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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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man uns vereinnahmt.«
    Da alle Instrumente wieder ihren Betrieb aufgenommen hatten, konnten sie mitverfolgen wie der Feuerball allmählich schrumpfte und erlosch. Es schien sich um eine kurzlebige Proto-Sonne von kleiner Masse zu handeln, die schließlich völlig verschwand, als ihr Plasma aufgebraucht war. Die häßliche Narbe dagegen, die sie zurückließ, würde von bleibender Dauer sein. Die Hitze und die Strahlung hatten Tausende von Quadratkilometern der Oberfläche sterilisiert, und der gewaltige, glasige Trichter, der am Aufschlagspunkt entstanden war, würde noch Jahrhunderte benötigen, um abzukühlen.

 
Kapitel 14
     
    Nachdem die Gefahr auf so dramatische Weise gebannt worden war und die Instrumente wieder normal arbeiteten, bot sich ihnen jetzt die Gelegenheit, ihre Lage zu überdenken. Selbst die Orter konnten aus einer Höhe von über dreitausend Kilometern keine Einzelheiten erkennen. Unter ihnen zog sich ein willkürlich gemusterter Flickenteppich aus Meeren und Kontinenten dahin. Der Gedanke, daß einige dieser bläulichen Flecken in Wirklichkeit wütende Ozeane von mehreren Tausend Kilometern Durchmesser und einige dieser bräunlichen Spritzer gewaltige Bergketten waren, für deren Besteigung ein Mensch seine gesamte Lebenszeit hätte aufwenden müssen, ließ Ancor schwindeln.
    Sein vorrangiges Interesse galt der Frage, ob sie einen weiteren Angriff zu erwarten hatten. Er konnte keine Hinweise auf andere Strahlenprojektoren finden, und der Luftraum war völlig leergefegt – die Orter erfaßten kein einziges Exosphärenschiff oder Flugzeug. Die Möglichkeit, daß sie sich im Fadenkreuz eines Raketenwerfers befanden, war nie völlig auszuschließen, aber das Abwehrsystem der Shellback konnte selbst aus kürzester Entfernung anfliegende Raketen erkennen und zerstören. Tatsächlich konnte er nichts finden, was besondere Vorsicht gerechtfertigt hätte, doch die bisherigen Demonstrationen des technischen Stands der Neptun-Schale – das Weltraum-Auge, die zerstörte Käfigwelt, die manipulierten Proto-Sonnen und die Mikrowellen – stimmten ihn zurecht mißtrauisch. Schließlich wies er Cherry an, vorsichtig den Sinkflug einzuleiten.
    Ab einer Höhe von ungefähr eintausendfünfhundert Kilometern hätten die Orter die großräumige Nutzung der Schale anzeigen sollen: etwa, ob die Bewohner ihre Städte unter den Feldern errichteten oder ob sich die Bevölkerung in riesigen Zusammenballungen konzentrierte, um soviel Fläche wie möglich für landwirtschaftliche Zwecke zu nutzen. Aber selbst als die Shellback wesentlich tiefer ging, zeigte sich keines der beiden Muster, und der Schluß drängte sich auf, daß die Bürger der Neptun-Schale einen radikal neuen Ansatz zur Ernährung und Unterbringung der unablässig wachsenden Bevölkerung verfolgten. Wenn man davon ausging, daß die Schale nicht dichter besiedelt war als mit viertausend Menschen pro Quadratkilometer, dem solaren Durchschnitt, gab es insgesamt 500 Trilliarden Menschen auf der Schale. Eine Planung, die es erlaubte, eine solche Menschenmenge derart wirkungsvoll vor den Ortern zu verbergen, war eine genauere Untersuchung wert.
    Als Ancor damit begann, den Funkverkehr abzuhören, bemerkte er eine zweite Eigentümlichkeit. Es gab zwar Funksprüche in großer Zahl, aber auf keiner einzigen Frequenz waren Musik oder menschliche Stimmen zu finden. Es war durchaus möglich, daß Musik und Stimmen in digitalem Code verschlüsselt versandt wurden, doch als Ancor einige Proben durch den Computer laufen ließ, vermochte er die Codes nicht zu knacken. Schließlich kam er zu dem Schluß, das es sich bei den Funksprüchen um den Datenaustausch zwischen Computern handeln mußte.
    Als sie auf dreihundert Kilometer Höhe absanken, erwarteten sie, daß man Kontakt mit ihnen aufnehmen oder sie abfangen würde, und alle Verteidigungssysteme der Shellback waren aktiviert in Erwartung eines möglichen Angriffs. Aber nichts geschah, und wenn da nicht der Zwischenfall mit dem Mikrowellenstrahl gewesen wäre, hätten sie geschworen, daß ihre Anwesenheit unbemerkt geblieben war. Noch befremdlicher war jedoch, daß die Orter immer noch nicht erkennen konnten, wie das Land genutzt wurde, und daran änderte sich auch nichts, als sie nur noch einen Kilometer über der Oberfläche schwebten.
    Sine Anura gesellte sich zu Maq in die Beobachtungskuppel, und sie untersuchten gemeinsam die Region unter ihnen mit den optischen Teleskopen. An dieser Stelle hatte das

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