Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
Vom Netzwerk:
atemberaubendes neues Kleid, das aus flüssigem Gold zu bestehen schien und ihre Figur perfekt betonte. Ein mit glitzernden Juwelen besetztes Stirnband schmückte ihren Kopf, und jeder ihrer Armreife war mehr wert, als Ancor in seinem ganzen Leben verdienen konnte.
    »Ich glaube, der Service hier ist nicht von schlechten Eltern«, sagte sie.
    »Noch viel besser, Sine«, sagte Ancor. »Wann hast du dir das letzte Mal ein Kleid schneidern lassen?«
    »Kurz vor unserem Abflug in der Liss-mal in Zapoketa auf der Saturn-Schale. Wieso fragst du?«
    »Fühlt sich das Kleid so an, als ob es dieselbe Größe hätte?«
    Sie runzelte nachdenklich die Stirn. »Ja, so ziemlich. Worauf willst du hinaus, Maq?«
    »Die Schuhe, die ich vorgefunden habe, fühlen sich ebenso wie meine letzten Maßanfertigungen an. Das Ganze wird immer rätselhafter. Carim Carim kannte nicht nur unsere Namen, er weiß auch alles weitere über uns, selbst unsere Kleidergrößen.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Vielleicht nicht. Zeus unterhält in ganz Solaria ein gewaltiges Kommunikations- und Datenbanknetz, um das Universum zu steuern und die Soll-Zahlen zu überwachen. Der Solare Identifile, der den Werdegang jedes einzelnen von der Wiege bis zur Bahre verzeichnet, ist Teil dieses Systems. Die Identifikation per Identifile ist einhundert Prozent zuverlässig. Das ist nur dadurch zu bewerkstelligen, daß neben den üblichen Daten haufenweise Bagatellinformationen über die Individuen gespeichert werden. Ich glaube, daß es Carim Carim oder seinen Genossen irgendwie gelungen ist, sich Zugang zu unseren Einträgen im Identifile zu verschaffen.«
    »Warum, zum Teufel, sollte er sich diese Mühe machen?«
    »Wahrscheinlich weil sie glauben, daß Zeus uns geschickt hat, und sie um so bessere Chancen haben, mit uns fertig zu werden, je mehr sie über uns wissen. Ich denke, diese Kleider sind als Herausforderung gedacht. Sie lassen uns wissen, daß sie cleverer sind, als wir glauben. Aber die Roboter machen mir die größten Sorgen. Ohne meine Waffen habe ich keine Chance gegen sie, und wenn sie aus der Legierung bestehen, die ich vermute, kann ich mich glücklich schätzen, wenn ich sie mit einem Hochexplosivgeschoß aufzuhalten vermag. Und dein elektrisch geladenes Nervensystem hilft uns hier auch nicht weiter.«
    »Ah!« Sie schüttelte sie den Kopf. »Ich verstehe es immer noch nicht. Wir landeten durch einen bloßen Zufall auf Carim Carims Grund und Boden. Wir hätten genausogut ein paar Millionen Kilometer weiter landen können. Wie kann es dann sein, daß er auf unseren Besuch vorbereitet war?«
    »Ich weiß, das klingt vielleicht lächerlich, aber ich habe das komische Gefühl, daß es ganz egal war, auf welcher Stelle der Schale wir gelandet sind. Carim Carim hat sich Zeit gelassen, bevor er sich auf die Suche nach uns machte. Das heißt aber, daß er jede Menge Zeit hatte, Anweisungen zu erhalten und seine Vorbereitungen zu treffen.«
    »Anweisungen vom Tyrannen?«
    »Ich schätze ja. Ich glaube, das Klügste, was wir hier auf der Neptun-Schale tun können, ist, unsere Erfahrungen mit den Bevölkerungen der anderen Schalen zu vergessen. Die Neptun-Schale ist anders. Hier gibt es viel weniger Menschen und eine Technik, die weiterentwickelt ist als irgendwo sonst in Solaria. Irgend etwas stört das solare Gleichgewicht, und hinter diesem etwas könnte der Einfluß des Tyrannen stecken.«
    »Carim Carim wirkt nicht gerade wie ein Opfer tyrannischer Unterdrückung.«
    »Du denkst immer noch in alten Bahnen, Sine. Vergiß sie. Sei aufgeschlossen für alles. Und vor allem: Ergründe Carim Carims Motive.«
    Einige Roboter holten sie ab, als das Essen fertig war. Im Lichte seiner neuesten Überlegungen neigte Ancor dazu, sie jetzt eher als Wachen denn als Eskorte zu betrachten. In Carim Carims Auftreten war keine Spur von Bedrohung auszumachen, aber Ancor entging nicht, daß zusätzlich zu den Robotern, die das Essen servierten, hinter jedem Besatzungsmitglied der Shellback eine Maschine stand, um ›am Tisch behilflich zu sein‹. So freundlich die Atmosphäre auch sein mochte, Ancor war sich schmerzlich bewußt, daß die gesamte Mannschaft gleichzeitig einer Gefahr ausgesetzt war.
    Während des Essens war Carim Carim, der immer noch seinen roten Hut trug, überschwenglich und zuvorkommend.
    »Ihr könnt mich einfach Carim nennen. Ich kann an euren Gesichtern ablesen, daß euch die Neugierde plagt, und ich werde versuchen, dem abzuhelfen. Maq, ich nehme an,

Weitere Kostenlose Bücher