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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Terraforming sanfte Hügel erzeugt. Ein lieblicher Fluß schlängelte sich durch spärlich bewaldetes Weideland. Nach der langen Gefangenschaft in der Enge der Shellback erschien ihnen dieser Ort paradiesisch, aber die Idylle interessierte sie nur am Rande. Sie wußten immer noch nicht, wie die Menschen in diese Landschaft hineinpaßten.
    Möglicherweise lebte die Bevölkerung der Uranus-Schale unterirdisch. Es gab eine weitere Schale in Solana, die Boxa-Schale, deren Bewohner unter der Erde wohnten und die Oberfläche scheuten. Die Boxa-Schale war jedoch ein besonderer Fall, und die Bewohner hatten gute Gründe für ihre Lebensweise. Diese Gründe schienen nicht für die Uranus-Schale zu gelten, und die friedliche Szenerie unter ihnen gab nicht den geringsten Hinweis darauf, wo sich die Bevölkerung befand oder warum sie so schwer zu finden war. Es gab natürlich auf allen großen Schalen das eine oder andere unterbevölkerte oder sogar menschenleere Gebiet, aber die Wahrscheinlichkeit, bei ihrem ersten Anflug gerade auf ein solches zu treffen, war vernachlässigbar gering.
    Sine sprach schließlich aus, was Ancor bereits ebenfalls gedacht hatte, ohne wirklich daran glauben zu können.
    »Dort unten ist niemand, Maq! Keine Menschenseele!«
    »Zu diesem Schluß bin ich bereits vor einiger Zeit gekommen, Sine, aber ich wollte es mit eigenen Augen sehen. Während des Anflugs suchten wir mit aller Gründlichkeit einen über 40.000 Kilometer langen Geländestreifen ab, ohne den geringsten Hinweis auf eine Stadt zu finden. Dasselbe gilt für Anbauflächen. Nicht ein einziger Weizengürtel, nicht einmal ein einziges Feld. Wenn es dort unten Menschen gibt, müssen sie sich ihrer Nahrungsversorgung sehr sicher sein, um eine derart große Fläche Ackerland brachliegen zu lassen.«
    »Glaubst du, daß es dort unten Menschen gibt?«
    »Irgend jemand hat den Strahl auf uns gerichtet, soviel ist sicher. Nein, ich glaube, sie befinden sich auf einem uns unbekannten Teil der Schale. Das dort unten ist vielleicht eine Art Nationalpark oder Naturschutzgebiet, aber ist es nicht sonderbar, daß wir soviel Glück hatten, gleich beim ersten Anflug darauf zu stoßen?«
    »Wieso Glück, Maq?«
    »Ist dir klar, seit wie vielen Monaten wir bereits in dieser verfluchten Maschine eingepfercht sind? Wir sind alle urlaubsreif, Sine. Ich gehe noch einmal die Instrumente durch, aber wenn ich nichts Gegenteiliges finde, landen wir genau hier und tun für eine Weile gar nichts.«
    Sie war entzückt. »Oh, Maq! Dürfen wir das?«
    »Ich sehe nichts, das dagegen spricht. Natürlich müssen wir einander an den Ortern der Shellback ablösen, damit sich niemand an uns heranschleicht, aber wenn wir auf einem ausreichend hohen Punkt landen, wird uns das Radar rechtzeitig vor allen Gefahren mit Ausnahme einer ballistischen Rakete warnen.«
    Sine Anura runzelte unsicher die grüne Stirn.
    »Das hört sich gar nicht nach dir an, Maq. Wir haben eine gewaltige Strecke zurückgelegt, um den Tyrannen zu finden, und du schlägst vor, daß wir unsere Suche damit beginnen, daß wir die Füße hochlegen. Das ist menschlich verständlich, aber nicht der Stil Maq Ancors. Du hast etwas ganz anderes im Kopf.«
    Er faßte ihr Kinn und küßte sie.
    »Selbstverständlich, Sine! Es ist alles eine Frage der Logistik. Weißt du, daß es zweitausend Jahre brauchen würde, die Neptun-Schale in einem Stratosphärenflugzeug zu umrunden? Haben wir eine Chance, den Tyrannen zu finden, indem wir einfach durch die Gegend fliegen? Natürlich nicht. Uns bleibt nur eine einzige Möglichkeit herauszufinden, was hier vor sich geht: Wir bleiben an einem Ort und machen unsere Anwesenheit bekannt. Sie werden zu uns kommen müssen. Das Leben ist zu kurz, als daß uns irgendein anderer Weg bliebe.«
    »Und was ist, wenn sie nicht kommen?«
    »Ich denke, sie werden kommen. Sie verfolgten unseren Anflug, versuchten, unser Eintreffen zu verhindern und – als das mißlang – uns zu vernichten. Das zeugt nicht gerade von Desinteresse. Also warten wir und bleiben auf der Hut. Und in der Zwischenzeit gönnen wir uns einen Urlaub.«
    Die Shellback landete auf dem höchsten Punkt in der näheren Umgebung, der Kuppe eines sanften Hügels. Es war ein vorzüglicher Standort und wäre allein schon wegen der Aussicht eine Landung wert gewesen. Auf der einen Seite des Horizonts zeichnete sich verschwommen eine Kette schneebedeckter Bergspitzen ab, während auf der anderen die Hügellandschaft mit dem

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