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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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eindringlich.
    »Niemanden«, wiederholte Dillon.
    Hornberg seufzte, zog die Brille auf den Rücken seiner kräftigen Nase herunter und stand langsam auf. Er knöpfte sein Sportsakko zu. Dillon hütete sich, seine Zigarette auszudrücken. Er wartete auf den nächsten Zug des anderen.
    »Ich danke Ihnen, daß Sie zu so unmenschlicher Zeit zu mir gekommen sind, Mr. Dillon. Ich glaube nicht, daß wir noch Fortschritte machen – also sehe ich keinen Grund, Ihre Nachtruhe weiter zu stören.« Er wandte sich Tweed zu. »Wenn Sie noch einige Minuten bleiben könnten – ich möchte mit Ihnen noch einmal über Ihre Entdeckung auf der Drottninggatan reden.«
    Hornberg begleitete den Amerikaner zum Lift, wartete, bis dieser sich nach unten in Bewegung gesetzt hatte, und kehrte in sein Büro zurück. Kopfschüttelnd schloß er die Tür. Er hob den Telefonhörer ab und bestellte frischen Kaffee.
    »Er hat natürlich gelogen«, bemerkte er, hinter seinem Schreibtisch Platz nehmend.
    »Nicht notwendigerweise«, warf Tweed ein.
    »Warum sagen Sie das? Sie waren es doch, der ihm die Falle gestellt hat. Er gab zu, daß er wußte, daß man ihm folgte.«
    »Die Killer könnten ihm auch gefolgt sein, indem sie den alten Trick der Vorausbeschattung anwendeten.«
    »Erklären Sie mir das, bitte.«
    »Sie könnten vor Persson und Dillon gewesen sein – es gibt eine Menge Seitenstraßen, die die Drottninggatan queren, wo sie gewartet haben könnten.«
    »Und wie wußten sie, welche Route er nehmen würde?«
    Tweed wartete, bis eine junge Dame, die mit einem Tablett hereingekommen war, auf dem eine frische Kanne mit Kaffee stand, den Raum wieder verlassen hatte. »Weil sie Dillon in der Nacht zuvor gefolgt waren. Das war die
zweite
Nacht, und Dillon ging dieselbe Straße entlang.«
    »Möglich – aber unwahrscheinlich«, meinte Hornberg. »Welches Motiv könnte Dillon haben, nicht die Wahrheit zu sagen?«
    »Er hat hier dienstlich zu tun und möchte nicht in den Mord an Persson verwickelt werden. Sein Instinkt rät ihm, sich ganz aus Ihren Nachforschungen herauszuhalten.«
    »Sie übersehen die Möglichkeit, daß Dillon einfach sauer ist.
    Dann paßt es wieder. Persson wurde getötet, um Dillon zu beschützen. Wir kriegen es noch raus – ich gebe nicht auf … Und etwas später heute – sagen wir um die Mitte des Vormittags, falls Sie frei sind – fahre ich Sie auf die Insel Ornö, für die Sie sich offenbar so brennend interessieren. Ich bin neugierig, was wir dort vorfinden, das Ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkt.«
    Es war kurz vor neun Uhr morgens, als Ingrid an Tweeds Tür klopfte. Er war auf, rasiert und angezogen, obwohl er nur drei Stunden geschlafen hatte – nach Stunden des Wachseins zusammen mit Hornberg.
    »Können wir zusammen frühstücken?« fragte sie, sich auf das noch ungemachte Bett niederlassend.
    »Ich fürchte nein.« Die Enttäuschung war ihr anzumerken. »Ich habe einen Auftrag für Sie – und von nun an dürfen wir beide weder im Hotel noch draußen zusammen gesehen werden.«
    »Was ist das für ein Auftrag?«
    »Sie folgen Helene Stilmar, wohin sie auch geht. Stellen Sie fest, mit wem sie sich trifft …« Er überreichte ihr ein dickes Kuvert.
    »Hier ist Geld für Ihre Ausgaben. Vielleicht verreist sie per Flugzeug. Sie haben Ihren Paß?«
    »Ich habe ihn immer bei mir, wenn ich für Sie arbeite.« Sie klopfte auf ihre Handtasche. »Nicht daß ich ihn innerhalb Skandinaviens brauchen würde.«
    Tweed hatte vergessen, daß in Skandinavien der Zoll nur an Nicht-Skandinaviern interessiert war. Ingrid konnte nach Helsinki fliegen wollen und vor dem Einsteigen Schwedisch sprechen, und der Zollbeamte würde sie weiterwinken. Sie prüfte den Inhalt des Kuverts.
    »Die Geldscheine in der Büroklammer sind Ihr Honorar«, bemerkte Tweed.
    »Das ist zu viel. Sie wissen, wie gern ich für Sie arbeite – und ich habe Personal, das sich in meiner Abwesenheit ums Geschäft kümmert.«
    »Gehen die Geschäfte gut?«
    »Sehr gut. Die Kunden wollen gute Fotokopien haben, und zwar prompt. Sie kriegen, was sie wollen. Ich sage immer noch, das hier ist zu viel …«
    »Das Honorar bestimme ich. Also dürfen Sie nicht mit mir streiten. Können Sie mir sagen, welche Art Frau so etwas benützt?«
    Er gab ihr den Lippenstift, den er kurz nach Auffindung von Perssons Leiche in dem Ladeneingang auf der Drottninggatan in der Hand hatte verschwinden lassen. Ingrid hob das Oberteil der Goldhülse ab, drehte den Stift heraus und besah

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