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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Wirkungslosigkeit ihres elektrisch geladenen Nervensystems anging, versuchte sie, ihre Finger so zu verdrehen, daß sie die metallenen Hände berührte, aber vergeblich. Der Roboter hatte ihre Arme zu weit oben gefaßt.
    Carim, dessen roter Hut wieder den bizarren Apparat auf seinem Kopf verbarg, kam den Gang hinunter. Er verfolgte ihren Kampf mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln.
    »Das ist wirklich schade, Sine. Ich genoß den Akt in vollen Zügen, aber sie wagten es nicht, dir die Kontrolle zu überlassen.«
    »Wovon, zum Teufel, redest du?«
    »Du weißt es wirklich nicht, nicht wahr? Eine Zeitlang hattest du eine Macht über mich, die jeden erlaubten externen Stimulus in den Schatten stellte.«
    »Von wem erlaubt?«
    Carim zuckte die Achseln. »Maq redet immer von dem Tyrannen. Er irrt sich in diesem Punkt völlig, seine Vorstellungen sind viel zu schlicht, aber lassen wir den Begriff für den Augenblick als Bezeichnung für etwas stehen, das noch erklärt werden muß. Der Tyrann erlaubte es nicht. Er hat die alleinige Kontrolle über die Leidenschaften des Lebens. Er bringt Tränen und Lachen, Meditation und Begreifen. Und die Freude… niemand kann seinen Einfluß übertreffen.«
    »Wie es scheint, ist mir das beinahe gelungen«, stellte Sine fest. »Was für eine Art von verdrahteter Mißgeburt bist du, Carim?«
    »Du wirst das nicht verstehen, aber ich bin ein Homo Superior und ein Musterbeispiel für die Zukunft der Menschheit.«
    »Nun, für mich bleibst du immer noch eine verfluchte Mißgeburt.«
    Carim biß nicht an. »Was du denkst, ist unwichtig. Aus dir spricht die Unwissenheit, und deshalb kannst du kein sachliches Urteil fällen. Wenn du erst einmal eine von uns bist, wirst du das anders sehen.«
    »Ich? Du willst mich verkabeln?«
    »Das ist bereits beschlossene Sache. Der beste Weg, um mit der Gefahr umzugehen, die von euch ausgeht, ist es, eure Fragen vollständig zu beantworten. Dafür gibt es keine wirksamere Methode, als euch zu Mitgliedern unserer Gemeinschaft zu machen.«
    »Aber, mein Gott! Du hast Kabel im Hirn! Du wirst gesteuert. Du bist nicht mehr als ein kopulierender Roboter. Sind alle Bewohner der Neptun-Schale wie du?«
    »Alle, und das aus gutem Grund. Wenn man erst einmal den Schritt getan hat, weiß man, das es kein besseres Dasein gibt.«
    »Wenn man den Schritt getan hat, wird man gesteuert. Man kann dir einfach befehlen zu glauben, daß es kein besseres Dasein gibt.«
    »Das Argument überzeugt nicht, Sine. Wir hören es die ganze Zeit von den Auswanderern, denen wir die Umwandlung zur Vorbedingung für ihr Bleiben auf der Schale machen.«
    »Es überrascht mich nicht, daß sie sich weigern zu bleiben.«
    »Jede fortgeschrittene Gesellschaft muß ihren Mitgliedern Beschränkungen auferlegen, um zu überleben. Die Gesellschaft, aus der du kommst, macht das nicht anders. Aber deine steht irgendwo in der Abfolge, die von primitiver Wildheit über Stammesnationen und Föderationen zu uns hier, dem Höhepunkt, führt. Es ist völlig irrational auf einen Punkt der Abfolge zu zeigen und zu sagen: ›Wir hören an dieser Stelle auf, weil recht ist, was wir sind, und alle anderen irren sich.‹«
    »Ich persönlich ziehe eine Gesellschaft weiter unten auf der Leiter vor, die ihren Mitgliedern keine Drähte durchs Gehirn zieht.«
    Carim verlor langsam die Geduld. »Gut, daß dir so die Bürde der Entscheidung abgenommen ist. Die Umwandlung wird ohnehin durchgeführt. Komm!« Er gab dem Roboter ein Zeichen, der die protestierende Sine den Gang entlangzerrte.
    »Wohin bringst du mich?« fragte sie. Die Angst ließ ihre Stimme zittern.
    »Zuerst müssen wir deine Kameraden davon überzeugen, sich uns anzuschließen. Wenn ich mich nicht irre, sind sie auf das Schiff zurückgekehrt. Bald wird der ritterliche Don Quichotte Ancor auf seinem Schlachtroß herbeireiten, um einer Jungfrau in Not aus der Patsche zu helfen. Ich glaube, wenn wir ihn dingfest machen, werden uns die übrigen keinen Ärger mehr machen.«
    Der Roboter zwang die widerwillige Sine die Treppe hinunter zu der Halle, durch die sie das Gebäude betreten hatten. Sie war überrascht, daß Ancor dort noch nicht eingetroffen war; schließlich war bereits einige Zeit verstrichen, seit sie den Notruf gesendet hatte. Sie erinnerte sich aber daran, daß er bereits entschieden hatte, die Roboter mit Vorsicht zu behandeln. Er mußte einen anderen Plan haben. Carim blieb in der Halle und sah nachdenklich zu, wie der Roboter Sine durch

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