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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Sind Sie ein Auswanderer?«
    »Ja, ich bin von der Uranus-Schale. Mein Name ist Kyns Ala.«
    »Sind viele von Ihnen hier?«
    »In unserem Shuttle waren einhundertfünfzig Auswanderer.«
    »Und sie wurden alle hierher gebracht?«
    »Das nehme ich an. Sie haben mich irgendwie betäubt. Als ich wieder erwachte, fand ich mich dort wieder.« Er nickte in Richtung der Grube. »Sie sagten mir, was sie von mir wollten, aber ich konnte nicht darauf eingehen. Elektroden im Gehirn…«
    »Mir ging es genauso«, sagte Ancor. »Nun, Ala, ich habe jetzt nicht die Zeit, Ihnen das zu erklären, aber meine Freunde und ich führen eine Revolution gegen diejenigen, die Ihnen das angetan haben. Wenn Sie mitmachen wollen, dann kommen Sie mit. Wir haben eine Chance, die übrigen herauszuholen, aber es könnte gefährlich werden.«
    »Das ist mir egal. Ich sterbe lieber, als daß ich tue, was sie sagen. Ich bin dabei.«
    »Gut! Ich zeige Ihnen, wie die Steuerung der Zellen funktioniert, und wir arbeiten uns den Gang entlang und befreien so viele Menschen, wie wir können. Wir müssen uns aber beeilen, denn ich vermute, daß wir es bald mit Roboterverstärkungen zu tun haben werden.«
    Noch während er sprach, dröhnten Schüsse durch den Korridor. Eine kurze Taxierung der Lage ergab, daß ein Roboter die Rampe heruntergekommen war, und Carli ihn zerstört hatte. In ihrer Miene spiegelte sich immer noch etwas Unglauben über die durchschlagende Wirkung ihrer Waffe wider. Ancor stellte Tez und Carli ihrem neuen Mitstreiter in aller Kürze vor, dann machten sie sich auf, um weitere Zellen zu untersuchen. Kyns Ala lernte schnell und wußte bald, wie er belegte Zellen erkennen und die Opfer befreien konnte. Er erwies sich auch rasch als Organisationstalent, als er aus einigen der zuerst befreiten Auswanderer ein Team bildete, das die gerade erst Entronnenen über ihre Lage aufklärte. Ancor und Ala mußten sich von diesem Zeitpunkt an nicht mehr mit Erklärungen aufhalten. Ala stellte auch sicher, daß die stetig wachsende Zahl befreiter Männer und Frauen soweit wie möglich in den Zelleneingängen blieb. So waren sie in der Lage, den Gang zu überwachen und beim Erscheinen eines Roboters die begrenzte Feuerkraft der Gruppe auf ihn zu konzentrieren.
    Insgesamt begegnete die Gruppe nur ungefähr einem Dutzend Roboter. Tez und Carli erledigten die meisten von ihnen; Ancor selbst vernichtete nur zwei Maschinen, die unbehaglich nahe gekommen waren. Einige der Auswanderer versuchten dennoch, es mit bloßen Händen mit einem Roboter aufzunehmen, mit dem Ergebnis, daß drei Männer in Stücke gerissen wurden, bevor es Carli gelang, die Maschine mit einem glücklichen Treffer bewegungsunfähig zu schießen. Kyns Ala mußte ungefähr auf halbem Weg durch den Korridor Sine Anura gefunden haben, denn plötzlich erschien sie an Ancors Seite und half bei der Befreiung weiterer Auswanderer, die sie jetzt in nahezu allen Zellen fanden. Ancor hatte es irgendwann aufgegeben, die Befreiten zu zählen, aber es waren mit Sicherheit mehr, als ein Shuttle transportieren konnte, und er schätzte am Ende, daß sie ungefähr dreihundert Menschen aus den Zellen geholt hatten. Ancor war ursprünglich aufgebrochen, um Sine Anura zu finden, aber als er das Ende des Ganges erreichte, begleitete ihn eine wütende und entschlossene Armee. Der Tyrann würde nicht entzückt sein.
    Schließlich hatten sie alle Zellen überprüft. Maq befahl einen geordneten Rückzug durch den Gang in die Halle des Terminals. Er und Sine setzten sich an die Spitze des Zugs, während Tez und Carli ihnen den Rücken freihielten. Sie erreichten ihr Ziel ohne weitere Zwischenfälle, aber Cherry staunte nicht schlecht, als der Haufen unerwartet von der Rampe quoll.
    Ancor nahm Kyns Ala und die von ihm ernannten Offiziere auf die Seite und schilderte ihnen, so gut er konnte, die Lage auf der Neptun-Schale. Die Auswanderer, die ausnahmslos von der völlig überbevölkerten Uranus-Schale kamen, waren verblüfft, als sie erfuhren, daß eine einzige Person auf der Neptun-Schale 25.000 Quadratkilometer Fläche für sich alleine hatte. Sie beschlossen auf der Stelle, auf der Neptun-Schale zu bleiben und für ihren gerechten Anteil am hiesigen Lebensraum und an den Ressourcen zu kämpfen.
    Ancor wünschte ihnen alles Gute, doch in seinen Augenwinkeln lag ein melancholischer Glanz: Er wußte, daß er der Geburt einer neuen Nation beiwohnte, aber neue Nationen wurden ausnahmslos durch Blutvergießen geboren

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