Der Tyrann von Hades
Tez, du kommst mit mir. Cherry, du besetzt den Waffenleitstand. Schieß auf alle Roboter und jeden, der einen roten Hut trägt, ansonsten spar dir die Munition. Ich denke nicht, daß man dir Ärger machen wird.«
Cherry warf einen ängstlichen Blick auf die Feuerknöpfe und schien zu einer Bemerkung ansetzen zu wollen, dann nahm er den Ausdruck in Ancors Augen wahr und überlegte es sich anders. Er wußte genau, wie man die Geschütze bediente, aber er haßte den Krach, den sie machten. Dann drängte sich Carli nach vorne. Sie spielte bei ihren Unternehmungen nur selten eine aktive Rolle, konnte aber mit einer Handwaffe gut genug umgehen, um sich selbst zu verteidigen. Jetzt sah sie Maq fragend an, und er nickte zustimmend. Er konnte jede Hilfe gebrauchen, um Sine zu retten.
Noch bevor sie die Rampe erreichten, erschien ein Mann mit rotem Hut aus den Lagerräumen, eine Betäubungswaffe in der Hand. Die Schienen der Shuttle-Drehscheibe machten ihn für Ancor zu einem schwierigen Ziel. Nicht so für Cherry, der unbehinderte Sicht auf den Mann hatte. Das Buggeschütz der Shellback feuerte und riß den Mann buchstäblich in Stücke. Der Holo-Illusionist ging offenbar auf Nummer Sicher und benutzte weit schwerere Kaliber als notwendig, aber Ancor störte das nicht, solange er genau zielte.
Dann gingen sie die Rampe hinab und gelangten zu dem Gang, von dem, soweit das Auge reichte, Zugänge zu Zellen abzweigten. Der Korridor eignete sich vorzüglich für einen Hinterhalt, da sie jeweils von den Zugängen zu beiden Seiten unter Feuer genommen werden konnten, bevor sie wußten, ob jemand in einer Zelle eingesperrt war. Sie passierten allerdings zehn Zellenpaare ohne Zwischenfall, und Ancor wies Carli an, zurückzubleiben und den Fuß der Rampe zu bewachen, während Tez ihn von der anderen Seite her sicherte.
»Ich muß in jede einzelne Zelle gehen und in die Grube sehen, und wenn ich Sine finde, benötige ich einige Zeit, um sie zu befreien. Haltet mir den Rücken frei, während ich diese zwanzig Zellen überprüfe, und wenn sie nicht dort ist, müssen wir uns etwas ausdenken, wie wir weiter vorgehen.«
Carli nickte und blickte ängstlich die Rampe hinauf. Ihre Waffe war mit Granatgeschossen geladen; mit kleineren Kalibern hatte man keine Chance, einen Roboter aufzuhalten. Das Problem war nur, daß selbst ein so geübter Schütze wie Maq sie nicht immer stoppen konnte, da sie erstaunlich flink waren. Ancor begann mit der Suche. Er überprüfte zuerst jeweils die linke und dann die rechte Zelle und arbeitete sich auf diese Weise durch die ersten elf, inklusive derjenigen, in der man ihn gefangen gehalten hatte. Dann stieß er auf eine Grube, deren Abdeckung undurchsichtig war. Das schien ihm die absolute Dunkelheit während seiner Gefangenschaft zu erklären. Auf irgendeine Weise konnte man die Lichtdurchlässigkeit der Abdeckung regulieren, wahrscheinlich per Knopfdruck.
»Ich glaube, ich habe sie gefunden.« Er rief Tez und Carli her, damit sie den Eingang bewachten, und erforschte die Steuerung. Eingedenk seines eigenen Ausbruchs ging er mit großer Vorsicht vor. Wenn er Sines Turm dieselben Steuerbefehle wie dem seinen gab, lief er Gefahr, daß sie gegen die Abdeckung gedrückt und zerquetscht wurde. Anstatt ein solches Risiko einzugehen, wechselte er zur gegenüberliegenden – nicht belegten – Grube und drückte willkürlich Knöpfe. Innerhalb weniger Minuten hatte er die benötigte Kombination, um die Abdeckungen transparent zu machen, sie zurückzufahren und den Turm auf Höhe des Laufstegs anzuheben. Dann kehrte er zu der Grube mit der undurchsichtigen Abdeckung zurück und stellte sie auf durchsichtig.
Ein Augenpaar blickte ihn mit qualvoller Angst an, aber es war nicht Sines. Ein ungefähr fünfundzwanzig Jahre alter Mann war an das Bett geschnallt. Sein Kopf ruhte in der Induktionshaube, und es war unschwer zu sehen, daß ihn seine synthetischen Empfindungen nicht glücklich stimmten. Ancor fluchte und ließ die Abdeckung zurückfahren. Bald darauf befand sich das Bett auf gleicher Höhe mit dem Laufsteg. Er schnallte den Mann los und erklärte ihm, wie er seinen Kopf aus der Haube befreien konnte. Kurz darauf stand der Mann mit einem um die Hüften geschlungenen Tuch trotzig neben Ancor.
»Das mache ich nicht mit!« sagte er nachdrücklich und fuhr sich über den glattrasierten Kopf. »Lieber sterbe ich.«
»Ich werde Sie zu überhaupt nichts zwingen«, sagte Ancor. »Wir stehen auf der gleichen Seite.
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