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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Neptun-Schale und hoffentlich in den Hades-Raum jenseits davon vor. Wegen der immensen Entfernungen – etwa 4,2 Milliarden Kilometer in eine Richtung – war es nötig die Reise in zwei Etappen zu unterteilen. Hier auf der Saturn-Schale haben wir ein Zwischenlager eingerichtet, in dem wir unsere Vorräte auffrischen können.«
    »Und das hier ist das Zwischenlager?«
    »Genau das und nichts anderes. Wir wollten, daß es wie ein gewöhnliches Unternehmen dieses Bezirks aussieht, und gingen davon aus, daß wir hier mit Protz weniger auffallen würden als mit Bescheidenheit.«
    »Da liegen Sie richtig«, sagte Varter. »Wenn Sie ein Lagerhaus in irgendeiner abgelegenen Seitenstraße gemietet hätten, wäre ich schon vor sechs Monaten aufgetaucht, um zu sehen, was Sie treiben. Aber so wie die Dinge lagen, hatte ich bereits verlangt, die Ermittlungen einzustellen, weil ich sie für Zeitverschwendung hielt.«
    »Bleibt nur noch die Frage«, sagte Ancor, »was Sie tun werden, wenn Sie das Gebäude verlassen haben? Werden Sie uns den Behörden melden?«
    Varter grinste schief. »Da haben Sie mich am Haken. Ich muß einen Bericht abliefern, aber er wird ziemlich negativ ausfallen. Glauben Sie etwa, irgend jemand würde mir Glauben schenken, wenn ich die ganze Wahrheit erzählte? Man würde mich auf der Stelle vor einen medizinischen Ausschuß bestellen und mir nachdrücklich die vorzeitige Pensionierung ans Herz legen. Vielleicht wird es ja auch wirklich langsam Zeit für mich.«
    »Und was ist mit Dil?«
    Varter musterte die zusammengesunkene Leiche auf dem Boden und stupste sie zärtlich mit seinem verdrehten Fuß.
    »Was bleibt mir übrig, als zu schreiben, daß er nach einer kurzen Begegnung mit Mistress Sin an einem Herzanfall verstarb? Jeder in der Abteilung kennt Dils Vorlieben und würde meiner Aussage sofort Glauben schenken. Nein, Maq Ancor, Ihr Geheimnis ist bei mir in sicheren Händen.«
    »Dann möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen«, sagte Ancor. »Wir haben hier eine sehr kostspielige Anlage eingerichtet und in wenigen Tagen müssen wir aufbrechen und sie zurücklassen. Aber es wäre ein Jammer, sie einfach aufzugeben. Außerdem brauchen wir auf dem Rückflug vom Hades-Raum ja wieder einen Stützpunkt. Würden Sie es vielleicht in Erwägung ziehen, dem Geheimdienst den Rücken zuzukehren und dieses Etablissement – Mistress Sins ›Palast‹, Cherrys Holo-Theater und das übrige Gebäude – als Geschäftsführer zu übernehmen? Grundstück und Anlage sind bereits vollständig abbezahlt; Sie könnten mit etwas Geschick und Scharfsinn innerhalb weniger Jahre ein sehr reicher Mann werden.«
    »Was, ich soll ein Holo-Theater und ein Bordell betreiben?«
    »Warum nicht? Einem Mann, der die Liss-mal so gut kennt wie Sie, sollte das nicht allzu schwerfallen.«
    »Meine Frage war lediglich rhetorisch gemeint. Natürlich nehme ich Ihr Angebot an, ich wäre ein Volltrottel, wenn ich es ausschlüge. Aber unter einer Bedingung.«
    »Und die wäre?«
    »Daß Sie für mich der Frage nachgehen, die mir mein ganzes Leben lang nicht aus dem Kopf gehen wollte: Was, zum Teufel, geschieht mit den Auswanderern, die die Saturn-Schale verlassen müssen?«

 
Kapitel 5
     
    Sie schoben den Start ihrer Expedition einige Tage auf, um die Einzelheiten der Geschäftsübergabe an Imref Varter zu klären. Ihr ursprünglicher Plan war es, die Anlage einfach aufzugeben und es den Behörden zu überlassen, sich über ihren Sinn und Zweck den Kopf zu zerbrechen. Aber die Einbeziehung Imrefs in ihre Pläne war ein geradezu genialer Schachzug, denn auf diese Weise entfiel die Notwendigkeit, auf ihrer Rückreise einen neuen Stützpunkt einzurichten. Zu guter Letzt waren sie aber startbereit. Das Deck über der Werkstatt wurde eingefahren, und das kleine Schiff stieg aus seinem Versteck im Herzen der Stadt auf und schoß senkrecht in den Himmel. Zweifelsohne würde es Beschwerden über einen unerlaubten Tiefflug geben, aber man würde nie eine Erklärung dafür finden, und die Shellback, die jetzt in den Weltraum eintauchte, würde bald nicht einmal mehr als Leuchtspur auf den Radarschirmen existieren.
    Da Cherry den Kurs bereits in den Computer einprogrammiert hatte, gab es in den ersten Stunden des Fluges für die Besatzung nur wenig zu tun. Die Mannschaft versammelte sich deshalb in der Beobachtungskuppel, um zu verfolgen, wie die Saturn-Schale, die für viele Monate ihre Heimat gewesen war, langsam in der Schwärze versank. Der Abflug

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