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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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›Marski‹ eine Filiale – das ist nur wenige Meter die Hauptstraße hinunter.«
    Sie griff nach dem Blatt und schrieb etwas an den Rand. Er las das Hinzugefügte: »Ageba Travel Service, Pohjoisranta 4.« Gott sei Dank, wieder einmal etwas in Englisch.
    »Brauchen Sie noch irgendeine Information?« fragte sie.
    »Ich glaube nicht.« Er schaute sie über den Tisch hinweg an. Sie hatte sich offensichtlich für dieses Abendessen mit besonderer Sorgfalt angezogen. Sie trug ein enganliegendes schwarzes Kleid mit goldenem Drachenmuster. Der Mandarinkragen betonte das feste, wohlgeformte Kinn.
    »Sie sind wirklich eine hübsche junge Dame«, sagte er.
    »Danke, Bob.« Sie schien erfreut und zugleich befangen.
    »Haben Sie in letzter Zeit Ihren Vater gesehen? Oder Kontakt mit ihm gehabt?«
    »Warum fragen Sie das?«
    Sie ließ Messer und Gabel auf den Teller fallen, ihr Gesicht wurde zu Stein. Freude und Wohlbefinden waren Ärger und Abscheu gewichen, und der Stimmungsumschwung war schon aus der Art, wie sie ihre Frage stellte, erkennbar.
    »Ich nehme einfach an, daß Sie regelmäßig Kontakt mit Ihrem Vater haben.«
    »Mit ihm in seiner Eigenschaft als Chef der Schutzpolizei?«
    Sie beugte sich über den Tisch und hatte die Stimme gesenkt, der Ton war kalt wie das Eis in den Gläsern des Paares am Nebentisch.
    Newman erkannte, daß eine weitere finnische Explosion bevorstand. Ihr Gesichtsausdruck spiegelte wieder, was ihre Stimme hören ließ.
    »Nur in seiner Eigenschaft als Vater einer Tochter«, erwiderte er.
    »Das glaube ich nicht! Sie meinen, ich berichte ihm alles, was wir miteinander reden! Sie glauben, das allein war der Grund, warum ich Sie auf dem Flughafen Vantaa traf, als Sie aus Ihrem Flugzeug stiegen? Nun, Mr. Newman, ich habe Neuigkeiten für Sie. Ich komme mit meinem Vater nicht allzu gut aus. Ich wurde Journalistin gegen seinen Willen. Ich habe ihn seit mehr als zwei Monaten weder gesehen noch gesprochen. Und – mir ist der Hunger vergangen. Nur noch Kaffee, wenn ich bitten dürfte – dann gehe ich!«
    Newman machte keinen Versuch, Laila umzustimmen. Er war selbst in grimmiger Laune, doch sein Verstand gewann die Oberhand über seine Gefühle. Entweder log sie – dann hatte sie den Beruf der Schauspielerin verfehlt –, oder sie war echt aufgebracht.
    Er mußte sichergehen, daß das letztere der Fall war. War es der Fall, dann würde sie jetzt gehen. Sie tranken schweigend den Kaffee, er unterschrieb die Rechnung, und Laila stand auf und schlüpfte in ihren Mantel, bevor er ihr helfen konnte.
    Die Paare an den anderen Tischen waren jetzt in heiterster Laune, schwatzten angeregt und tranken große Mengen Alkohol. Er begleitete sie hinaus, wo mehrere Taxis warteten. Bei einem leuchtete das Zeichen »Taksi«, also Finnisch, die anderen Schilder zeigten einfach die Aufschrift »Taxi«.
    Sie dankte ihm höflich, jedoch förmlich für das Abendessen, sagte gute Nacht und fuhr davon. Newman hob bedauernd die Schultern, überquerte langsam die Straße und kehrte in sein Zimmer zurück. Er war schon von Natur ein Einzelgänger, um so mehr in der Ausübung seines Berufes. Und das hier war der bitterste Job seines bisherigen Lebens. Besser allein.
    Am Samstag, dem 1
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September – es war der Tag, an dem Tweed sich in Genf mit Alain Charvet traf, dem Expolizisten, der jetzt eine Privatauskunftei führte –, flog General Lysenko von Moskau nach Leningrad, das er immer seine »vorgeschobene Basis« nannte.
    Lysenko liebte es, seine Reden mit militärischen Fachausdrücken zu verbrämen. Leningrad schien ihm die ideale Basis für die »Operation Procane«, wie er sie nun nannte. Zusammen mit ihm reiste sein Stabsoffizier, Hauptmann Valentin Rebet, in Moskauer Kreisen »Lysenkos Schatten« genannt.
    Rebet war fünfunddreißig, groß, dunkelhaarig, mit Kurzhaarschnitt und einem enzyklopädischen Gedächtnis. Er war außerdem ein erstklassiger Administrator und bildete damit eine großartige Ergänzung zu seinem Chef, der als lärmender Tatmensch Schreibtischarbeit verabscheute.
    Sobald sie in seinem Büro waren, das sich im zweiten Stock eines grauen Blocks über der Newa am Arsenal-Kai befand, stellte Lysenko Rebet auch schon die Frage.
    »Also, Rebet, was haben wir?«
    Rebet schob sich die randlose Brille den langen Nasenrücken bis zur Nasenwurzel hoch und öffnete den Ordner.
    Lysenko war eine ausgesprochen physische Natur, am glücklichsten, wenn er zu einem neuen Bestimmungsort unterwegs war und seine

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