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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Vermutungen anstellen. Wir nehmen an, daß der Großteil des Materials, das Zeus für den Bau der Schalen und Käfigwelten benötigt, aus Quellen außerhalb Solanas stammt. Dort, im Weltraum, gibt es gewaltige Staub- und Gaswolken. Zeus setzt in den Wolken Anziehungspunkte aus, die mit ihrer Gravitation die Partikel anziehen. Langsam bilden sich größere Massenansammlungen, die sich schließlich unter dem Druck ihrer eigenen Schwerkraft immer weiter verdichten. Ich halte es für denkbar, daß eine dieser Wolken aus Anti-Materie bestand, und Zeus formte daraus eine Käfigwelt, bevor er bemerkte, daß sie zu gefährlich war, als daß er sie im Zwischenraum einer Schale hätte positionieren können. Also verfrachtete er sie hierher, wo sie keinen Schaden anrichten kann, und stellte einige Maschinen zur Bewachung ab.«
    »Ein ganz schön trauriger Anblick«, sagte Sine Anura. »Eine kleine verlorene Welt, ganz auf sich alleine gestellt. Niemand will sie, niemand kann etwas mit ihr anfangen.«
    »Wir können nicht mit Sicherheit sagen, daß niemand etwas mit ihr anfangen kann«, sagte Ancor. »Lebensformen aus Anti-Materie sind ebenso möglich wie Lebensformen aus herkömmlicher Materie. Die Evolution könnte hier zu ähnlichen Ergebnissen führen wie auf der einen Welt, die die menschliche Rasse hervorbrachte. Zugegeben, diese Welt ist sehr viel jünger als das Original, aber Zeus hat sie nicht völlig abgeschrieben, sonst würde er nicht die Proto-Sonnen unterhalten. Wir können allerdings eines mit Sicherheit sagen: Wenn sich dort jemals eine intelligente Rasse entwickelt, werden sie niemals in den Weltraum vorstoßen können, egal, wie sehr sie sich auch bemühen!«
    Schließlich drehten sie von der traurigen und einsamen kleinen Welt ab. Die Wächter nahmen keine weitere Notiz von ihnen, sondern gruppierten sich von neuem in ihren weiten Umlaufbahnen. Ancor fragte sich, wie lange sie auf den nächsten Durchbruchsversuch warten würden. Seines Wissens nach war die Shellback das einzige für eine menschliche Mannschaft ausgelegte Raumschiff, das es gab, und war wahrscheinlich das erste Schiff überhaupt, das versuchte, den Saturan-Raum zu durchqueren. Vielleicht würden eines Tages andere in einem ähnlichen Raumschiff denselben Flug unternehmen, und sollte ihr Kurs dem der Shellback ähneln, stießen sie vielleicht ebenfalls auf die verlorene Welt Saturan. Statistisch gesehen war das allerdings höchst unwahrscheinlich, und sie konnten sich des Gefühls nicht erwehren, daß sie wahrscheinlich zugleich die ersten und die letzten Menschen waren, die jemals Saturan erblickt hatten.

 
Kapitel 7
     
    Sie benötigten hundert Tage, um in die unmittelbare Nähe der Innenseite der Uranus-Schale zu gelangen, und als Cherry den Bremsvorgang einleitete, hatten sie alle genug von der Enge der Shellback. Die Uranus-Schale war mit einem äquatorialen Durchmesser von 17,7 Milliarden Kilometer bei weitem die größte Schale, die sie jemals besucht hatten. Die Shellback hätte selbst bei Höchstgeschwindigkeit zweieinhalb Jahre für eine Umrundung der Schale benötigt, und ein herkömmliches Exosphärenschiff wäre sogar eine ganzes Jahrtausend unterwegs gewesen. Selbst ein Funkspruch, der sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegte, hätte ungefähr sechzehn Stunden benötigt, um die Uranus-Schale zu umrunden und wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.
    Ancor mußte auf derartige Vergleiche zurückgreifen, um ein Gefühl für den gewaltigen Maßstab der Schale zu bekommen. Die bloßen Zahlen, die einem Computer vollauf genügten, vermittelten einem menschlichen Gehirn nur wenig über die schwindelerregenden Proportionen. Trotz ihrer Flinkheit und Schläue hatten Maschinen nie das Staunen gelernt, und es war immer noch den Menschen vorbehalten, die Wunder zu erkennen, die sich hinter einer bloßen Zahl verbergen konnten. Die Oberfläche der Uranus-Schale betrug beinahe 104 Trillionen Quadratkilometer; eine Zahl mit achtzehn Nullen, die Ancor eine fast grenzenlose Ehrfurcht einflößte. Auch sein Vorstellungsvermögen war davon überfordert, sich die Arbeit der unermüdlichen Maschinen auszumalen, die aus den Staubwolken des Weltraums genug Material gesammelt hatten, um eine Schale mit einem Durchmesser von über 5,7 Milliarden Kilometern und einer Dicke von nahezu zehntausend Kilometern zu formen.
    Bald erschien auf den Schirmen der Orter die öde und leblose Innenseite der Schale. Sie war ein wahrhaft gewaltiges Ödland, dem Licht,

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