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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Schwerkraft und eine Atmosphäre fehlten. Ihre Fläche war mit der der Außenseite nahezu identisch, aber völlig menschenleer. Die Oberfläche bestand aus solidem Felsgestein, das man – wie es schien – in geschmolzenem, plastikartigem Zustand aufgetragen hatte. Später hatte sich das Material ungleichmäßig zusammengezogen mit dem Ergebnis, daß gewaltige Senken mit zum Teil über zwei Millionen Kilometern Durchmesser entstanden waren. Die einzige Abwechslung in dem bedrückenden Bild waren Pi-Inversions-Generatoren, die in regelmäßigen Abständen aus der Einöde ragten. Die Generatoren erzeugten die undurchdringlichen Exis-Ebenen, die die Masse der Schale unterteilten und dafür sorgten, daß sie nicht unter dem Einfluß ihrer eigenen Schwerkraft kollabierte.
    Den Berechnungen zufolge fanden sich über den Äquator der Uranus-Schale verstreut insgesamt dreihundertsieben Käfigwelten, und Ancor suchte jetzt die Oberfläche mit dem Radar nach der nächstgelegenen ab. Die vulkanähnlichen Gebirge, die zu den Öffnungen der Käfigwelten führten, waren üblicherweise ungefähr eintausendsechshundert Kilometer hoch und hatten einen Durchmesser von etwa fünfzehntausend Kilometern. Aber die natürlichen Oberflächenformationen waren derart gewaltig, daß es schwer war, selbst einen so großen ›Vulkankegel‹ ausfindig zu machen. Mit finsterem Gesichtsausdruck wechselte Ancor zum Infrarot-Orter, da normalerweise die Wärme einer Käfigwelt, die durch die Öffnung im ›Vulkan‹ entwich, ihre Position verriet. Er stieß auf eine ringförmige Struktur, die auf den ersten Blick wie die Öffnung zu einer Käfigwelt aussah, aber die Orter teilten ihm mit, daß sie völlig kalt war. Ancor schenkte ihr deshalb keine weitere Beachtung und setzte die Suche fort.
    Nachdem sie die ringförmige Struktur überflogen hatten, leuchtete plötzlich ein greller Fleck auf dem Schirm auf. Dort unten mußte etwas sein, das wärmer als die kahlen Felsen war. Der warme Punkt war vergleichsweise winzig, was ihm so ungewöhnlich erschien, daß er Cherry darauf aufmerksam machte. Der Illusionist wendete die Shellback, damit sie sich die Sache genauer ansehen konnten. Aus der Nähe betrachtet zeigte die ringförmige Struktur alle Charakteristika einer Käfigwelt-Öffnung, aber die warme Stelle befand sich irgendwo an ihren Berghängen. Sie hatte ungefähr die Größe einer kleineren Stadt, aber im Vergleich zu der gewaltigen Masse des ›Vulkans‹ erschien sie winzig. Es war kein Wunder, daß sie die Stelle bei der ersten Ortung übersehen hatten.
    Als sie näher kamen, konnten sie erste Einzelheiten erkennen. Eine ganze Reihe rundlicher Metallkuppeln schmiegte sich an den nahezu senkrechten Hang. Zwischen ihnen verlief ein regelmäßiges System von großen Röhren, die zweifellos als Durchgänge zwischen den einzelnen Kuppeln dienten.
    »Eine Weltraum-Stadt!« rief Sine Anura aus, als sich das Bild klar auf den Schirmen abzeichnete.
    »Du hast recht, Sine. Das wirft natürlich sofort die Frage auf, wie sie dort hinkommt. Diese Stadt dort unten wurde von Menschen errichtet, nicht von Zeus, und sie müssen das gesamte Baumaterial von der Außenseite der Schale hertransportiert haben. Das ist der einzige Ort, von dem es kommen kann. Aber wofür haben sie die Stadt errichtet?«
    »Und warum sollte man die Stadt ausgerechnet an einen beinahe senkrechten Hang gebaut haben, Maq? Sie hätten sie genausogut irgendwo in der Ebene errichten können.«
    »Die Antwort darauf ist, daß es für sie keinen Unterschied macht. Wir interpretieren das Bild vor uns aus der Sicht der Shellback. Wir verfügen aber über künstliche Schwerkraft, die uns ein Bezugsystem dafür gibt, was vertikal und horizontal ist. Aber auf der Innenseite der Schale gibt es keine Gravitation, also leben die Bewohner der Stadt in Schwerelosigkeit.«
    »Können Menschen unter solchen Bedingungen leben?«
    »Ich glaube, der menschliche Körper kann sich an fast alle Umweltbedingungen anpassen. Ja, ich halte es für möglich. Aber die physiologischen Veränderungen, die mit einer Existenz in der Schwerelosigkeit einhergehen, würden es diesen Menschen aller Wahrscheinlichkeit unmöglich machen, jemals wieder unter Schwerkraft zu leben.«
    »Können wir sie besuchen?«
    »Wir können sie um Erlaubnis fragen. Aber wir bekommen vielleicht Probleme, wenn wir versuchen, eine luftdichte Verbindung zwischen der Stadt und der Shellback herzustellen, um hinüberzugelangen. In der Nähe des

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