Der Tyrann von Hades
machte.
»Geh bitte in ungefähr drei Kilometern Höhe in den Horizontalflug, Cherry. Ich glaube nicht, daß wir landen werden.«
»Gibt es Ärger, Maq?«
»Die Atmosphäre ist voller Ozon, und es ist ziemlich garstig, wenn man zuviel davon abkriegt. Ich bezweifle, daß irgendwelche Pflanzen das überstehen können, und über die Existenz höherer Tierarten brauchen wir uns gar nicht erst den Kopf zu zerbrechen.«
»Ich dachte immer, Ozon würde einem guttun.«
»In geringen Konzentrationen kann man es zur Auffrischung abgestandener Luft und ähnlichen Zwecken verwenden, aber die Menge dort unten würde alles sterilisieren. Ozon ist ein mächtiges Oxidationsmittel und kann menschliches Gewebe genauso übel zurichten wie eine Überdosis Strahlung.«
»Aber warum sollte sich Zeus die Mühe machen, eine Käfigwelt zu bauen, nur um sie dann absichtlich mit einer giftigen Atmosphäre zu versehen?«
»Es könnte sich um eine Panne bei den Spezifikationen handeln. Vielleicht steckt auch mehr dahinter. Wir können von hier aus keine der örtlichen Proto-Sonnen sehen, aber ich wette, daß sie in einem Teil des Spektrums strahlen, der weit in den ultravioletten Bereich hineinreicht.«
Die übrigen Besatzungsmitglieder hatten das veränderte Triebwerksgeräusch wahrgenommen, als Cherry die Shellback in den Horizontalflug gebracht hatte, und kamen jetzt aus den Rettungskokons, um einen Blick auf diese neue Welt zu werfen. Da sich unter ihnen nur Schwärze ausbreitete, hatte Sine einen der Orter in Betrieb genommen und untersuchte immer noch die Oberfläche, als Maq sich zu ihr gesellte.
»Du verschwendest deine Zeit, Sine. Dort unten kann nichts überleben.«
»Ich glaube, du irrst dich, Maq. Selbst aus dieser Höhe bin ich ziemlich sicher, Bäume und andere Vegetation zu erkennen. Und wo es Wälder gibt, können für gewöhnlich auch höhere Lebensformen existieren.«
»Du sitzt einer Täuschung auf. Das dort unten ist eine Ozon-Atmosphäre. Die Luft ist giftig, das Wasser eignet sich hervorragend zur Sterilisation, und wenn irgendein Gemüse dort unten überleben könnte, wäre es völlig ungenießbar.«
Sie blickte auf, als die Triebwerke wieder aufheulten. »Verlassen wir diese Welt schon wieder?«
»Nein. Ich habe Cherry gebeten, sich eine der örtlichen Proto-Sonnen anzusehen. Sie strahlen stark im ultravioletten Bereich, und ich möchte herausfinden, warum. Normalerweise ist das Spektrum einer Proto-Sonne an das Ökosystem unter ihr angepaßt. Ich frage mich, warum man an diesen hier herumgedoktert hat.«
»Sei nicht albern. Wie könnte jemand eine Proto-Sonne manipulieren?«
»Jemand, der Zugang zu Zeus’ Anlagen hat. Die zerstörte Käfigwelt war viel zu heiß; diese hier sieht so aus, als ob man sie absichtlich sterilisiert hätte. Zwei aus der Art schlagende Käfigwelten auf dem Weg in den Hades-Raum können kein Zufall sein.«
»Aber eine Ozon-Atmosphäre hält den Durchflug der Shellback nicht auf.«
»Nein, aber sie hatten ja auch keinen Grund, die Shellback zu erwarten. Vielleicht erwarteten sie eine Flotte Exosphärenschiffe, die versuchen würde, dort unten einen bewaffneten Stützpunkt einzurichten. In diesem Fall wäre eine Ozon-Atmosphäre eine vorzügliche Abschreckung.«
Sie arbeiteten sich in die Richtung vor, in der sich eine blasse Dämmerung abzeichnete, und sichteten bald eine Proto-Sonne, die in einem wunderschönen quecksilbrigen Blau erstrahlte. Ancor runzelte nachdenklich die Stirn, als er den Ausdruck des Strahlungsspektrums las.
»Man hat die Proto-Sonne tatsächlich manipuliert. Die ionisierende Wirkung ihrer Strahlung ist stark genug, um den hohen Ozonanteil in der Atmosphäre zu erklären. Die Proto-Sonne enthält Elemente, die dort nicht hingehören, und die Konzentration einiger anderer Elemente wurde verändert. Aber man scheint das über einen vergleichsweise großen Zeitraum getan zu haben, denn einige dieser Isotope haben eine ganz schön lange Halbwertszeit.«
»Du hast dich geirrt, Maq!« rief Sine Anura aus, die ihren Platz am Orter nicht verlassen hatte. »Dort unten gibt es Menschen. Komm und sieh dir das an!«
Ancor, der immer noch nicht überzeugt war, folgte ihrer Aufforderung. Im bläulichen Dämmerlicht eines frühen Morgens marschierte eine kleine Gruppe Menschen – ausnahmslos nackt und mit leuchtend weißer Haut – einen Paß hinauf, auf dem eindeutig Vegetation zu erkennen war. Den Speeren und hammerähnlichen Äxten nach zu urteilen, gehörten sie
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