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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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ohne Sonnenlicht können wir nicht leben.«
    »Auf der Innenseite der Uranus-Schale gibt es keine Proto-Sonnen, Maq«, wandte Sine ein. »Trotzdem planen sie, Gaveen-Lyril zu erweitern und die gesamte Innenseite zu besiedeln.«
    »Das ist richtig, aber dazu benutzen sie die einzige andere Energiequelle, die es gibt: Kernenergie. Aber die ist endlich. Wenn man erst einmal die vorhandenen Nuklearbrennstoffe verbraucht hat, kann man unmöglich Ersatz dafür besorgen. Der Brennstoff wird ihnen mit Sicherheit für einige Jahrhunderte nicht ausgehen, aber wenn ich mir überlege, in welchem Maßstab sie die Kernenergie einsetzen wollen, werden die Vorräte wahrscheinlich nicht einmal ausreichen, die gesamte Innenseite zu besiedeln.«
    »Glaubst du, daß sie das gar nicht wissen?«
    »Oh, natürlich wissen sie es. Jeder beliebige Ingenieur kann ihnen das vorrechnen. Aber es ist wohl politisch ratsam, die Tatsachen nicht in der Öffentlichkeit breitzutreten. Das Versprechen von 104 Trillionen Quadratkilometern besiedelbarer Fläche muß der Bevölkerung als die Lösung erscheinen. Und man darf natürlich nicht die Illusion vergessen.«
    Die Falten in Ancors Löwenantlitz gerieten in Bewegung; jede von ihnen schien von einem anderen Gedanken alarmiert worden zu sein, und seine Augen sahen Dinge, die jenseits dieser phantastischen Stadt mit ihren kilometerhohen Türmen lagen.
    »Was für eine Illusion?« fragte Sine. »Wir reden hier von einer verflucht großen Fläche.«
    Ancor lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf Sine; seine Augen waren ernst.
    »Ganz einfach, Sine. Nehmen wir einmal an, daß sie bereits die ganze Außenseite der Schale besiedelt haben und daß die Bevölkerung sich alle dreißig Jahre verdoppelt. Dann haben sie innerhalb dieser dreißig Jahre die gesamte Innenseite der Schale aufgefüllt. Und was, verdammt noch mal, brauchen sie in sechzig Jahren? Ich bewundere das Konzept und die Technik, die Gaveen-Lyril zugrundeliegen, aber das Projekt ist nicht mehr als politische Propaganda.«
    Man lud sie ein, in der Mitte eines der größten Exosphärenlandefelder aufzusetzen, das sie je gesehen hatten. Die Bevölkerung hatte aus den örtlichen Medien von ihrer Ankunft erfahren, und sie wurden von einer riesigen Menschenmenge erwartet. Die Aussichtsterrassen waren bis auf den letzten Platz mit Menschen gefüllt, und man konnte sich kaum vorstellen, daß es auf den Laufgängen um das Landefeld noch Platz für auch nur einen einzigen weiteren Schaulustigen gab. Ein kleines Fahrzeug auf Rädern holte sie ab. Der Fahrer war ein Offizier in Uniform, der schneidig salutierte und ihnen erklärte, daß er sie zum feierlichen Empfang befördern würde. Wie es schien, befand sich der Präsident der Region bereits auf dem Weg zu den Feierlichkeiten.
    Angesichts des Gedränges auf den Straßen fragte sich Ancor, mittels welcher Magie man sie von einem Ort zum anderen befördern wollte, denn ein Fahrzeug konnte sich unmöglich zwischen den Menschen hindurchzwängen. Am Rand des Feldes zeigte sich aber, daß es ein gesondertes, allein der Polizei, dem Militär und der Verwaltung vorbehaltenes Straßennetz gab. Ganze Stockwerke der Wolkenkratzer, durch die diese Straßen führten, waren für diejenigen reserviert, die in irgendeiner Weise am Programm zur Bevölkerungskontrolle mitarbeiteten. Langsam beschlich die Mannschaft der Shellback das unbehagliche Gefühl, daß das örtliche Establishment umfassende Anstrengungen unternahm, sich von der Gesellschaft abzugrenzen, der sie eigentlich dienen sollte. Die allgegenwärtige Präsenz bewaffneter Polizei war ein nachdrücklicher Hinweis darauf, daß nicht die gesamte Bevölkerung mit diesem Zustand einverstanden war, und sie konnten die furchtbaren Machtkämpfe, die in dieser Gesellschaft tobten, nur erahnen.
    Sie gelangten schließlich zu einer großen Halle, wo sie einer Vielzahl von Würdenträgern vorgestellt wurden, die, wie es schien, ohne Ausnahme im Dienst der Regierung standen und mit denen sie sich zu einem fürstlichen Mahl niederließen. Kurz nach dem Essen kam es aber zu einer Unterbrechung. Der Präsident der hiesigen Region war endlich eingetroffen und er schritt mit energischen Schritten in die Halle, ohne sich um die Zeremonien oder das Protokoll zu kümmern.
    Ancor musterte ihn interessiert. Der Präsident war ganz anders, als er erwartet hatte. Er war hochgewachsen und hatte schwarzes Haar und trug einen Mantel in Schwarz und Weiß, der sich hinter ihm wie Flügel

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