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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Möglicherweise war diese Welt nach dem Terraforming aus ihrer Schale ausgebrochen, noch bevor Zeus auf ihr Menschen angesiedelt hatte. Dann wäre sie zwar für menschliches Leben geeignet, aber dennoch unbesiedelt. Ein Unikum in einem Universum, in dem Lebensraum ein zunehmend knappes Gut wurde.
    Sine Anura, die die Anzeigen der Orterschirme interessiert verfolgte, wies als erste auf die Anwesenheit der Weltraummaschinen hin. Ihrer Form nach zu urteilen handelte es sich dabei um einige von Zeus’ ›Raum-Wächtern‹, deren Aufgabe es für gewöhnlich war, Proto-Sonnen mit Treibstoff zu versorgen und zu warten. Die meisten von ihnen kreisten in weiten Umlaufbahnen. Das Ungewöhnlichste an den Wächtern war aber ihre Zahl: Nicht weniger als dreißig von ihnen hatte man dem ausgerissenen Planeten zugeteilt. Die Gründe für eine derart intensive Aufmerksamkeit von Seiten Zeus’ blieben fürs erste im Dunklen. Die gleiche Anzahl hätte für die Wartung der Proto-Sonnen einer der großen Schalen ausgereicht.
    Nach und nach ergänzten die Instrumente die optische Wahrnehmung. Die Schwerkraft entsprach im großen und ganzen der Solaren Norm, aber die Umlaufbahnen der Proto-Sonnen hatten ohnehin nichts anderes vermuten lassen. Die Temperaturen auf der Oberfläche bewegten sich im für Menschen erträglichen Rahmen, und die Sauerstoff-Stickstoff-Atmosphäre war atembar. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, daß man Saturan als völlig normale Käfigwelt konstruiert hatte und sie dann aus unerfindlichen Gründen verloren gegangen war. Aber ›verloren‹ war nicht ganz der passende Ausdruck. Die Anwesenheit von Zeus’ Maschinen belegte, daß der gewaltige Computer-Komplex die Position der wandernden Welt genau kannte und er bereit war, ihr einen überdurchschnittlichen Anteil seiner Aufmerksamkeit zu widmen. Erprobte er hier eine neue Lebensform für Solaria? Freie Welten, die den Raum zwischen den Schalen durchquerten? Der Gedanke fesselte Ancor, aber er würde auf die Antworten warten müssen, bis sie in die unmittelbare Nähe der Welt gelangten.
    Cherry bremste die Shellback langsam ab, bis es ihre Geschwindigkeit schließlich zuließ, eine Landung in Betracht zu ziehen. Die ersten Meßwerte der Instrumente wurden bestätigt, und das einzig Ungewöhnliche an der Welt unter ihnen waren jetzt Zeus’ Wächter in der Umlaufbahn und ein verschwommener Strahlenkranz, der sich in den äußersten Ausläufern der Atmosphäre manifestierte. Ancor grübelte über den Ursprung dieser Korona nach. Er konnte keinen Grund erkennen, der gegen eine Landung sprach, und wies Cherry an, vorsichtig niederzugehen.
    Die Probleme begannen, als sie sich dem Gürtel der Proto-Sonnen näherten. Die Wächter hatten ihr Eintreffen offensichtlich bemerkt und stellten sich ihnen in den Weg. Die riesigen Raumfahrzeuge führten das Abfangmanöver mit einer derartigen Präzision aus, daß Cherry den ersten Landeversuch abbrechen mußte und sie gezwungen waren, sich auf ihre Ausgangsposition zurückzuziehen. Ancor überprüfte ein weiteres Mal die Anzeigen der Instrumente und schüttelte schließlich den Kopf.
    »Es scheint so, als ob sich da unten etwas befindet, das Zeus vor uns verbergen will, aber ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf, was das sein könnte. Cherry, versuch es noch einmal. Flieg einen geraden Sinkkurs, dann schalte im letzten Augenblick auf manuelle Steuerung um. Die Shellback ist den Wächtern in punkto Wendigkeit deutlich überlegen. Es sollte uns also nicht allzu schwer fallen, ihnen auszuweichen.«
    Cherry warf einen argwöhnischen Blick auf die Orterschirme, dann nickte er zustimmend und gab einen neuen Kurs in den Autopiloten ein.
    »Mir gefällt das nicht, Maq. Ich bezweifle nicht, daß wir sie abhängen können, aber ist das nicht eine seltsame Situation? Die Wächter greifen uns nicht an, sondern sperren uns nur aus. Vielleicht tun sie das in unserem eigenen Interesse.«
    »Der Gedanke ist mir eben auch gekommen. Doch es gibt nur einen Weg herauszufinden, ob wir damit recht haben, und zwar, indem wir durchbrechen. Um auf Nummer Sicher zu gehen, schlage ich vor, daß wir uns in die Rettungskokons begeben und sich die übrigen anschnallen. Hier ist offensichtlich noch ein unbekannter Faktor im Spiel.«
    Ancor drehte seinen Sessel im Computerraum so, daß sich die Schirme in seinem Sichtfeld befanden, und während sie zu ihrem zweiten Anflug ansetzten, konzentrierte er sich auf die sich laufend verändernden

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