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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Universum fast vollständig isoliert und bildete ihr eigenes Mikro-Universum.
    Und genau das war das Problem. An den Enden des Exis-Felds, die an den Öffnungen zur Innen- und Außenseite der Schale lagen, reagierten bestimmte physikalische Parameter dieses Mikro-Universums mit dem übrigen Universum. Dabei entstanden gewaltige Turbulenzen, die sich als Temperatur- und Druckunterschiede in der Zone unmittelbar unterhalb des Kraterrands manifestierten. Diese vehementen Stürme vernichteten jedes gewöhnliche Fahrzeug, das den Flug in den Zwischenraum wagte, und aus diesem Grund war es notwendig geworden, ein Spezialschiff wie die Shellback zu entwickeln.
    Als sie den Kraterrand erreichten, richtete Ancor die Orter auf die Öffnung, um die Stärke der Turbulenzen zu bestimmen und Cherry sicher hindurchzugeleiten. Dann verstand er plötzlich, wie die Bewohner der Außenseite den Durchflug zu ihrer Kolonie auf der Innenseite mit herkömmlichen Exosphärenschiffen bewerkstelligten: Diese Öffnung war anders. Wie gründlich Ancor auch suchte, er konnte keine Turbulenzen feststellen.
    Unmittelbar darauf bemerkte er eine zweite Besonderheit. An der Stelle, an der die Käfigwelt selbst hätte sichtbar werden sollen, war nichts zu sehen, und die Orter meldeten keine Masse. Ancor wies Cherry an, vorsichtig weiterzufliegen, und widmete sich wieder der Ortung, bis er mit seinen Schlüssen zufrieden war. In diesem Hohlraum existierte keine Käfigwelt. Stammte die ›entflohene‹ Welt Saturan etwa von hier?
    Ohne Käfigwelt gab es keine Turbulenzen, und so konnten gewöhnliche Exosphärenschiffe von der Innen- zur Außenseite der Schale und umgekehrt fliegen. Die Idee war durchführbar, aber sie zeigte auch, wie schwer es sein würde, die Innenseite der Schale zu besiedeln. Eine Schale von der Größe der Uranus-Schale hätte über dreihundertsieben Käfigwelten verfügen sollen, und wenn man viele von diesen im Saturan-Raum ausgesetzt hätte, wären zumindest einige in der Fernortung erschienen. Sie hatten aber nur eine geortet, und es war wahrscheinlich, daß man auch nur eine Käfigwelt von ihrem angestammten Platz entfernt hatte. Das bedeutete, daß die gesamte Innenseite der Schale über eine einzige Route versorgt und besiedelt werden mußte. Die logistischen Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens waren beängstigend.
    Ancor hegte große Zweifel an seiner Durchführbarkeit. Ein Exosphärenschiff mußte zweiundvierzig Jahre lang nonstop unterwegs sein, um die Innenseite der Schale abzufliegen, mit langsameren Transportmitteln würde eine solche Reise sogar Jahrhunderte dauern. Wenn sich nicht die gesamte Bevölkerung ununterbrochen nach außen bewegte, bedeutete das, daß ein neuer Siedler auf dem Weg zu dem ihm zugewiesenen Ort an Altersschwäche starb. Güter und Vorräte, die nicht in der Kolonie hergestellt werden konnten und deshalb von der Außenseite importiert werden mußten, würden oft erst den Enkelkindern des Bestellers zugute kommen. Buren Blumin hatte angedeutet, daß irgend etwas mit dem Auswanderungsprogramm der Uranus-Schale nicht stimmte. Wenn man die Kolonie Gaveen-Lyril als Lösung betrachtete, mußten die Probleme immens sein.
    Sie flogen ohne Mühe in den leeren Käfigwelt-Zwischenraum ein. Hier klaffte ein rundes Loch von über 16.000 Kilometern Durchmesser in der Schale, das ein fast reines Vakuum enthielt. Die Instrumente konnten lediglich einige Moleküle nachweisen, die von der Atmosphäre auf der Außenseite der Schale stammten. Zum erstenmal konnte Cherry einen geraden Kurs von Kraterrand zu Kraterrand fliegen, anstatt eine Käfigwelt umfliegen zu müssen, und die ganze Mannschaft der Shellback empfand den Durchflug als eine sehr sonderbare Erfahrung.
    Innerhalb weniger Minuten hatten sie den Kraterrand erreicht, der zur Außenseite der Schale führte. Sie verzeichneten wiederum keinerlei Turbulenzen, und die absolute Ruhe ihres Flugs ließ ihn völlig unwirklich erscheinen. Ancor konnte es sich zum erstenmal während dieser Flugphase erlauben, Tez, Carli und Sine in der Beobachtungskuppel Gesellschaft zu leisten. Von dort genossen sie die schwindelerregende Erfahrung, als das Schiff über den Kraterrand fegte und die geschliffene Fläche schillernden Quarzglases langsam mit der schwärzlichbraunen Oberfläche der gewaltigen Schale verschmolz.
    Es war dieser ruhige Charakter des Durchflugs, der Ancor dazu verleitete, sich eine Blöße zu geben, und innerhalb weniger Minuten erkannte er seinen

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