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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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offensichtlich einer äußerst primitiven Zivilisation an, und die Szene erschien Ancor wie ein Schnappschuß aus der Frühgeschichte der Menschheit.
    »Kaum zu fassen!« sagte Ancor. »Ist das natürliche Anpassung oder eine von Zeus’ Mutantenrassen? Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren. Aber das eigentlich Wichtige ist, daß sie in einer Umwelt überleben können, in der wir nicht existieren könnten. Die Anpassungsfähigkeit der menschlichen Gene ist unschlagbar.«
    »Können wir nicht landen und sie besuchen, Maq? Bitte!«
    »Das glaube ich nicht, Sine. Wir müßten Raumanzüge anlegen, was sie zu Tode ängstigen würde. Und die Einwirkung von Ozon und starker ultravioletter Strahlung könnte das Material unserer Anzüge beschädigen. Ich glaube, ich gebe Cherry die Zeit, eine ausführliche Holo-Dokumentation dieser Welt zu erstellen. Sie wird eine wunderbare Ergänzung der Archive sein, aber ich möchte dafür keine unnötigen Risiken eingehen. Ich habe das Gefühl, daß uns die eigentlichen Prüfungen noch bevorstehen.«

 
Kapitel 13
     
    Der Anblick war wirklich erstaunlich. Die Vegetation hatte das Chlorophyll gegen eine andere Substanz zur Photosynthese eingetauscht, und die Gräser, Büsche und Bäume dieser sonderbaren Käfigwelt waren vollkommen weiß. Es mußten sich auch völlig andersartige chemische Prozesse herausgebildet haben, denn alle Pflanzenformen waren ungewöhnlich und die vorherrschende Art war ein Farn mit breiten Blättern, die zumindest aus der Luft so steif wie die Adern schillernden Quarzes wirkten. Der Gesamteindruck erinnerte sie an eine Aufnahme vom Meeresboden, lediglich die Felsen und der Sand schimmerten nicht in demselben bleichen Weiß, sondern zeigten einige Farbtöne in der nahezu monochromatischen Strahlung der blauen Proto-Sonnen.
    Sie entdeckten einige weitere dieser sonderbaren weißen Menschen, die in lose organisierten Jagdgemeinschaften zusammenarbeiteten, um schwer faßbares Wild zu fangen. Die Männer, Frauen und Kinder hätten genausogut aus elastischem weißen Marmor bestehen können, und sie alle waren völlig haarlos und nackt. Sie bewegten sich wie lebende Statuen über das helle Buschland, und auch wenn sie ab und zu ihre Lippen bewegten, konnte Ancor nicht feststellen, ob sie bereits eine Sprache entwickelt hatten. Die Shellback schwebte leise und unauffällig über ihnen und suchte wo immer möglich die Deckung von Felsvorsprüngen auf. Cherrys Hochleistungs-Holo-Kameras fingen Bilder von verblüffendem Detailreichtum und faszinierender Klarheit ein. Wenn sie jemals zu ihrem Heimathafen zurückkehren sollten, würden diese Bilder wertvolle Ergänzungen des Archivs des Instituts für Solaristik darstellen. Dabei verlieh die Tatsache, daß diese wunderschönen Menschen in einer für gewöhnliche Lebewesen tödlichen Atmosphäre lebten und gediehen, den Holo-Aufnahmen einen zusätzlichen Reiz.
    Schließlich entschied Cherry, daß er genug Material gesammelt hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits eine Reihe grauer Gebirgsketten und weißer Meere überquert und damit die Käfigwelt beinahe zur Hälfte umflogen, ohne irgendwo auf eine höhere Zivilisation als die der Nomadenstämme zu stoßen. Ancor widerstand Sines Bitten, zu landen und selbst diese Umwelt zu erfahren, und nachdem die Meßinstrumente ihre Aufzeichnungen abgeschlossen hatten, wies er Cherry an, durch die Öffnung zur Außenseite der Neptun-Schale zu fliegen.
    Bald erschien der gewaltige Bogen des Kraterrands auf den Schirmen, und sie schwebten viele Stunden lang unter ihm und suchten mit den Ortern mißtrauisch den Raum über ihnen ab. Sie wußten, daß ihnen der womöglich gefährlichste Durchflug bevorstand, den sie je durchgeführt hatten. Die Instrumente zeigten keine ungewöhnlichen Werte. Die Turbulenzzone siedete zwar förmlich, aber nicht schlimmer als diejenige, die sie vor wenigen Stunden durchflogen hatten. Keinerlei Raumfahrzeuge oder andere verdächtige Objekte waren auszumachen. Tez aktivierte den Waffenleitstand und machte eine Reihe von Torpedos scharf, dann schnallte er sich vor den Feuerknöpfen an. Carli und Sine suchten die Rettungskokons auf, und Cherry zog sich wie üblich in das Cockpit zurück. Ancor nickte zufrieden, schnallte sich auf der Liege fest, von der aus er die Computer- und Orterschirme im Blickfeld hatte, und gab den Startbefehl. Er hatte jede ihnen mögliche Vorsichtsmaßnahme getroffen, und nun blieb ihnen nur noch, zuzuschauen und zu

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