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Der Tyrann von Hades

Der Tyrann von Hades

Titel: Der Tyrann von Hades Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Kapp
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Wenigstens wurden ihre Funkgeräte von dem Sturm nicht beeinträchtigt.
    Er pochte vielsagend gegen das Ei. »Eine Speziallegierung. Falls nötig, könnten wir sie mit den Lasern durchschneiden, doch dann liefen wir Gefahr, das ganze Exekutivzentrum zu zerstören. Aber auch wenn die Anlage sich selbst reparieren kann, braucht sie ab und zu Nachschub. Es muß also irgendeine Art von Luke geben. Das Problem ist nur, sie zu finden.«
    Sie blickten die gewaltige Außenwandung des Eis hinauf, die mit tropfendem Schlamm bedeckt war, von dem Böen hin und wieder Stücke abrissen und als Sprühnebel verteilten.
    »Das könnte länger dauern. Erst recht, wenn die Luke irgendwo weiter oben liegt. Wir können bei diesem Wetter niemals die ganze Oberfläche des Eis absuchen.«
    »Im Augenblick bleibt uns nichts anderes übrig, als uns umzusehen. Falls nötig, müssen wir nach dem nächsten Sturm zurückkommen.«
    »Bist du sicher, daß es keinen anderen Weg gibt? Selbst wenn es eine Luke gibt, wird sie sich kaum ohne weiteres öffnen lassen. Und wenn sie nicht für Menschen gedacht ist, wird sie auch in keiner Weise markiert sein. Wir werden sie nicht einmal erkennen, wenn wir sie direkt vor unserer Nase haben.«
    Ein plötzlicher Windstoß ließ Sine taumeln und auf den Rücken fallen. Ancor gelang es, sich verbissen an die Leine zu klammern. Selbst er mußte sich eingestehen, daß ihre Lage aussichtslos war. Sie konnten das Risiko eingehen und sich zu den fünf anderen Stützen vorarbeiten. Insgesamt hätten sie dann einen kleinen Ausschnitt der Unterseite des Eis untersucht, aber solange die Stürme anhielten, konnten sie unmöglich die Seitenflächen oder die Spitze des Eis begutachten. Außerdem war es nicht einmal sicher, ob es überhaupt etwas zu finden gab. Der Tyrann hatte seinen Trumpf ausgespielt.
    Aber hatte er das wirklich? Die panischen Funksprüche des Exekutivzentrums, die die Shellback während des Anflugs aufgefangen hatte, mußten einen Grund haben. Wenn das Ei wirklich unangreifbar war, was hatte es dann zu befürchten? Eine Böe fegte Ancor von den Beinen, und während er auf dem Rücken lag, erhellte eine Kette von prächtigen Blitzen für eine halbe Minute die Umgebung. Und in dieser Zeit sah er etwas, was er bei seiner Untersuchung mit dem Handscheinwerfer übersehen hatte: an der Innenseite der Stütze, an die er gebunden war, zogen sich regelmäßige Vertiefungen hinauf.
    Diese sonderbare Eigenheit war ihre Aufmerksamkeit wert. Es war unwahrscheinlich, daß das Ei so konstruiert war, daß es sich selbst als Ganzes auf seinen Stützen absenkte. Damit schien es aber nur eine weitere mögliche Antwort zu geben: Die Vertiefungen sollten es einem anderen Mechanismus erlauben, hier hinaufzuklettern. Sine richtete den Scheinwerfer auf die benachbarte Stütze und stellte fest, daß sie ebenfalls gezackt war. Wahrscheinlich kletterte der Mechanismus zwischen den beiden Stützen hinauf.
    Ancor nahm Sine den Scheinwerfer aus der Hand, richtete den Lichtstrahl senkrecht nach oben und musterte sorgfältig die Außenhülle zwischen den beiden Stützen. Mehrmals spritzte schlammiges Regenwasser auf die Sichtscheibe seines Helms und verdeckte seine Sicht. Beim Versuch, eine Stelle unmittelbar außerhalb der Reichweite der Sicherheitsleinen zu erreichen, löste er unbesonnenerweise den Karabiner seines Anzugs vom Seil. In diesem Augenblick explodierte der Sturm in bösartiger Wut und trieb ihm den Regen mit einer derartigen Wucht entgegen, daß er ihm wie eine solide Wand erschien. Er stolperte zwanzig, dreißig Meter rückwärts und prallte dann mit einer knochenbrechenden Erschütterung gegen eine der inneren Stützen. Der Scheinwerfer an seinem Traggurt flog gegen das Metall, und das robuste Gehäuse explodierte förmlich. Der Lichtstrahl erlosch. Der Zwischenfall hatte aber auch einen erfreulichen Aspekt. Als die Wasserwand auf die Unterseite des Eis geprallt war, hatte sie für einen Augenblick den Schlamm von der Außenwandung gewaschen, und Ancor hatte eindeutig die Umrisse einer kleinen Luke erkannt.
    Sine hatte kurz aufgeschrien, als er weggeschleudert worden war, und hatte sofort eine zweite Sicherungsleine an ihrem Gürtel angebracht, um zu seiner Rettung aufzubrechen. Da ertönte Cherrys Stimme in ihren Helmlautsprechern.
    »Maq, hier gibt es Probleme. Das Felsgestein unter den Grav-Fesseln zerbröckelt. Wir stehen in einem prekären Winkel, die letzte Böe hat uns beinahe umgeworfen.«
    Ein, zwei Sekunden

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