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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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im Chor seine Lunge freihustete, überlegte er, dass dieses Asphalt-Zucker-Salpeter-Gemisch als Rauchbombe wahrscheinlich weit besser geeignet war denn als Treibmittel für Geschosse.
    Die Krishnaner der Kompanie machten vor Schreck Luftsprünge. Ein paar schrien vor Angst. Einige riefen, sie hätten Angst, solches Teufelswerk anzufassen. Andere nörgelten, sie wollten ihre gute alte Pike und ihre Armbrust wiederhaben, damit könnten wenigstens alle umgehen. Kordaq wartete, bis sich der Aufruhr beruhigt hatte, und fuhr dann mit seiner Instruktion fort, indem er betonte, wie wichtig es sei, seinen Pulvervorrat trocken und seinen Lauf immer sauber zu halten.
    »Nun, habt ihr noch irgendwelche Fragen?« schloss er.
    Sie hatten. Die Thothianer wandten ein, sie wären zu klein, um solch schwere Waffen zu handhaben; die Osirer indessen machten geltend, dass Tabaksqualm bei ihnen Hustenanfälle hervorriefe, weswegen sie das Kraut nie verwendeten. Beide Argumente wurden nach langer Diskussion anerkannt, und man beschloss, dass die betroffenen beiden Gattungen ihre Piken wiederbekommen sollten. Schließlich, so räumte Kordaq ein, würde die Kompanie ein paar gute Pikenkämpfer zu ihrem Schutz durchaus gebrauchen können: »Damit nicht trotz all unsrer Blitze und Donner der Feind die Chance bekommt, handgemein mit uns zu werden.«
    So stellte sich am Schluss nur noch das Problem, wie man den einsamen Isidianer unterbringen sollte, dessen Elefantenrüssel zwar für die Ergreifung von Dieben in den Straßen Zanids hervorragend geeignet sein mochte, für die Bedienung einer Vorderladermuskete indes nicht gerade prädestiniert war. Fallon schlug vor, den Isidianer als Standartenträger einzusetzen.
    Der Regen hatte aufgehört, und Roqir brach durch die Wolkendecke, als die Juru-Kompanie, angeführt von Hauptmann Kordaq, dem Trommler und dem isidianischen Standartenträger, mit geschulterten Musketen und klirrenden Kettenhemden aus der Rüstkammer marschierten.

 
18
     
    D ie balhibische Armee lag bei Chos, einem Verkehrsknotenpunkt im Westen Balhibs. Fallon, der Wache schieben musste, schritt langsam den Umkreis des Geländes ab, das man der Bürgerwehr von Zanid zugewiesen hatte. Auf der Schulter trug er eine Muskete. Die Bürgerwehr lag am nördlichsten Punkt des gesamten Heereslagers. Daneben lag ein anderes Regiment, dahinter das nächste, und so weiter.
    Das krishnanische Militärwesen war von seinem Aufbau und seiner Struktur her viel simpler als das terranische. So gab es weder die komplizierte Offiziershierarchie noch die scharfe Trennung zwischen Offizieren und Unteroffizieren. Fallon bekleidete den Rang eines Zugführers. Über ihm stand Savaich, der Kneipenwirt. Als dienstältester Gruppenführer der Abteilung hatte er begrenzte Befehlsgewalt über die gesamte Abteilung. Dessen Vorgesetzter war Hauptmann Kordaq (wobei ›Hauptmann‹ nur eine ungefähre Übersetzung ist; seiner Funktion nach hätte man ihn ebenso gut als Major oder Oberstleutnant bezeichnen können), der Befehlshaber der Juru-Kompanie.
    Über Kordaq wiederum stand Lord Chindor als Befehlshaber der gesamten Bürgerwehr, und über diesem nur noch Minister Chabarian, der Oberbefehlshaber der ganzen Armee. Letztere war, zumindest auf dem Papier, nach Zehnergruppen gegliedert: so bestand ein Zug aus zehn Mann, zehn Züge bildeten eine Abteilung oder Hundertschaft, und so weiter. In der Praxis jedoch wurde diese Sollstärke in fast keinem Fall erreicht. So erreichte die Juru-Kompanie, die auf dem Papier mehr als tausend Mann zählte, gerade eine Kampfstärke von vielleicht knapp zweihundert, womit sie nicht einmal unter dem allgemeinen Durchschnitt lag. Stabsarbeit, Nachschuborganisation und medizinische Betreuung waren vorsintflutlich.
    Immerhin waren Fallon und sein Zug bisher, wenn auch eintönig, so doch ausreichend ernährt worden. Eine Karte von der Region, in der sie lagen, hatte er bis jetzt noch nicht zu Gesicht bekommen, was indes nicht weiter schlimm war, da man ohnehin, so weit das Auge reichte, nur ausgedehntes, ebenes Grasland sehen konnte, ähnlich irdischen Prärien, mit dem einzigen Unterschied, dass das Gras hier im eigentlichen Sinne kein Gras, sondern langstieliges Moos war.
    Am Horizont bohrte sich eine dünne schwarze Rauchsäule schräg in den Himmel, wo Ghuurs berittene Überfallkommandos ein Dorf in Brand gesteckt hatten. Solche Stoßtrupps hatten sich während der letzten Tage immer weiter auf balhibisches Gebiet vorgewagt. Doch

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