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Der Turm von Zanid

Titel: Der Turm von Zanid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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durchquert hatte, fiel ihm plötzlich ein, dass Kastambangs Bank direkt auf seinem Weg zum Stadttor lag. Wenig später sah er das Gebäude vor sich auftauchen. Schon von weitem war nicht zu übersehen, dass jemand sich mit Gewalt Zugang ins Innere der Bank verschafft haben musste: Die Tore waren aus den Angeln gerissen worden.
    Von Neugier überwältigt, hielt er inne und lenkte seinen Aya in den Hof. Überall waren deutliche Anzeichen vom Wüten des Mobs zu sehen. Die anmutigen Statuen aus Katai-Jhogorai waren umgestoßen und bedeckten, in tausend Stücke zersprungen, das Pflaster. Die Springbrunnen waren versiegt. Andere Gegenstände lagen herum. Fallon stieg ab und bückte sich, um sie zu untersuchen. Es waren Notizen, Wertpapiere, Kontobücher und alle möglichen anderen Formulare und Papiere aus dem Bankwesen.
    Fallon vermutete, dass sich nach Kastambangs Verhaftung der Pöbel hier zusammengerottet hatte und unter dem Vorwand, dass der Besitz eines Verräters Allgemeingut sei, das Anwesen geplündert und verwüstet hatte.
    Doch es bestand trotzdem noch immer die winzige Möglichkeit, dass zumindest einer der drei Teile von Qais’ Tratte irgendwo hier herumlag. Eigentlich, überlegte er, war es äußerst leichtsinnig, jetzt, da Zanid ein so heißes Pflaster für ihn geworden war, noch lange Zeit mit Herumsuchen zu verbringen. Aber es war vielleicht seine letzte Chance, Zamba zurückzugewinnen.
    Und wo steckte der geheimnisvolle Mörder von Qais? War er wieder einen Schritt schneller als Fallon gewesen?
    Fallon untersuchte jeden Fußbreit des Hofes, drehte jeden Fetzen Papier um. Nichts.
    Er ging ins Haus. Direkt hinter dem Haupteingang fand er die zerschmetterte Leiche eines von Kastambangs Dienern, lang hingestreckt auf dem Steinboden liegend.
    Er überlegte. Wo mochten die Teile der Tratte am ehesten zu finden sein? Sein eigenes Drittel hatte Kastambang jedenfalls in die Schublade des großen Tisches in seinem unterirdischen Konferenzzimmer gelegt. Fallon beschloss, das Zimmer zu durchsuchen. Und sollte er das Papier auch dort nicht finden, dann würde er die Stadt unverzüglich verlassen.
    Der Aufzug war natürlich nicht in Betrieb, aber er entdeckte eine Treppe, die ins Kellergeschoß führte. Er nahm eine Lampe aus der Wandhalterung, füllte ihren Brennstoffvorrat aus einer anderen Lampe auf, stutzte den Docht und, zündete ihn mit seinem Taschenfeuerzeug an. Dann stieg er die Treppe hinunter.
    Der Gang war bis auf dieses eine Licht dunkel. Seine Schritte und Atemzüge hallten laut durch die Stille.
    Sein in langer Praxis erworbener Riecher wies ihm den Weg durch die diversen Türen und Kammern zu Kastambangs Kellergewölbe. Das Fallgatter war nicht heruntergelassen. Ein paar Münzen, die der Pöbel hatte fallen lassen, glänzten am Boden. Doch die Tür zur eigentlichen Kammer war geschlossen.
    Seltsam. Was hatte das zu bedeuten? Es war sehr unwahrscheinlich, dass sich der Mob beim Hinein- und Hinausstürmen die Mühe gemacht hatte, die Türen hinter sich zu schließen. Irgendwas stimmte hier nicht.
    Als er genauer hinsah, bemerkte er, dass die Tür nicht ganz geschlossen, sondern nur angelehnt war. Ein winziger Lichtstrahl drang aus der Ritze. Die Hand am Schwertgriff, setzte Fallon den Fuß gegen die Tür und gab ihr einen Stoß. Sie flog auf.
    Der Raum war erleuchtet vom Licht einer Kerze in den Händen einer Krishnanerin. Sie stand mit dem Rücken zur Tür. Das Gesicht ihm zugewandt, hinter dem Tisch, stand ein Erdenmensch. Als sich die Tür öffnete, fuhr die Frau herum. Der Mann riss sein Schwert aus der Scheide.
    Das zischende Geräusch der herausfahrenden Klinge bewirkte, dass Fallon in einer Reflexbewegung seine Klinge ebenfalls zückte, doch kaum hatte er sie heraus, erstarrte er mit vor Erstaunen weit aufgerissenem Mund mitten in der Bewegung. Die Frau war Gazi er-Doukh, und der Mann war Welcome Wagner, in krishnanische Kleidung gewandet.
    »Hallo, Gazi!« sagte Fallon. »Ist das dein neuer Jagain? Du wechselst ihn neuerdings sehr häufig.«
    »Nein, Antane … ich glaube, dass er wirklich die wahre Religion hat, nach der ich so lange schon gesucht habe.«
    Während Gazi redete, registrierte Fallon, dass der riesige Tisch so ausgiebig mit Axt und Meißel bearbeitet worden war, dass nur noch kümmerliche Ruinen von seiner einstigen Pracht zeugten. Sämtliche Schubladen waren aufgehackt oder herausgebrochen, die darin aufbewahrten Papiere lagen auf dem Boden verstreut. Vor Wagner lagen auf der

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