Der Tyrann von Hades
winkte, wie um die Ankömmlinge zu begrüßen. Die Aufstellung der Roboter war offensichtlich kein Zufall und sollte selbst den Anschein einer Bedrohung vermeiden. Irgendwie mußten die Bewohner der Neptun-Schale das Gespräch auf die Vorbedingung für das Verbleiben auf ihrer Schale bringen – die freiwillige Implantation von EGS-Apparaten – und das in einer Art und Weise, daß praktisch keiner der Auswanderer erwägen würde, darauf einzugehen. Die Vakuumverschlüsse brachen auf, und die Luke schwang zur Seite. Ancor lehnte sich vor, um die Begrüßung zu verfolgen. Eine Sekunde später stieß er eine Reihe von Verwünschungen aus, und seine Finger flogen förmlich zur Waffe. Aber es war zu spät. Als er die roten Hüte derjenigen bemerkt hatte, die aus der Luke traten, waren er und Sine bereits ihren Betäubungswaffen zum Opfer gefallen.
Kapitel 21
»Maq, bist du wach?«
Ancor regte sich und öffnete die Augen. Entweder umgab ihn völlige Schwärze oder er war erblindet, aber er hatte keine Möglichkeit herauszufinden, was von beidem zutraf. Seine Arme waren mit Gurten an den Handgelenken an ein Bett gefesselt, und ein weiterer Gurt drückte auf seine Kehle. Er fühlte sich nackt; nur ein dünnes Tuch schien seinen Körper zu bedecken, sein Kopf ruhte in einem gepolsterten Block. Seine verspannten Muskeln sagten ihm, daß er lange Zeit bewußtlos gewesen sein mußte, aber mehr als das alles erschreckte ihn Sines Stimme. Er hörte sie nicht wirklich… sie ertönte direkt in seinem Gehirn!
»Sie haben uns verkabelt… das darf nicht wahr sein! Sine, hat man uns angeschlossen?«
»Ich weiß nicht. Es ist dunkel, und mein Kopf ist in eine Art Schraubstock gezwängt. Ich kann dich hören, aber es hört sich unnatürlich an. Ich habe seit Stunden mitangehört, wie du im Schlaf geredet hast. Mein Gott, ich habe solche Angst!«
»Ich weiß nicht, ob das ein Trost ist, Sine, aber diejenigen, die unter EGS leben, scheinen sich nicht daran zu stören. Im Gegenteil, sie halten es für die einzige lohnende Art zu leben. Es könnte eine interessante Alternative zum Tod sein. Nur…«
»Nur was, Maq?«
»Wir sind Individuen. Und für uns wäre der Verlust unserer Individualität schlimmer als der Tod.«
»Was können wir nur tun?«
»Ich werde versuchen, mich von diesem Ding loszumachen. Wenn ich irgendwo angeschlossen bin und noch irgendwelche Verbindungen bestehen, werde ich mich wahrscheinlich verletzen. Aber ich muß es einfach versuchen.«
»Mach keine Dummheiten, Maq. Egal, ob verkabelt oder nicht, solange wir leben, gibt es noch Hoffnung. Wir brauchen dich.«
»Ich muß es versuchen.«
Er lag einen Augenblick lang da und durchdachte die Situation unter logischen Gesichtspunkten. Wenn er die Gurte um seine Handgelenke richtig einschätzte, dann bestanden ohne die Hilfe eines Hebels nur geringe Chancen, sie zu zerreißen. Blieb also die Frage, wie die Gurte gesichert waren. Waren es Schnallen, Klammern oder Schrauben? Möglicherweise konnte er die Gurte ein wenig lockern. Er konzentrierte sich auf das rechte Handgelenk und unterstützte seine Armmuskeln dadurch, daß er die Finger gegen den Rahmen des Betts drückte. Lange Zeit mühte er sich in der Dunkelheit ab, und die Anstrengung war so groß, daß er spürte, wie das Blut in seinen Schläfen pochte.
Dann gab etwas nach, nur ein wenig, aber es genügte für seine im Entschlüpfen aus Fesseln und Handschellen geübte Hand, um sich zu befreien. Seine bisherigen Anstrengungen mußten irgendeinen Teil des Mechanismus geschwächt haben, denn seine linke Hand kam müheloser frei. Jetzt tastete er über seinen Schultern nach dem Verschluß, der den Gurt um seinen Hals festhielt. Er fand eine Schnalle mit einem Knopf, den er drehte. Die Verbindung löste sich. Jetzt mußte er eine schwierigere Entscheidung treffen: Wie schnell sollte er seinen Kopf aus dem Block ziehen? Und wie konnte er wissen, ob er sich dabei irgendwelche irreparablen Schäden zuzog? Seine Finger verrieten ihm lediglich, daß sein Haar vom Nacken aufwärts abrasiert war und das wahrscheinlich für seinen ganzen Schädel galt, aber die enge Umfassung durch den Block machte jede weitere Untersuchung unmöglich.
»Jetzt ist es soweit, Sine! So oder so, ich muß es versuchen.«
»Ich weiß, du wärst nicht Maq Ancor, wenn es anders wäre. Viel Glück, Maq!« Ihre Worten drückten Zuversicht aus, aber die Furcht ließ ihre Stimme zittern.
Er zog die Knie an, umfaßte fest das
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