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Der Überläufer: Tweed 3

Der Überläufer: Tweed 3

Titel: Der Überläufer: Tweed 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Untergebenen mit Fragen bombardieren konnte. Er trank riesige Mengen von Wodka und Lakka, dem Likör, den die Finnen aus Schellbeeren machten. Ebenso groß war sein Appetit auf Frauen. Rebet hatte diesbezüglich einem Kollegen gegenüber geäußert: »Wenn du seine Frau siehst, dann weißt du, warum.«
    Valentin Rebet war der Verstandesmensch in diesem Duo, ein Mann, der nächtelang am Schreibtisch sitzen und Akten und Agentenberichte studieren konnte. Wenn jemand unzusammenhängende Fakten in logischen Zusammenhang bringen konnte, dann war er es.
    »Erstens haben wir die mysteriöse Mordserie an GRU-Offizieren in Tallinn«, begann er, »Morde, die, oberflächlich besehen, kein Motiv erkennen lassen.«
    »Sie sind ganz offensichtlich das Werk der estnischen Widerstandsbewegung. «
    Lysenko sprang auf und stampfte mit seinen dicken Beinen quer durchs Zimmer, um aus dem Fenster zu starren. Rebet hob den Blick und verengte die Augen, bevor er weiterredete.
    »Es gibt keinen Beweis für eine solche Annahme. Diese scheußlichen Morde haben doch etwas Merkwürdiges an sich. Vier Männer werden mit der Garotte erdrosselt, und alle vier sind GRUOffiziere. Warum vom GRU? Und jetzt sitzt der hervorragende Oberst Andrei Karlow in Tallinn und hat sich mit zwei Problemen herumzuschlagen.«
    »Hervorragend?« Lysenko brüllte fast. »Ein Speichellecker ist er, der auf dem Bauch zu seinen Vorgesetzten gekrochen kam in der Hoffnung auf Beförderung.«
    »Karlow ist einer der hervorragendsten Militäranalytiker in der Roten Armee«, beharrte Rebet auf seiner Meinung. »Haben Sie seinen letzten Bericht gelesen, er ist eben erst hereingekommen, in dem er Zweifel am Wert der Informationen äußert, die uns der geheimnisvolle Procane geliefert hat?«
    »Er sichert sich ab – denn er war derjenige in London, der diese Informationen weitergegeben hat. Moskau ist davon überzeugt, daß Procane der bedeutendste Fang werden könnte, den wir seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gemacht haben.«
    »Ich glaube, es war ein Fehler, ihn mit der Nachforschung im Falle der Mordanschläge zu betrauen. Er sollte sich besser ganz darauf konzentrieren, dem unbekannten Adam Procane beim Überlaufen behilflich zu sein. Übrigens ist auch schon ein zweiter Bericht unseres Militärattachés in Paris eingetroffen – des Inhalts, daß Procane bereits unterwegs ist.«
    »Was ist also unser nächster Schritt, Genosse?« schoß Lysenko die nächste Frage ab.
    »Wir geben an alle unsere Botschaften in Westeuropa – und natürlich an alle inoffiziellen Kontaktpersonen – die Weisung aus, uns unverzüglich vom Eintreffen jedes höheren amerikanischen Diplomaten, Abwehrmannes oder Armeeangehörigen in Kenntnis zu setzen. Procane muß sich einen überzeugenden Grund ausdenken, weswegen er den Atlantik überquert – die erste Etappe auf seinem Weg hierher. Die erste Zwischenstation, die er macht, könnte uns Aufschluß darüber geben, welche Route er quer durch Europa zu nehmen gedenkt.«
    »Ich werde sofort den Bereitschaftsbefehl hinausgehen lassen«, stimmte Lysenko zu. Er zündete sich eine seiner Zigaretten mit Pappefilter an, was hieß, daß die Idee ihm gefiel. Aktion! Das war seine Stärke.
    »Inzwischen gibt es einen dritten Faktor – den ich schon erwähnt habe. Die Ermordung der französischen Journalistin Alexis Bouvet durch diesen irren Sadisten Poluschkin. Dazu der nächste Irrsinn, einen Film der Ermordung nach London und ein Foto mit Bericht an eine Zeitung in Helsinki zu schicken. Ein Irrsinn nach dem anderen.«
    »Überlassen Sie die hohe Politik denen, die was davon verstehen.
    Noch etwas? Wenn nicht, dann müssen wir wegen dieses Amerikaners allgemeinem Alarm schlagen. Eine gute Idee, Genosse.«
    Lysenko war sich sehr wohl bewußt, daß Rebet für ihn unentbehrlich war, daß er die Ideen hatte. Er war der einzige Untergebene, dem er gelegentlich auf die Schulter klopfte. Nicht zu oft, Gott bewahre! – es führte zu nichts, wenn man einen Menschen seine Unentbehrlichkeit fühlen ließ.
    »Diese ganze Serie von Vorfällen in Estland macht mir Sorgen«, wiederholte Rebet. »Denn ich kann sie nicht miteinander in Zusammenhang bringen.«
    »Und ein Zusammenhang muß sein?« fragte Lysenko schroff.
    »Ich glaube nun einmal nicht an Zufälle«, sagte Rebet.
    Das war am Samstag. Am Sonntag flog Tweed nach seinem Treffen mit Julius Ravenstein, dem Mann mit dem Codenamen »Weißer Stern«, den ihm Antwerpener Diamantenhändler gegeben hatten, von

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