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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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nach einigen anfänglichen Unregelmäßigkeiten hielt er die kreisende Shellback zuverlässig im Visier. Ancor verfolgte das Geschehen mit einem mißbilligenden Stirnrunzeln. Die Abschirmung des Schiffsrumpfs schwächte zwar den Großteil der Strahlung ab, aber ein kleiner Prozentsatz drang unweigerlich durch, und mit der Zeit würde sich dessen Wirkung verstärken. Dazu kam, daß die gewaltigen statischen Ladungen, die sich auf der Hülle der Shellback bildeten, viele der Instrumente störten und er gezwungen war, seine Untersuchung der Schale fürs erste einzustellen.
    Maq vertraute mit gutem Grund darauf, daß ein Mesonen-Torpedo die Quelle des Strahls außer Gefecht setzen würde. Allerdings war das Timing entscheidend. Wenn er dem Strahl jetzt ein Ende machte, konnte man ihr Vorgehen dahingehend interpretieren, daß sie die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit erreicht hatten. Das entsprach zwar der Wahrheit, war aber eine Tatsache, die Ancor nicht herausposaunen wollte. Dasselbe galt für Cherrys Vorschlag, Kurs in den Hades-Raum zu nehmen, wo der Strahl keinen Schaden mehr anrichten konnte; auch damit hätten sie ihre Schwäche eingestanden. Sie mußten einen Weg finden, das Patt zu beenden, ohne das Gesicht zu verlieren, aber so sehr sich Ancor auch anstrengte, es wollte ihm keine gangbare Alternative einfallen.
    Schließlich wurde der tote Punkt auf völlig unerwartete Weise überwunden. Die statische Ladung hatte die meisten externen Kameras der Shellback außer Gefecht gesetzt, weshalb sie das Geschehen ohne Vorwarnung traf. Plötzlich schoß ein grelles Leuchten wie ein Blitz aus dem Himmel und schlug in die Oberfläche ein. Der Strahl erlosch auf der Stelle, und Ancor schrie Tez zu, er solle sich bereithalten, den Mesonen-Torpedo abzufeuern, während er herauszufinden versuchte, was geschehen war. Die optischen Sensoren, die von der Statik nicht betroffen waren, zeigten ein unglaubliches Bild. Der Ausgangspunkt des Strahls lag im Zentrum eines gewaltigen Feuerballs, der so groß und grell war, daß er aus ihrer Höhe von mehr als dreitausend Kilometern mühelos sichtbar war. Der glühende, goldene Ball hing wie eine Miniatur-Sonne auf der Oberfläche der Schale.
    Ancor baute rasch die Statik auf der Schiffshülle ab, indem er ionisiertes Natrium in den Raum abließ, und die übrigen Instrumente nahmen ihren Dienst wieder auf.
    »Was, zum Teufel, geht da vor?« fragte Tez. »Ist ein Kraftwerk in die Luft gegangen?«
    Ancor blickte auf die Schirme, die sich in schneller Folge mit Zahlenkolonnen füllten.
    »Da ist viel zu viel Energie für ein Kraftwerk im Spiel, und außerdem kam es aus dem Himmel. Es ähnelt eher einer kleinen Proto-Sonne.«
    »Eine Proto-Sonne? Wie kann das sein?«
    Ancor wandte sich vom Computer ab und widmete sich den Ortern. Einige Zeit später grunzte er.
    »Das könnte die Antwort sein, Tez. Weit draußen im Hades-Raum wartet eine Gruppe von Zeus’ Raum-Wächtern.«
    »Das sind die Dinger, die sich um die Proto-Sonnen kümmern, nicht wahr?«
    »Das ist richtig, und ich schätze, daß sie aus spaltbarem Staub eine Proto-Sonne im Miniaturformat hergestellt haben, die sie dann in Richtung Schale schickten.«
    »Was für uns ein sehr glücklicher Zufall war.«
    »Ich bezweifle, daß es sich dabei um einen Zufall gehandelt hat. Die Plazierung war zu genau. Ich denke, sie haben die Mini-Sonne absichtlich auf den Projektor geschossen.«
    »Aber wieso?«
    Ancor dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube, ich hab’s, Tez. Ein örtliches Exekutivzentrum muß Zeus über die Vorgänge benachrichtigt haben, und der befahl, den Strahlenprojektor zu zerstören. Wenn man den Zeitaufwand – acht Stunden für Frage und Antwort und einige Stunden für die Vorbereitung und Durchführung des Befehls – zusammenrechnet, ergibt das eine realistische Möglichkeit. Der Tyrann oder wer immer auch der Angreifer gewesen ist, beging den Fehler, seinen Angriff zu lange fortzuführen.«
    »Eine Proto-Sonne abzuwerfen, ist eine ziemlich drastische Art, einen Strahlenprojektor zu zerstören.«
    »Vielleicht ist das symptomatisch für die Größe des Problems, Tez. Lebensbedrohliche Krankheiten erfordern drastische Eingriffe. Ich bezweifle, daß wir ein zweites Mal derart eindrucksvolle Hilfe erhalten, aber die Implikationen sind verflucht interessant. Nicht nur daß die Bevölkerung der Neptun-Schale uns für Zeus’ langen Arm hält, Zeus selbst scheint ähnlich zu denken. Irgendwie und aus irgendeinem Grund hat

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