Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp

Vom Netzwerk:

und in seinen Augen glitzerte nicht das geringste Quentchen Angst.
    Er hielt vor Sine Anura an, und musterte sie interessiert, so als ob er bereits etwas über sie wüßte.
    »Und die entzückende, aber tödliche Sine Anura persönlich. Wenn Sie die Absicht haben, mir einen Stromstoß zu versetzen, würde ich einen köstlichen einem todbringenden vorziehen.«
    »Das entscheide ich, nicht Sie«, sagte Sine, die Ancors Stirn runzeln bemerkte. »Aber wie können Sie überhaupt davon wissen?«
    »Sie sind wirklich ein merkwürdiger Menschenschlag. Können Sie nicht verstehen, daß der Austausch von Informationen unser Leben erst ausmacht? Und mit unserer Ausstattung«, er tippte gegen seinen Hut, »kann man Informationen auf jeder Ebene austauschen, egal, ob intellektuell, künstlerisch oder emotional. Ich hatte das Vergnügen, an Carims Freude teilzuhaben, obwohl ich bedaure, daß man ihm nicht gestattete, sie bis zur Erfüllung zu steigern.«
    »Sie sind krank!« stieß Sine hervor. »Was sind Sie, eine Rasse elektronischer Spanner?«
    Der Mann zuckte die Achseln. »Warum sollte man das Vergnügen der Sinne nur auf diejenigen beschränken, die am Akt teilnehmen?«
    »Ich habe also nicht nur Carim beeinflußt, als man ihn gezwungen hat, den Akt abzubrechen?« fragte Sine. »Warum hat man ihn aufgehalten?«
    »Eine scharfsinnige Frage, die ich besser nicht beantworte.« Er drehte sich entspannt um; Ancors gezogene Waffe schien ihn nicht zu kümmern. »Aber bisher haben Sie der Dame das Gespräch überlassen. Ich nehme an, der Grund Ihres Besuchs ist, daß Sie herausfinden möchten, welche teuflischen Praktiken wir an den Auswanderern vollziehen, um sie zum Weiterflug zu veranlassen? Nun, Sie sollen die Antwort darauf erhalten. Zeus hat die Zahl der Shuttles, die hier halten, in den vergangenen Jahren drastisch reduziert.« Er warf einen kurzen Blick auf die Kontrolleuchten an der Wand der Kabine. »Aber die Anzeige verrät mir, daß in ungefähr einer Stunde eines eintreffen wird. Beobachten Sie das Verfahren und bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil.«
    »Das werden wir tun«, sagte Ancor. »Aber ich warne Sie, genauso wie ich Carim Carim gewarnt habe – wenn ich den leisesten Hauch von Verrat wittere, sind Sie ein toter Mann.«
    »Das ist noch etwas an uns, das Sie nicht verstehen«, sagte der Mann. »Wenn alle Teil desselben, gewaltigen Wesens sind, dann ist dem Individuum der Tod zwar nicht willkommen, aber es fürchtet ihn nicht mehr in dem Maße, wie es ein isoliertes Bewußtsein wie das Ihre tut. Wenn Sie sterben, stirbt ein ganzes Universum, aber wenn einer von uns stirbt, dann verlieren wir lediglich einen unendlich kleinen Teil des Ganzen. Es war höchst unklug von Ihnen, unser Angebot, sich uns anzuschließen, auszuschlagen.«
    Ancor geleitete den Mann zurück in die Steuerkabine und plazierte sich mit Sine auf dem Steg, von dem aus sie nahezu die gesamte Anlage überblicken konnten. Bald begann die Maschinerie mit den Vorbereitungen für das Eintreffen eines Shuttles. Eine gewaltige Drehscheibe bewegte sich schwerfällig zum Ende der Spirale, die dem Abtransport ankommender Shuttles diente. Die große Rutsche, die das zur Ruhe gekommene Shuttle vorsichtig in die Horizontale befördern würde, fuhr die Haltearme aus. Andere Geräte erwachten ebenfalls zum Leben, und das ganze Gebäude wurde vom Rattern und Rumpeln gewaltiger Maschinen erfüllt. Die Roboter wurden nach und nach aktiviert und marschierten zum Empfangspunkt, wo das Shuttle schließlich zum Halten kommen würde. Ancor beobachtete sie mit einem Stirnrunzeln, aber da keiner von ihnen sich in die Nähe der Leiter oder des Stegs begab, behielt er die Waffe im Holster.
    Schließlich kam der entscheidende Augenblick. Mit gewaltigem Donner kam das Shuttle aus der Exis-Speiche und ritt einige Sekunden lang unsicher auf den glühenden Zungen seiner Triebwerke, während eine rotierende Drehscheibe darunter geschoben wurde. Dann verringerte es langsam die Triebwerksleistung und sank geschmeidig auf den sich drehenden Untergrund. Die Drehscheibe fuhr mit ihrer Last die Schienen der Spirale entlang und bremste gleichzeitig langsam die Rotation des Shuttles ab.
    Die Rutsche brachte das Shuttle behutsam in die horizontale Lage; die Luke des Schiffs kam genau an der Ausstiegsrampe zum Stillstand. An diesem Punkt wichen die meisten Roboter etwas zurück, als ob sie den Auswanderern nicht bedrohlich erscheinen wollten, und nur ein einziger verblieb auf der Rampe und