendein Außenstehender etwas weiß?«
    »So ist es, mein Freund. Wir haben zumindest einen Verdacht.« Kordaq leerte einen weiteren Becher Falat-Wein.
    »Wer ist ›wir‹?«
    »Eine gelehrte Bruderschaft, zu der ich gehöre, Mejraf Janjira geheißen. Habt Ihr von uns gehört?«
    »Die Neophilosophische Gesellschaft«, murmelte Fallon. »Ich weiß einiges von ihren Lehrsätzen. Und Ihr seid also …« Fallon schaffte es gerade noch rechtzeitig, sich im Zaum zu halten. Es wäre sicherlich unklug gewesen, dem Hauptmann ins Gesicht zu sagen, dass er die Lehren dieses obskuren Vereins für ein herausragendes Beispiel interstellaren Schwachsinns hielt.
    Kordaq entging jedoch der verächtliche Ton nicht, mit dem er seine letzten Worte hervorgestoßen hatte, und er bedachte Fallon mit einem strengen, vorwurfsvollen Blick. »Es gibt Leute, die unsere Prinzipien verurteilen, ohne sie zu kennen. Doch dadurch, dass sie Weisheit zurückweisen, ohne sie einer gerechten Prüfung unterzogen zu haben, beweisen sie nur ihre eigene Dummheit. Nun, ich will Euch unsere Grundlehren in drei Worten erklären, so gut ich dies mit meiner ungeübten Zunge vermag – und wenn Ihr Interesse habt, kann ich Euch an andere verweisen, die in der Kunst des Erläuterns gewandter sind als ich. Habt Ihr schon einmal von Pyatsmif gehört?«
    »Wovon?«
    »Von Pyatsmif … Das beweist die Unwissenheit der Erdenmenschen, dass sie nicht einmal von einem der größten Männer ihres eigenen Planeten gehört haben.«
    »Soll das heißen, dass das ein Erdenmensch ist?« In der Tat hatte Fallon noch nie etwas von Charles Piazzi Smith gehört, dem exzentrischen schottischen Astronom aus dem neunzehnten Jahrhundert, der den pseudowissenschaftlichen Kult der Pyramidologie gegründet hatte. Doch selbst wenn er von ihm gehört hätte, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er den Namen, so wie Kordaq ihn aussprach, wieder erkannt hätte.
    »Nun«, sagte der Hauptmann, »dieser Pyatsmif war der erste, der erkannte, dass ein großes und uraltes Monument auf dem Antlitz Eures Planeten – wobei der Begriff ›uralt‹ hier aus dem verengten Blickwinkel eurer noch jungen terranischen Rasse zu verstehen ist – mehr war, als es den Anschein hatte. In Wahrheit bargen seine verfallenden Mauern Hinweise auf die Weisheit von ganzen Zeitaltern und die Geheimnisse des Universums …«
    In der darauf folgenden halben Stunde wand sich Fallon tödlich gelangweilt in seinem Sessel, während Kordaq ihm, von missionarischem Eifer beseelt, einen langatmigen Vortrag hielt. Der einzige Grund, warum er dem Geschwafel nicht kurzerhand ein Ende setzte, war seine Hoffnung, dass dabei vielleicht die eine oder andere nützliche Information für ihn abfiel.
    Am Ende dieser halben Stunde jedoch begann der Falat-Wein unübersehbar seine Wirkung zu zeitigen, was sich darin äußerte, dass der brave Hauptmann

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