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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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sichtlich in einem Zustand höchster Nervosität.
    »Ich habe gerade gebadet«, erklärte Newman, sich das Haar frottierend. »Lockert einen auf.«
    »Sie sollten eine Sauna versuchen.«
    »Eine Roßkur. Gut für euch Finnen – ihr seid daran gewöhnt.«
    Er kleidete sich rasch an, bequeme Sachen, Sporthose und Sportsakko. Mauno saß auf einem Stuhl und sah ihm zu, wie er sich eine neue Zigarette anzündete. Er sah voraus, daß es ein schwieriges Gespräch werden würde, und war froh darüber, daß es im Freien stattfand. Spannungen lösten sich am ehesten in der frischen Luft – wenn man ging und der Körper sich lockerte.
    Es regnete, als sie losmarschierten, die Mannerheimintie hinunter in Richtung Innenstadt. Ein kurzer, heftiger Schauer. Die beiden waren ohne Hut, achteten nicht auf den Regen und gingen nebeneinander her, Newman schweigend und geradeaus blickend.
    »Neuigkeiten aus Tallinn«, begann Mauno. »Wir können morgen hinfahren. Aber obwohl ich schriftlich die Zusage sicheren Geleits habe, kann es gefährlich werden …«
    »Ich komme mit«, fiel ihm Newman ins Wort. »Auf der ›Georg Ots‹?«
    »Ja. Aber es ist für Sie noch nicht zu spät, es sich anders zu überlegen.«
    »Das Schiff fährt um zehn Uhr dreißig ab? Vom Silja-Pier?«
    »Ja. Ich könnte ihnen immer noch mitteilen, Sie hätten sich entschlossen, den Artikel nicht zu schreiben. Machen Sie sich die Sache klar: es ist Rußland, wohin Sie fahren. Für mich ist das okay, aber für Sie …«
    »Mauno, ich fahre so oder so nach Estland. Entweder mit Ihnen oder allein. Der Bestseller, den ich geschrieben habe, hat mir eine Menge Geld eingebracht. Irgendwo gibt es einen finnischen Fischer, der mich – für entsprechend viel Geld – in der Nacht an der estnischen Küste absetzt.«
    »Dann kommen Sie lieber mit mir.«
    Eine Tram rumpelte an ihnen vorbei. Der Regen hatte aufgehört, und plötzlich verschwanden die dunklen Wolken. Der Himmel über ihnen war blau, die Sonne schien, als die beiden Männer sich dem merkwürdigen Denkmal des Präsidenten Kekkonen näherten – zwei senkrechten Platten, die keinerlei Ähnlichkeit mit einem menschlichen Wesen hatten. Vielleicht sollten sie Stärke bedeuten, dachte Newman – nicht daß es ihm wichtig gewesen wäre. Er ging wie ein Roboter, das Gesicht völlig ohne Ausdruck. Als sie an dem Steinklotz des Museums vorbeigingen, stellte er seine Fragen.
    »Wie steht’s mit dem Besuchsplan? Kann ich gehen, wohin ich will, oder haben sie da Bedingungen gestellt?«
    »Überall in Tallinn, lautet das Abkommen. Sie werden Oberst Andrei Karlow kennenlernen …«
    »Der uns überallhin begleiten wird? Dann werden die Einheimischen jedes Wort, das sie zu mir sagen, auf die Goldwaage legen.«
    »Nein. Wir werden allein gehen – so wie jetzt in Helsinki. Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich mitkomme? Das gehört mit zum Abkommen, das ich mit Tallinn getroffen habe – ich meine, daß ich für Sie verantwortlich bin.« Mauno grinste schief.
    »Schließlich bin ich Chef der Sicherheitspolizei.«
    »Das geht schon in Ordnung«, sagte Newman kurz. »Gehen wir eine vorgeschriebene Route ab?«
    »Überall in Tallinn ist ausgemacht. Durch Seitenstraßen. Wir können gehen, wohin wir wollen – wohin Sie wollen. Sie sind sehr begierig darauf, daß Sie sehen, wie die Verhältnisse dort sind, damit Ihr Artikel überzeugend wird …«
    »Wie lange werden wir dort sein?«
    »Die ›Georg Ots‹ fährt um zehn Uhr dreißig ab, kommt in Tallinn um fünfzehn Uhr an. Sie verläßt Tallinn um neunzehn Uhr dreißig und kommt hier um zweiundzwanzig Uhr dreißig an.«
    »Das sind wenig mehr als vier Stunden an Land. Das ist nicht viel.«
    »Sie sind ein erfahrener Journalist. Sie haben doch bestimmt Material für eine Story schon in kürzerer Zeit gesammelt. Seien Sie doch bitte morgen um neun Uhr dreißig in meinem Büro.«
    »Sie planen großzügig«, erklärte Newman. »Ihr Büro ist nicht weit vom Silja-Pier.«
    »Sie haben einer Leibesvisitation zugestimmt«, erinnerte ihn Mauno. »Keine versteckten Kameras, keine Waffen. Das ist ebenso Teil des Abkommens mit Karlow. Oder haben Sie es sich anders überlegt?«
    »Nein.« Newman blieb auf dem Gehsteig stehen. »Ich kann von hier eine Tram zurück zum ›Hesperia‹ nehmen. Ich danke Ihnen, daß Sie diese Fahrt für mich arrangiert haben.«
    »War mir ein Vergnügen. Und ich bin überzeugt, es wird nichts schiefgehen.«
    Karlow war nicht in seinem Büro, weil er eine

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