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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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jedem Schritt nasser und dachte sehnsüchtig an den schönen neuen Regenumhang, den er vor der Eingangstür des Safq hatte liegenlassen – er konnte ihn von seiner jetzigen Stelle aus fast sehen. Aber er war nicht so tollkühn, ihn jetzt zu holen.
    Doch als er endlich am Qarar-Platz angelangt war, war er so durchweicht und durchgefroren, außerdem schmerzte ihn sein Knie von der Kollision mit der Tür im Tunnel so hundserbärmlich, dass er beschloss, erst einmal nach Hause zu gehen, sich einen Drink zu genehmigen und sich umzuziehen, ehe er weitere Schritte unternahm. Er hatte zu Hause noch einen alten Winterüberzieher, mit dem er sich einigermaßen trockenhalten konnte, und außerdem bedeutete es nur einen geringfügigen Umweg.
    Als er so mit gesenktem Kopf durch den Regen stapfte, hörte er plötzlich Trommellärm und drehte sich um. Eine Abteilung der Bürgerwehr kam mit geschulterten Piken die Asadastraße heruntermarschiert, vorneweg der Trommler, der den Marschtakt schlug. An den zwei weißen Bändern an den Ärmeln ihrer Jacken erkannte Fallon sie als Angehörige der Gabanj-Kompanie. Seine eigene Kompanie, die Juru-Kompanie, wirkte dagegen wie ein Sammlung von Vogelscheuchen.
    Ein paar Passanten säumten die Straße und schauten sich den Vorbeimarsch der Abteilung an. Fallon erkundigte sich bei einigen von ihnen, was diese Parade zu bedeuten hätte, doch konnte ihm niemand eine plausible Antwort geben. Als die Milizionäre vorbei waren, trottete Fallon nach Hause. Er wollte gerade die Tür aufschließen, als eine Stimme hinter ihm sagte: »Ohe, Meister Antane!«
    Es war Cisasa, der osirische Zivilgardist. Ein antiker Helm saß, vermittels eines Kinnriemens in Stellung gehalten, ein wenig wacklig auf der Spitze seines Reptilienkopfes, und ein krishnanisches Schwert baumelte von einem Wehrgehänge über seiner Schulter, wenn man bei ihm überhaupt von Schultern sprechen konnte.
    Er fuhr in seinem seltsam zischenden Balhibou fort: »Holt ssofort Eure Ausrüstunk und kommt mit mir zur Rüstkammer. Tie Kuru-Kompanie hat soepen ten Marschpefehl erhalten!«
    »Warum? Ist der Krieg schon im Gang?«
    »Ich feiß nicht – ich kepe nur Pefehle feiter.«
    O Bakhl dachte Fallon. Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren? Laut sagte er: »Sehr gut, Cisasa. Geht schon voraus; ich komme gleich nach.«
    »Verzeiht, Herr, aper tas tarf ich nicht. Ich hape Pefehl, Euch perssönlich zu pekleiten.«
    Fallon hatte gehofft, entwischen und vorher noch rasch seinen Besuch bei Qais machen zu können. Doch offenbar hatte Kordaq vorausgesehen, dass einige seiner Gardisten versuchen würden, sich bei der Mobilisierung rar zu machen, und hatte Maßnahmen ergriffen, solchen Versuchen zuvorzukommen. Und Cisasa davonzulaufen hatte keinen Zweck, denn der Osirer konnte jeden Terraner spielend einholen.
    Fallons Widerwillen gegen die Einberufung war nicht etwa Feigheit zuzuschreiben – für eine ordentliche Schlacht war er immer zu haben –, sondern einzig und allein seiner Angst, die womöglich letzte Gelegenheit zu verpassen, bei Qais abzukassieren.
    Müde sagte er: »Kommt herein, während ich meine Sachen zusammensuche.«
    »Pitte peeilt Euch, ferter Herr, tenn ich muss noch trei antere apholen, sopald ich Euch apkeliefert hape. Hapt Ihr keine rote Jacke?«
    »Nein, und ich habe auch keine Zeit gehabt, mir eine zu besorgen«, knurrte Fallon, während er nach seinen Feldstiefeln kramte. »Wollt Ihr einen Drink, bevor wir gehen?«
    »Nein, tanke. Die Pflicht keht vor! Ich pin kanz schrecklich aufkerekt. Seid Ihr nicht auch aufkerekt?«
    »Na klar, ich zittere schon am ganzen Leib«, brummte Fallon.
     
    In der Rüstkammer drängte sich die gesamte Juru-Kompanie – oder zumindest alle die, die schon eingetroffen waren. Alle Augenblicke kamen weitere Nachzügler. Kordaq saß, die Brille auf der Nase, an seinem Schreibtisch, vor sich eine Schlange Gardisten, die um ihre Freistellung vom aktiven Dienst nachsuchten.
    Kordaq hörte jeden einzelnen an und fällte dann schnell seine Entscheidung, meist gegen das Freistellungsersuchen. Diejenigen, deren Begründung er als dürftig erachtete, entließ er mit einer beißenden Tirade über die Feigheit der heutigen Generation im Vergleich mit den heroischen Recken, die ihre Großväter gewesen waren. Diejenigen, die vorgaben, krank zu sein, wurden von Qouran, dem gleich in der Nähe wohnenden Arzt, einer Blitzuntersuchung unterzogen. Seine Methode schien darin zu bestehen, einfach Augen, Hände

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