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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Fehler. Ihr gemächlicher Flug über den großen weißen Kraterrand, dessen Perfektion sie in seinen Bann zog, wurde ohne Ankündigung von einem Dutzend bewaffneter und gefährlich aussehender Exosphärenschiffe beendet. Die Angreifer fielen aus großer Höhe über sie her und formten mit ihren Schiffen eine Halbkugel, die die Shellback über der Quarzglasoberfläche einsperrte. Ancor hastete zum Funkgerät und stellte es auf dieselbe Frequenz ein, auf der er mit der Kolonie Gaveen-Lyril Kontakt aufgenommen hatte. Kurz darauf drang eine Stimme aus den Lautsprechern.
    »Raumfahrzeug Shellback, Sie sind hiermit interniert. Wir schicken Ihnen ein Schiff voraus, dem sie zum designierten Landeplatz folgen werden. Versuchen Sie nicht, sich zu widersetzen, oder wir sehen uns gezwungen, das Feuer zu eröffnen.«
    »Das ist Piraterie!« protestierte Ancor. »Wir befinden uns lediglich auf der Durchreise, und ich habe nicht die Absicht, Ihrer Anweisung Folge zu leisten. Wir sind bewaffnet und bereit, Widerstand zu leisten. Wenn Sie mehr über uns erfahren wollen, dann nehmen Sie Kontakt mit Ihrem Stützpunkt Gaveen-Lyril auf, den wir vor kurzem besucht haben.«
    »Es sind genau die Informationen, die uns Gaveen-Lyril übermittelte, die uns zu unserem Entschluß gezwungen haben. Sie verfügen über einen raumflugtauglichen Antrieb und über entsprechende Kraftwerke. Wir benötigen beides äußerst dringend, so daß wir auf ethische oder diplomatische Erwägungen keine Rücksicht nehmen können. Wir wollen Ihr Schiff, Kapitän, um es in seine Einzelteile zu zerlegen und herauszufinden, wie es funktioniert. Seien Sie kooperativ, und man wird Sie gut behandeln.«
    »Es ist mir aus zahlreichen Gründen unmöglich, Ihrem Wunsch nachzukommen«, sagte Ancor. »Erstens ist dieses Schiff auf einer Mission, die ich zu vollenden gedenke. Zweitens könnte Raumfahrttechnologie auf einer überbevölkerten Schale das Bevölkerungsgleichgewicht Solarias ernsthaft stören. Ich kann es trotz Ihrer ernsten Lage nicht vertreten, Ihnen den Schlüssel zu Massenauswanderungen in die Hand zu geben. Rufen Sie Ihre Schiffe zurück und lassen Sie uns in Frieden!«
    »Ich warne Sie, Kapitän!«
    »Seien Sie kein Narr«, sagte Ancor. »Sie können nur verlieren.«
    Tez hatte sich während des Wortwechsels in den Waffenleitstand zurückgezogen, und die Schirme zeigten nun jedes der gegnerischen Schiffe im Zentrum eines Fadenkreuzes. Dann feuerte einer der Angreifer eine Rakete ab. Das Geschoß war nicht auf die Shellback, sondern auf einen Punkt vor dem kleinen Schiff gezielt, und sollte offensichtlich als Warnung dienen. Die Rakete erreichte ihr Ziel nicht. Das Abwehrsystem der Shellback zerstörte das Projektil, noch bevor es die Hälfte seines Weges zurückgelegt hatte. Die zweite Rakete, die direkt auf den Rumpf des Schiffes gezielt war, kam gefährlich nahe, wurde aber gerade noch rechtzeitig abgefangen. Dann zerplatzte das angreifende Schiff in einem Feuerball, als Tez’ Salve ihr Ziel fand.
    Sie hatten jetzt die Kante des Kraterrands erreicht, und plötzlich taten sich unter Cherry über anderthalbtausend Kilometer leeren Raums auf. Als der Berg hinter ihnen zurückfiel, ging er in einen Sturzflug über, der die Manövrierfähigkeit ihrer Angreifer offensichtlich überforderte. Als die übrigen Schiffe den Ausbruchsversuch der Shellback registrierten, eröffneten sie ebenfalls das Feuer. Mehrere Minuten lang wurde der Himmel von den grellen Explosionsblitzen der Raketen beider Parteien erhellt.
    Schließlich brach Cherry den Sturzflug ab und ließ die Shellback fast senkrecht in den Weltraum hinaufschießen. Der Radar zeigte an, daß die verbleibenden sechs der ursprünglich zwölf Angreifer weit hinter ihnen zurückblieben. Tez’ Treffsicherheit war an ihrem Sieg nicht unbeteiligt, aber sie hatten ihr Überleben in erster Linie den automatischen Waffensystemen der Shellback zu verdanken. Ancor besah sich mit ernster Miene die Zerstörung, die sie hinterlassen hatten. Er bedauerte den Tod der Schiffsbesatzungen, aber er hatte das Scharmützel nicht gewollt, und irgendwo vor ihnen in immer noch über einer Milliarde Kilometer Entfernung wartete der Tyrann des Hades auf sie.

 
Kapitel 9
     
    »Geh in den Horizontalflug, Cherry.«
    »Wie bitte?«
    »Es interessiert mich immer noch, wie es auf der Außenseite der Uranus-Schale aussieht. Die Errichtung von Gaveen-Lyril und der Versuch einer gewaltsamen Gefangennahme deuten auf die verzweifelte Lage

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