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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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aufbauschte. Im Gesicht des Mannes zeichneten sich Schläue, Intelligenz und Skrupellosigkeit ab. Er war ein machiavellistischer Prinz, ein geborener Herrscher. Der Präsident hatte nicht das geringste mit den Kriechern und Karrieristen um ihn herum gemein. Er ging zu Ancor, sah, daß dieser seine Mahlzeit beendet hatte, hob die Hand und sagte: »Kommen Sie!«
    Ancor folgte dem Präsidenten in einen privaten Raum. Der dunkelhaarige Mann wandte sich abrupt um.
    »Ich habe während des Flugs hierher Kontakt mit dem Leiter von Gaveen-Lyril aufgenommen. Das, was er über Sie während Ihres Treffens und aus Ihren Holo-Bändern erfahren hat, versetzt mich in die Lage, mir ein Bild von Ihnen zu machen. Ich verzichte deshalb auf Formalitäten und komme gleich zur Sache. Ich erwarte von Ihnen dieselbe Offenheit.«
    Ancor antwortete nicht, und der Präsident, der auch keine Erwiderung erwartet hatte, fuhr fort.
    »Sie sind ein Mann, der viel herumgekommen ist und Solaria kennt, Ancor. Was halten Sie von unserem Experiment Gaveen-Lyril?«
    »Es ist ein Spielzeug, ein politischer Notbehelf.«
    »Sollten wir es fortführen?«
    »Selbstverständlich. Auf diese Weise erkaufen sie Platz für die Nachkommenschaft einiger Millionen Menschen. Verglichen mit der Krise, die auf Sie zukommt, ist das Projekt allerdings nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.«
    Der Präsident versteifte sich. »Ich hatte keine Krise erwähnt.«
    »Das brauchen Sie auch nicht. Die Physik sagt mir, daß Sie eine Krise haben. Die Menge des von den Proto-Sonnen einfallenden Lichtes ist begrenzt; sie können lediglich eine begrenzte Menge Nahrungsmittel erzeugen, ganz egal, wie effizient Ihre Landwirtschaft arbeitet. Sobald der Nahrungsmittelbedarf die knappen Vorräte übersteigt, ist die Krise da.«
    Der Präsident musterte Ancor eingehend, dann sagte er: »Ich habe mich in Ihnen nicht getäuscht, Ancor. Sie gehen den Dingen auf den Grund. Was ist also die Lösung für die Krise?«
    »Im Augenblick gibt es keine Lösung. Wir wissen noch nicht, was mit dem Auswanderungsprogramm falsch läuft. Wir können noch nicht einmal sagen, ob das Programm fortgeführt werden kann. Möglicherweise sind der weiteren Ausdehnung Solarias Grenzen gesetzt.«
    »Ich hatte unsere Krise im Sinn, nicht die ganz Solarias.«
    »Sie wirken auf mich nicht wie ein Mann, der es zuläßt, daß andere für ihn Entscheidungen treffen«, sagte Ancor. »Es gibt zwei Abhilfen im Fall von extremer Überbevölkerung, Krieg und Hungersnot. Beide haben eine lange und schändliche Geschichte. Der Macht ihrer Regierung nach zu urteilen bleibt Ihnen die Wahl zwischen den beiden.«
    »Ja, ich habe die Wahl. Aber ich hatte darauf gehofft, daß Sie Erkenntnisse mit sich bringen, die uns neue Hoffnung geben.«
    »Ich wünschte, daß ich Ihnen damit dienen könnte. Die historischen Aufzeichnungen besagen, daß es einmal eine einzige besiedelte Welt im ganzen Universum gab und sie ebenfalls unter Überbevölkerung litt. Irgendwie gelang es ihren Bewohnern, eine zweite Welt zu erschaffen, bald darauf brauchten sie vier, dann acht. Später begannen sie, zusammen mit Zeus die Schalen zu erbauen. Der schwindelerregende Anstieg verfügbaren Lebensraums muß ihnen wie die endgültige Lösung des Bevölkerungsproblems erschienen sein. Aber die unbarmherzigen Gesetze des exponentiellen Wachstums führten dazu, daß die Menschen jetzt ganz Solaria besiedelt haben und die überwunden geglaubte Krise uns von neuem einholt. Wo können wir ein weiteres Universum finden? Und wenn uns das gelingen sollte, wie lange würde es ausreichen?«
    »Sie spenden mir großen Trost, Ancor«, sagte der Präsident. »Ich meinte, die ganze Last der Schöpfung allein auf meinen Schultern tragen zu müssen. Aber ich sehe jetzt, daß es Menschen gibt, deren Bürden noch weit schwerer wiegen als die meinen. Ich weiß jetzt, wie ich vorzugehen habe.«
    »Lassen Sie nicht zu, daß die Entscheidungen zur Qual werden«, sagte Ancor. »Wenn Sie nichts unternehmen, werden die Ergebnisse sich kaum davon unterscheiden. Die Geschichte benutzt Sie als ihr Instrument, aber es ist die Geschichte, die niederträchtig ist, nicht der Mensch, dessen sie sich bedient.«
    Später kehrten Ancor und die übrige Mannschaft auf die Shellback zurück. Während ihrer Abwesenheit hatte man eine Netzverbindung installiert und detaillierte Daten über die Bevölkerungsstruktur der Uranus-Schale in die Speicher des kleinen Schiffes übertragen. Sie

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